Aktienfokus: Luxussektor von China-Sorgen belastet – Betroffenheit nach Hayeks Tod
Abseits der Börse hat in der Schweiz der Tod von Swatch-Gründer und Verwaltungsratspräsident Nicolas Hayek tiefe Betroffenheit ausgelöst. Analysten bezeichnen den Tod Hayeks als enormen Verlust für das Unternehmen, das von Sohn Nick Hayek als CEO geführt wird. Bezüglich Strategie und Eigentümerstruktur werden aber vorerst keine Veränderungen erwartet.
Bis um 12.40 Uhr büssen die Namenaktien der Swatch Group bei durchschnittlichen Volumen um 3,2% auf 314,90 (Tagestiefst: 312,30) CHF ein, jene von Richemont verlieren 2,7% auf 39,52 (39,26) CHF. Swatch starteten mit minus 1,8%, Richemont mit minus 0,7% in den Handel. Der Gesamtmarkt (SMI) verliert derzeit 1,53%, nachdem er mit minus 0,88% den Handel eröffnet hatte.
Neue Sorgen um «Wachstumsmotor» China
Am Dienstag hatten Händlern zufolge neu aufgeflammte Konjunktursorgen die Börsen und insbesondere konjunkturabhängige Aktien unter Druck gesetzt. Die Nachrichten stammen diesmal nicht aus Europa oder aus den USA, sondern von der «Wachstumsmotor» China. Das US-Forschungsinstitut Conference Board hatte nämlich seinen China-Konjunkturindex für April wegen eines Rechenfehlers auf ein Plus von 0,3% statt zuvor plus 1,7% revidiert.
Swatch-Erfinder tot
Am Montag ist Nicolas Hayek im Alter von 82 Jahren unerwartet an seinem Arbeitsplatz verstorben. Der Vollblutunternehmer mit libanesischen Wurzeln war die treibende Kraft hinter der Wiedergeburt der Schweizer Uhrenindustrie in den 1980-er Jahren. Der als «Mr. Swatch» bezeichnete Hayek war noch Delegierter des Verwaltungsrates der Swatch Group. Das Unternehmen wird seit 2003 von seinem 1954 geborenen Sohn Nick Hayek geleitet.
Nachfolge geregelt
Nicolas Hayek stand der Gruppe seit 1986 vor und war gleichzeitig ihr wichtigster Aktionär. Der Hayek-Pool hält 41% (Hayek selbst 40,2%) der Stimmen und 24% des Kapitals. Sein Sohn Nick arbeitet seit 1994 für die Swatch Group und wurde im Jahr 2003 zum CEO ernannt und in diesem Jahr in den Verwaltungsrat gewählt. Die Tochter von Nicolas Hayek, Nayla Hayek, ist derzeit stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende.
Retter der Schweizer Uhrenindustrie
Für René Weber von der Bank Vontobel war Nicolas Hayek einer der beeindruckendsten Schweizer Unternehmer und unbestritten für das Überleben der Schweizer Uhrenindustrie verantwortlich. Zudem habe er die Swatch Group an die weltweit 1. Stelle der Uhrenhersteller geführt. Sein Ableben stelle einen enormen Verlust für das Unternehmen und für die Schweiz dar, schreibt Weber.
Vontobel erwartet Nick Hayek an VR-Spitze
Allerdings rechnet der Vontobel-Analyst nach dem Ableben von Nicolas Hayek mit keinen grösseren Veränderungen in der Strategie und der Eigentümerstruktur der Swatch Group. Es sei davon auszugehen, dass CEO Nick Hayek im Verwaltungsrat den Vorsitz übernehme und Marc Hayek zum neuen CEO ernannt werde. Der 39-jährige Marc Hayek ist der Sohn von Nayla, ist CEO von Blancpain und arbeitet seit 2001 in der Gruppe.
Citigroup: Keine Änderungen bei Besitzverhältnissen
Auch die Analysten der Citigroup sehen den Tod Hayeks als grossen Verlust für das Unternehmen. Der Beitrag, den Hayek für die Swatch Group und die Schweizer Uhrenindustrie geleistet habe, sei immens. Kurzfristig dürften betreffend der Besitzverhältnisse und des Free Floats bei der Swatch Group keine Veränderungen vorgenommen werden, so die Citigroup. Allerdings könne es diesbezüglich Spekulationen am Markt geben.
Helvea: Unternehmen gut auf Situation vorbereitet
Alessandro Migliorini schreibt ebenfalls von einem bedeutenden Verlust für Swatch. Allerdings dürfte Hayek sein Unternehmen gut auf diese Situation vorbereitet haben, so der Analyst von Helvea. Trotz seines hohen Alters sei Nicolas Hayek für Swatch ein wichtiger Bestandteil gewesen und wichtige Arbeit, wie etwa als CEO der Luxusmarke Breguet, geleistet. Für Sohn Nick Hayek werde es nicht einfach sein, einen starken Nachfolger für Breguet zu finden. Er könne aber auf ein gefestigtes Management-Team zurückgreifen. Ausserdem sei Breguet gut positioniert, um weitere Marktanteile dazuzugewinnen, so Migliorini.
Rating bleibt auf «Buy»
Sowohl die Bank Vontobel als auch die Citigroup und Helvea belassen das Rating für Swatch auf «Buy». Die Gruppe habe eine Starke Position in Asien und ein breit gestreutes Markenportfolio, begründet René Weber die Kaufempfehlung. Auch die Citigroup sieht Swatch weltweit gut positioniert, um von der konjunkturellen Erholung profitieren zu können. (awp/mc/pg/10)