Aktienfokus: Nobel Biocare beruhigt Anleger – Aktie erholt sich etwas
Der Zahnarzt erhob ähnliche Vorwürfe wie die beiden Schwedischen Professoren der Universität Göteborg, deren Kritik derzeit von der Schwedischen Gesundheitsbehörde untersucht wird.
Nur Gesundheitsbehörde kann für Klarheit sorgen Nobel Biocare hat sich heute in einer Pressemitteilung erneut zu den Vorwürfen geäussert und auf die eigenen klinischen Studien verwiesen, welche die Sicherheit des Implantats belegen. Analysten gewichten die verschiedenen Aspekte des Falls zwar unterschiedlich, sind sich aber in dem Punkt einig, dass nur ein Entscheid der Schwedischen Gesundheitsbehörde für Klarheit sorgen kann.
Aktie an die Spitze im SMI Bis um 11.00 Uhr klettern Nobel Biocare mit einem Plus von 6,25 CHF oder 2,4% auf 271,25 CHF an die Spitze im SMI, während der Gesamtmarkt (SMI) 0,2% tiefer auf 7’708,82 Punkten notiert.
Unsicherheit bleibt bestehen
«Die Unsicherheit ist noch nicht beseitigt», heisst es im Kommentar der Bank Julius Bär. Einzig die Schwedische Gesundheitsbehörde, welche derzeit den Fall untersucht, könne ein objektives Urteil fällen, schreibt Vontobel-Analyst Patrick Laager. Bis zum Entscheid der Gesundheitsbehörde dürfe die Unsicherheit noch bestehen bleiben, sagt Yasemin Ersan, Analystin bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Wann ein Entscheid zustande komme, hänge noch davon ab, ob die beiden Professoren nun bereits ihre vollständigen Unterlagen bei der Gesundheitsbehörde eingereicht haben oder wann sie dies tun werden. Mit der Veröffentlichung von klinischen Ergebnissen könne erst im zweiten Quartal 2006 gerechnet werden, so Laager.
Gefahr des Imageverlustes
«Wir sind der festen Überzeugung, dass in gewisser Weise sowohl Nobel Biocare als auch die Universitätsprofessoren recht haben, zumal die Messung der Osseointegration zwischen dem Zahnimplantat und dem Kieferknochen anhand eines im voraus festgelegten Referenzpunktes erfolgt», schreibt Laager weiter in seinem Kommentar. Falls die Gesundheitsbehörde den beiden Schwedischen Professoren recht geben würde, könnte Nobel Biocare vor allem in den USA einen Imageverlust erleiden, der schwer abzuschätzen wäre.
Imageschaden wäre grösser als ökonomische Auswirkungen
Wenn die internen Studienergebnisse von den Resultaten, die mit anderen Implantaten erzielt werden, abweichen würden, würde Nobel Biocare wohl sofort reagieren und das Implantat vom Markt zurückziehen, schreibt Helvea-Analyst Daniel Jelovcan. Denn der potenzielle Imageschaden durch ein Verheimlichen der Probleme (wenn sie denn tatsächlich bestehen) wäre um einiges grösser als die ökonomischen Auswirkungen. Der Umsatz mit dem Implantat NobelDirect mache ja nur rund 2% des Gesamtumsatzes aus.
Hohes Enttäuschungspotenzial
Weshalb reagiert die Aktie dann so stark auf die Vorwürfe? Das Enttäuschungspotenzial sei bei einer so stolz bewerteten Aktie naturgemäss hoch, sagte ein Händler. Zudem sei das Image einer Firma in der Dentalimplantateindustrie von sehr hoher Bedeutung.
Worst-Case-Szenario bereits enthalten?
Die Bank Vontobel sieht den fairen Wert der Aktie bei 285 CHF. Wenn der Entscheid der Gesundheitsbehörde für Nobel Biocare negativ ausfallen würde, wäre aber ein Abschlag von rund 15 bis 20% gerechtfertigt, kommentiert Laager. Das Worst-Case-Szenario sei bereits im Aktienpreis enthalten, meint dagegen Yasemin Ersan von der ZKB. (awp/mc/ab)