Aktienfokus Roche: «Bon» verliert weiter – Wechselkurseinfluss und Produktnews

Die Abgaben werden im Handel vor allem auf Befürchtungen über einen grösseren negativen Einfluss von Wechselkursveränderungen auf das Ergebnis zurück geführt. Zudem drücken auch Kommentare zum Krebsmedikament Avastin und News von der Tochtergesellschaft Genentech auf die Kurse. Dem kann die heute angekündigte 100%-Übernahme der britischen Biotechnologiefirma Piramed nichts entgegensetzen.


Bis um 11.00 Uhr verliert der Genussschein um 1,0% auf 171,30 CHF, der Kurs liegt damit auf einem Niveau, das zuletzt Mitte 2005 unterschritten wurde. Der SMI gibt derweil um 0,2% nach. Novartis liegt hingegen um 0,2% im Plus.


Neue Guidance für die Ganzjahresumsätze?
Vor den am Donnerstag zur Publikation anstehenden Quartalsumsätze des Pharmakonzerns haben Analysten Befürchtungen geäussert, wonach der negative Wechselkurseinfluss die Pharmaumsätze um rund 5% und die Diagnostika-Verkaufszahlen um rund 4% beeinträchtigen könnte. Allenfalls wird sogar mit einer neuen Guidance für die Ganzjahresumsätze und das Ergebnis gerechnet. Auf eine Wachstumsverlangsamung würden etwa die vergangene Woche publizierten Zahlen der Tochtergesellschaft Genentech hindeuten, heisst es unter Marktbeobachtern.


Mehr Optimismus bei Helvea
Positiver eingestellt als andere Analysten ist dagegen Andrew Fellows von Helvea. Das Unternehmen werde unter Ausrechnung der Tamiflu-Verkäufe im Pharmabereich wahrscheinlich ein zweistelliges Umsatzwachstum ausweisen und damit besser aussehen als alle Mitkonkurrenten, schreibt er. Zudem sei Roche auf Gewinneebene weniger anfällig gegenüber Wechselkursschwankungen als beim Umsatz. Allerdings werde sich dies erst bei der Vorlage der Halbjahreszahlen zeigen, so sein Kommentar weiter.


MS-Medikament verfehlt primären Endpunkt
Allerdings sind nicht nur die Zahlen im Fokus. Als Enttäuschung wird etwa auch das heute bekannt gegebene Ergebnis der Phase-II/III-Studie zu Rituxan der Tochter Genentech zusammen mit Biogen gewertet. Wegelin nennt den Rückschlag in einem Kommentar «schmerzlich». In der Studie verfehlte das Medikament gegen schubförmige Multiple Sklerose (PPMS) den primären Endpunkt. Das negative Ergebnis würde das Wachstumspotenzial um über 500 Mio CHF reduzieren, schreiben Karl Heinz Koch und Odile Rundquist von Vontobel in einem Kommentar. Allerdings beeinträchtige das Studienresultat das Potenzial des Nachfolgemedikaments Ocrelizumab (in Phase-III-Studie) nicht, und es seien auch keine Rückschlüsse auf die weitaus grössere Indikation Lupus zu ziehen, so Koch und Rundquist weiter. Sie schätzen das Wachstumspotenzial bei Lupus auf 3 Mrd CHF, somit würde sich das Wachstumspotenzial bei Lupus und PPMS auf 12 von 16 Mrd CHF reduzieren.


Vorsicht bei Avastin-Vorteilen
Amit Roy von der Citigroup gibt sich auf der Basis von Studienergebnissen vorsichtig gegenüber den Vorteilen und des Umsatzpotenzials von Avastin zur Behandlung von Darm- sowie Brust- und Lungenkrebs. Zudem wird im Markt auch mit einer Konkurrenz von Avastin durch das Medikament Erbitux von Merck gerechnet. Seiner Meinung nach seien die Risiken in den meisten Bewertungen nicht berücksichtigt. Entsprechend behält Roy zwar das Rating «Hold/Medium Risk» bei, reduziert aber das Kursziel von 199 auf 179 CHF. Vontobel stuft demgegenüber den «Bon» mit «Buy» ein und nennt ein Kursziel von 235 CHF. Helvea sieht ein Kursziel von 305 CHF und rät zu «Buy».


Piramed-Übernahme begrüsst
Die heute ebenfalls bekannt gegebene 100%-Übernahme der britischen Piramed wird unter Marktbeobachtern begrüsst. Die Übernahme sei ein positiver Schritt und ermögliche Roche den Zugang zu einem PI3-Hemmer-Programm, schreiben beispielsweise Koch und Rundquist. PI3-Inhibitoren hätten sich zu einem wichtigen Ziel für die Behandlung von Krebs- und Autoimmunkrankheiten entwickelt, heisst es weiter. (awp/mc/pg)

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