Schliesslich überwiegt bei den Anlegern die Erleichterung darüber, dass Petroplus vorerst – nicht wie am Dienstag befürchtet – keine weitere Kapitalerhöhung durchführen wird. Bis um 10.50 Uhr steigen Petroplus um 3,8% auf 11,23 (Hoch: 11,25; Tief: 10,65) CHF und erholen sich damit von den am Vortag erlittenen Kursverluste von über 5%. Kurz nach Handelsstart am Mittwoch lagen die Titel noch mit über einem Prozent im Minus.
Schwaches Q3-Zahlenset
Die Handelsvolumen sind mit bereits rund 700’000 gehandelten Titeln relativ hoch. Während gestern überdurchschnittlich hohe 4,3 Mio Aktien den Besitzer wechselten, liegt das durchschnittliche Tagesvolumen der vergangenen Wochen bei ungefähr 0,9 Mio. Der Gesamtmarkt (SPI) steigt zum Berichtszeitpunkt um 0,31% an. Petroplus habe für das dritte Quartal ein schwaches Zahlenset vorgelegt, so Martin Schreiber von der ZKB. Die Ergebnisse lagen klar hinter den Vorgaben zurück und die Lagerbewertungseffekte hätten zusätzlich belastet. Dabei hätten die vor allem im Juli und August markant gedrückten Raffinationsmargen sowie die ungünstige Entwicklung beim Rohöleinkauf die Profitabilität stärker beeinträchtigt als erwartet, so der Analyst weiter.
Hoffen auf Schlussquartal
Auch Andreas Escher von der Bank Vontobel bewertet den Quartalsausweis als «schwach». Zumindest sei für das vierte Quartal gegenüber dem dritten mit verbesserten Margen zu rechnen. Dagegen dürften die Streiks in Frankreich und die damit verbundenen Betriebsunterbrüche auf den Umsatz drücken. Als positiv für den Aktienkurs von Petroplus wertet Escher den Fakt, dass keine Kapitalerhöhung angekündigt werden musste. Der Markt habe eine weitere Kapitalerhöhung befürchtet, was am Dienstag zu einem massiven Abverkauf in den Petroplus-Papieren geführt habe.
Liquiditätslage unverändert
Martin Flückiger von Helvea zeigte sich vom Ergebnisausweis ebenfalls enttäuscht. Derweil sei die Liquiditätslage und die Bilanz mehr oder weniger unverändert geblieben. Weiter habe Petroplus erstmals Prognosen für die im Jahr 2011 erwarteten täglichen Durchlaufraten in den verschiedenen Raffinerien abgegeben. Diese seien mit 580’000 bis 640’000 insgesamt im Rahmen der Erwartungen geblieben, so der Kommentar weiter.
Helvea bestätigt «Neutral»
Flückiger hält an seiner Einschätzung mit «Neutral» und einem Kursziel von 15,00 CHF fest. Andreas Escher bleibt aufgrund freier Raffineriekapazitäten in der EU und den USA sowie möglicher Wertberichtigungen auf der Raffinerie Reichstett, in der in Zukunft die operative Tätigkeit eingestellt und die nur noch als Terminal dienen wird, vorsichtig. Der Vontobel-Analyst bestätigt das Rating mit «Hold» will die Gewinnschätzungen und das Kursziel von 15 CHF überprüfen. Die ZKB hat die Titel mit «Marktgewichten» eingestuft.
Wegelin: «Fehlende Initialzündung»
Petroplus habe einmal mehr einen enttäuschenden Zahlenausweis abgeliefert, schreiben die Autoren der Bank Wegelin. Der Konzern könne anscheinend noch nicht von der Konjunkturerholung profitieren. Es fehle immer noch die Initialzündung, welche den Investoren das Gefühl einer Verbesserung der Lage vermittle. Die Aussichten des Unternehmens seien indes nur vage. Petroplus bleibe eine Turnaround-Story, die noch auf sich warten lasse, so der Kommentar. (awp/mc/ps/09)