Aktienfokus Novartis – Nestlé: Deal für alle positiv, Titel tendiern uneinheitlich
Transaktionsvolumen ist 39 Mrd USD. In einer ersten Tranche will Novartis in der zweiten Jahreshälfte 2008 25% an Alcon für rund 11 Mrd USD übernehmen, für den Rest besteht eine Option zum Erwerb zwischen Januar 2010 und Juli 2011 für rund 28 Mrd USD. Der Markt begrüsst den Deal. Bis um 10.15 Uhr legt der Nestlé-Titel um 2,6% auf 524,50 CHF (Tageshoch 528,50 CHF). Die Novartis-Aktie verliert um 1,0% auf 51,90 CHF, nachdem der Titel noch leicht höher eröffnet hatte. Der SMI steigt derweil um 1,5%. In ersten Kommentaren sind sich die Analysten einig, dass die Transaktion sowohl Novartis als auch Nestlé Vorteile bringe. Zudem komme der Verkauf durch Nestlé nicht so überraschend.
«Gute Akquisition»
So schreibt Michael Nowrath von der ZKB, dass Alcon «eine gute Akquisition eines wachstumsstarken Betriebs» sei, der zur Sparte Consumer Health passe. Alcon werde als Wachstumstreiber ab 2009 bemerkbar sein, ohne allerdings den aktuellen Umsatzanteil von Consumer Health von 14% markant zu steigern. Weiter bedeute die Übernahme aber auch, dass Novartis an der bisherigen Strategie festhalte, in mehreren Gesundheitsbereichen tätig zu bleiben, und nicht so fokussiert sei wie Roche. Nawrath hält an seiner Einstufung mit «Marktgewichten» fest.
Hohe Gewinnerwartungen
Nestlé habe die Alcon-Beteiligung 1977 zum Gegenwert von 275 Mio USD gekauft, so Patrik Schwendimann von der ZKB. Derzeit sei sie mit 5 Mrd USD in den Büchern. Entsprechend werde der Nahrungsmittelkonzern 2008 einen sehr hohen a.o. Gewinn erzielen. In seinen Prognosen ist Nestlé dank den Alcon-Verkaufserträgen 2010 schuldenfrei. Zudem seien mit einem 12-Monats-KGV von 16,8x bzw. einem Abschlag von 12% zum historischen KGV die defensiven Qualitäten des Nahrungsmitteltitels «klar unterbewertet». Die Bewertungsmodelle würden einen Aktienkurs von über 550 bzw. über 600 CHF signalisieren.
«Strategisch sinnvoller Deal»
Birgit Kulhoff und Urs Brunner von Rahn & Bodmer beurteilen die Transaktion für Nestlé als positiv, zumal das Augenheilgeschäft keine Synergien mit den angestamten Aktivitäten habe und nicht zur strategischen Ausrichtung passe. Für Novartis mache der Deal auf strategischer Ebene Sinn. Novartis sei bereits in diesem Geschäftsbereich aktiv und mit der erwarteten Konsolidierung ab 2011 könnten Synergien erschlossen werden. Zudem wachse der Ophtalmologie-Markt mit 7-8% p.a. schneller als der Pharmamarkt mit 3-5% und diversifiziere Novartis damit in einen Wachstumsmarkt. Allerdings sei der Preis für Alcon mit einem PE/2008 von rund 23mal «eher hoch» bewertet. Die Analysten bestätigen die Einstufungen mit «Outperform» für Nestlé und «Market Perform» für Novartis.
«Wachstumsstarkes Geschäft»
Karl Heinz Koch und Odile Rundquist von der Bank Vontobel schätzen den Erwerb der ersten Beteiligungstranche von 25% an Alcon für Novartis als «praktisch gewinnneutral» ein. Der Deal verstärke das Gesundheitsportfolio aber mit einem «wachstumsstarken Geschäft».
«Weiterer Spielraum für künftige Aktienrückkaufprogramme»
Für Nestlé beurteilt Claudia Lenz von der Bank Vontobel die Veräusserung der Alcon-Beteiligung im Hinblick auf die Transformation des Konzerns zu «Health, Wellness and Nutrition»-Unternehmen als «positiv». Die Abhängigkeit von Nestlé von der Performance von Alcon habe durch die stärkere Performance des Food & Beverage-Bereichs in den vergangenen Jahren abgenommen, heisst es weiter. Zudem erwartet Lenz, dass Nestlé mit der Reduktion der Nettoverschuldung «weiteren Spielraum» für künftige Aktienrückkaufprogramme bekomme. Die Analystin bestätigt die «BUY»-Empfehlung und nennt 580 CHF als Kursziel. (awp/mc/ps)