Aktienfokus: Nobel Biocare drehen nach schwachem Start ins Plus
Die Analysten waren vor allem bezüglich Marge enttäuscht. Aufgrund der schwachen Kursperformance in den letzten Wochen sei die Kehrtwende beim Aktienkurs aber nicht überraschend, heisst es in Handelskreisen. Nach einem Minus von bis zu 5% in der ersten halben Handelsstunde sind die Käufer an den Markt zurückgekommen. Um 11.10 Uhr notiert die Aktie nun 1,8% höher auf dem Stand von 16,30 CHF (bisheriges Tagestief 15,20 CHF, Tageshoch 16,37). Die gehandelten Volumen sind dabei sehr hoch, bereits ist mehr als das Doppelte eines normalen Tagesumsatzes gehandelt. Der Gesamtmarkt (SPI) legt derweil gut 0,3% zu.
«Durchzogenes Ergebnis»
In ersten Analystenreaktionen wurde das Quartalsergebnis als durchzogen beurteilt. Der Umsatz (+5% in EUR, -5% in Lokalwährungen) sei zwar über den Erwartungen ausgefallen, dies aber vor allem aufgrund positiver Wechselkurseffekte. Als sehr enttäuschend wird hingegen die Margenentwicklung bezeichnet, fiel die EBIT-Marge doch im Vergleich zum Vorjahr sehr deutlich auf noch 6,5%.
Tiefe operative Profitabilität hat «erschreckt»
Auf Topline-Ebene hätten die Ergebnisse zwar den tiefen Erwartungen genügt, schreibt die ZKB in einem Kommentar, aber die tiefe operative Profitabilität «hat uns erschreckt». Diese leide stark, da die Gesellschaft einen schlechteren Produkt-Mix habe. Zudem werde stärker in Marketing und in Forschung und Entwicklung investiert, was die EBIT-Marge auf ein Langzeittief zurückgehen lasse.
Langfristige Anlagebeurteilung in Frage gestellt
Ähnlich sieht es die Bank Vontobel. Der Markt für Dentalimplantate habe sich zwar stabilisiert, weise jedoch keine Steigerung auf und Nobel Biocare verliere weiter Marktanteile. «Die Bemühungen, diesen Trend zu stoppen, belasten in hohem Masse die Brutto- und EBIT-Marge», heisst es. Dies stelle auch die langfristige Anlagebeurteilung in Frage, die auf einer Margenerweiterung durch Volumenwachstum und operativem Leverage basiere.
«Erneut löchriger Ausweis des Dentalkonzerns»
«Einmal mehr ein löchriger Ausweis des Dentalkonzerns, welcher durch Restrukturierungskosten, die Lancierung neuer Produkte, erhöhte Marketing- und Verkaufsaktivitäten aber auch durch tiefere Umsätze angegriffen ist», kommentiert Wegelin in gewohnt blumiger Sprache. Das Ausmass dieser Zahlenkaries sei dennoch überraschend, zudem müsse mit erneuten Marktanteilsverlusten in den nächsten sechs bis neun Monaten gerechnet werden und damit mit einem weiteren Bissverlust gegenüber der besser aufgestellten Konkurrenz (wie bspw. Straumann).
Optimistischere Stimmen
Allerdings gibt es auch optimistischere Stimmen. Der Broker Helvea etwa meint, das Ergebnis hätte noch schlechter ausfallen können. Und ausserdem glaube er, dass das Unternehmen sich zwar «langsam, aber stetig» in die richtige Richtung bewege. Händler sahen bereits vor Handelseröffnung «Raum für eine Kurserholung nach einer vermutlich schwachen Eröffnung», wie es hiess. Der Markt habe sich bei Nobel Biocare schon mehrere Wochen vor der Ergebnispräsentation auf eine erneute Enttäuschung eingestellt und sich entsprechend positioniert, so dass Raum für umfangreiche Deckungskäufe bestehe, hiess es etwa.
«Another Big Miss»
Die meisten Analysten haben für die Aktie die Einstufung «Neutral» (oder vergleichbar), so etwa diejenigen der Banken Vontobel, ZKB, Sarasin oder Credit Suisse. Abweichend davon ist etwa die US-Bank Morgan Stanley, die in ihrem Kommentar das Quartalsresultat mit «Another Big Miss» betitelt und den Titel mit «Untergewichten» einstuft. Ein Contrarian-Position nimmt Helvea ein und bewertet die Aktie entsprechend mit «Buy» und Kursziel 24 CHF. (awp/mc/ps/09)