Petroplus verweist jedoch auf negative Lagerbewertungseffekte durch die IFRS-Bilanzierung und den rückläufigen Ölpreis. Aufgrund dieser Sonderfaktoren sind die Reaktionen der Analysten verhältnismässig wohlwollend. Bis um 11.00 Uhr rutschen die Valoren 15,0% auf 30,10 CHF ab und markieren damit Intraday ein neues Tagestief, der Gesamtmarkt (SPI) steht derweil 2,1% im Minus. Vor zwölf Monaten notierten die Titel noch bei knapp 100 CHF und auf ihrem Jahreshoch.
Zahlenausweis «solid» bis «ansprechend»
Analysten nennen den Zahlenausweis mehrheitlich «solid» bis «ansprechend» und verweisen auf den bereinigten EBITDA von 300 Mio USD bzw. das bereinigte Nettoergebnis von 135 Mio USD. Die Ergebnisse des ersten Halbjahres seien durch die Wertsteigerung der Lagerbestände stark aufgebläht gewesen, schreibt etwa die Bank Vontobel in einem Kommentar. Dieser Trend sei im dritten Quartal wieder ausgeglichen worden.
Vorquartalszahlen nur bedingt vergleichbar
Zudem seien die Vorquartalszahlen aufgrund von Akquisitionen nicht ohne weiteres vergleichbar, heisst es weiter. Dies führt auch die ZKB an. Der Gesamtumschlag und die Umsatzerlöse im dritten Quartal seien insbesondere wegen der im April 2008 erfolgten Übername von zwei französischen Raffinerien markant gestiegen. Sie lagen trotz beeinträchtigtem Geschäftsverlauf – vor allem aufgrund des zeitweise reduzierten Betriebs in Coryton und BRC – über den Erwartungen der Bank.
Sinkende Margen erwartet
Was die weitere Geschäftsentwicklung angeht, erwartet Vontobel für das vierte Quartal sinkende Margen. Da jedoch auch der Ölpreis gefallen sei, sollten sich höhere Gewinne aus Crack Spreads erzielen lassen, heisst es. Die ZKB betont, dass mittlere Erdöldestillate (Diesel, Gasöl und Kerosin) rund 50% des Gesamtausstosses von Petroplus ausmachen, die Analysten rechnen weiterhin mit einem positiven Beitrag zum Gesamtergebnis.
Höhere Cash-Bestände
Die erwarteten Durchlaufraten für die einzelnen Raffinerien von Petroplus seien für 2008 und 2009 nach unten angepasst worden, heisst es bei Helvea. Die neuen Daten lägen unter den eigenen Schätzungen. Auch bei den Bilanzzahlen sehen die Analysten einen Rückschritt. So habe sich die Nettoverschuldungsquote um zwei Prozentpunkte verschlechtert. Immerhin seien die Cash-Bestände aber um 40 Mio USD gestiegen.
Aktie kurzfristig vor weitere Abstrafung
Was die Entwicklung der Aktie angeht, so erwartet die Bank Wegelin kurzfristig eine weitere Abstrafung durch enttäuschte Investoren. Angesichts der Sondereffekte dürften die Pro-Argumente für die Valoren langfristig aber ihre Gültigkeit haben, betonen die Analysten. Dies seien vor allem die grosse unternehmerische Unabhängigkeit des Unternehmens, mögliche künftige Übernahmen in den USA, die geringe Verschuldung, ansprechende Barmittel und fehlende kurzfristigen Verbindlichkeiten. Vontobel bestätigt die Einstufung «Buy» und will die Prognosen sowie das Kursziel von 40 CHF überprüfen. Die ZKB vergibt weiterhin ein «Übergewichten». Helvea rechnet mit einer Abstufung der Schätzungen und des Kursziels von derzeit 57 CHF, das Rating lautet einstweilen «Accumulate». (awp/mc/ps/19)