Aktienfokus: Nobel Biocare nach CEO-Wechsel im Angebot – noch vieles ungereimt

Der neue Firmenlenker, der ehemalige Syngenta-Finanzchef Domenico Scala, sei hingegen im Medizinaltechnikgeschäft ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, sagten Analysten. Bis um 11.20 Uhr sinken Nobel Biocare in einem gehaltenen Gesamtmarkt 2,3% auf 356 CHF, das Tagestief notiert bei 345 CHF. Bereits in der Vorwoche hatte der Valor 8,6% eingebüsst. Der SMI steht 0,02% tiefer.


Es gibt nur eine Canepa

«Es gibt nur eine Heliane Canepa», trauert Vontobel-Analyst Christoph Gubler der charismatischen Konzernlenkerin nach. Viele Investoren hätten Canepa geliebt und seien zu einem beträchtlichen Teil nur ihretwegen in dem Unternehmen investiert gewesen.

Eine überzeugende Marketingfachfrau


«Canepa ist eine überzeugende Marketingfachfrau, die es stets vermochte, ihre Begeisterung für das Unternehmen an den Investor weiterzugeben. Unbestritten sind ihre fachlichen Leistungen», fügt die ZKB-Analystin Sibylle Bischofberger an. Mit Scala dürfte zumindest der wissenschaftliche Austausch mit Forschungsinstituten wie Universitäten wieder zunehmen. Dieser Aspekt habe bei Canepa etwas gelitten, merkt Bischofberger an.

Scala neu im Medizinaltechnikgeschäft


Der neue Firmenlenker Domenico Scala kommt aus dem Finanzbereich und sitzt erst seit einem Jahr im Aufsichtsgremium des Unternehmens. Er sei im Medizinaltechnikgeschäft somit ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, sagten Branchenkenner. Auch Helvea-Analyst Daniel Jelovcan ist mit Domenico Scala wenig vertraut, plädiert jedoch `im Zweifel für den Angeklagten`.

Die Frage nach dem Hintergrund


Bleibt die Frage nach dem Hintergrund des plötzlichen Führungswechsels, zumal dieser gemäss heutiger Mitteilung von Nobel Biocare bereits seit einem Jahr in Planung war. «Warum wurde der Markt nicht früher auf den Wechsel vorbereitet?», fragt sich der Kommentator der Bank Wegelin.

Probleme mit den schwedischen Behörden


Bereits seit einer Woche kursierten die Gerüchte um den bevorstehenden Abgang Canepas. Die Sonntagspresse hatte juristische Scharmützel mit den schwedischen Behörden als Hauptgrund für den sinkenden Stern der ehemaligen `Unternehmerin des Jahres` genannt. Zudem habe das Unternehmen im Zusammenhang mit den umstrittenen Zahnimplantaten NobelDirect und NobelPerfect irreführende Medienmitteilungen publiziert, darum stehe ein Disziplinarverfahren der schwedischen Börse ins Haus.

Befürchtungen über ein schwaches Q2 zerstreut


Wenigstens habe Nobel Biocare mit einer heutigen Mitteilung die zuletzt kursierenden Befürchtungen über ein schwaches zweites Quartal zerstreut, sagt Daniel Jelovcan von Helvea. Das Unternehmen erwartet gemäss eigenen Angaben im ersten Halbjahr 2007 erneut ein über dem Markt liegendes Umsatzwachstum. Nobel Biocare habe aber nicht die Guidance für das Gesamtjahr (Umsatzwachstum 23 bis 25%; EBIT-Marge 34 bis 35%) bestätigt, merkte eine Grossbank an.

Managementwechsel sei sachlicher Natur


Das Unternehmen selbst spielt die Umstände herunter: Der Hintergrund des Managementwechsels sei sachlicher Natur. Nobel Biocare sei von einem KMU zu einem Grossunternehmen herangewachsen, was in Sachen Führungserfahrung und Repräsentation andere Erfordernisse mit sich bringe. (awo/mc/ab)
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