Bis um 10.30 Uhr verlieren Roche GS um 3,6% auf 137,80 CHF. Der SMI steigt hingegen um 0,41%. In den USA hatten die ADR von Roche nach der Bekanntgabe des Entscheides um knapp 3,5% nachgegeben. Die Roche-Titel hatten bereits am vergangenen Freitag deutlich an Terrain verloren (-4,2%), als die Sitzungsunterlagen des Ausschusses auf der FDA-Homepage aufgeschaltet worden waren. Am Montag und Dienstag tendierten die Titel in etwa mit dem Markt.
«Schock»
Zahlreiche Analysten hatten im Vorfeld der Ausschuss-Sitzung eine negative Empfehlung als bereits eskomptiert bezeichnet. Auch war die Wahrscheinlichkeit einer negativen Empfehlung, die vom Ausschuss mit 12 zu einer Stimme, gefällt worden ist, als sehr gering eingestuft worden. Die Credit Suisse und UBS bezeichnen die Empfehlung in ersten Kommentaren denn auch als «Schock» und senken ihre Kursziele.
CS reduziert Kursziel von 220 auf 160 CHF
So hat die Credit Suisse die Gewinnschätzungen 2011 je Titel für Roche um 6% gesenkt und das Kursziel auf 160 CHF von zuvor 200 CHF gekappt. Viele dürften von der klaren Absage des Ausschusses für das Brustkrebsmittel geschockt sein, heisst es in einer Studie. Daher würden alle Umsätze mit Avastin gegen Brustkrebs aus den Schätzungen gestrichen. Noch sei nicht klar, ob auch Europa den Empfehlungen aus den USA folgen werde, der Markt dürfte die Aktie aber unter diesen Gesichtspunkten bewerten. Die Genussscheine würden aber trotz der Kürzungen bei den Gewinnerwartungen im Vergleich zum Sektor günstig bleiben. Daher hält Credit Suisse an der Einschätzung «Outperform» fest.
UBS erwartet solide Roche-Ergebnisse im Halbjahr
Die UBS hat das Kursziel für den «Bon» weniger deutlich reduziert – auf neu 186 CHF von bisher 190 CHF. Die klare Aussage, dass Avastin bei Brustkrebs keine Vorteile bringe, dürfte für den Markt eine Überraschung sein, schreibt UBS-Analyst Fabian Wenner. Daher sollten die Aktie weiter Schwäche zeigen, auch wenn der Experte solide Halbjahresergebnisse erwartet. Wenner senkt seine EPS-Schätzungen für 2011 um 2%. Vor den anstehenden Zahlen bleibt er aber bei seiner «Buy»-Empfehlung.
Morgan Stanley bekräftigt «Overweight»
Auch Morgan Stanley bleibt bei der Empfehlung «Overweight» und nennt weiterhin 249 CHF als Kursziel. Die negative FDA-Ausschuss-Entscheidung sei bereits eingepreist – sowohl was die Umsätze in den USA als auch der EU angehe, kommentiert Andrew Baum. Zudem habe CEO Severin Schwan Kostensenkungen zur teilweisen Kompensation der Ergebnisauswirkungen versprochen. Den negativen Einfluss auf den Gewinn je Titel 2011 beziffert Morgan Stanley auf rund 6%. Dabei unterstellt er, dass der US-Absatz von Avastin bei Brustkrebs um mindestens 85% sinken dürfte. Hingegen zweifelt er daran, dass die EMA die volle EU-Zulassung von Avastin bei Brustkrebs ändern werde, da keine neuen Daten vorläg. Dennoch dürfte der entsprechende Umsatz langsam sinken. Alles in allem schätzt Morgan Stanley den Avastin-Umsatz 2016 von bisher 9 Mrd USD um ca. 15% tiefer.
FDA-Ausschuss in der Kritik
Im Weiteren kritisiert Baum von Morgan Stanley die Haltung des Ausschusses als «systematische und unfaire Einstellung» gegenüber Avastin, was u.a. die selektive Präsentation der Studiendaten belege. Zudem vermutet er, dass Kostenüberlegungen die Empfehlung deutlich beeinflusst hätten, koste doch eine Brustkrebstherapie mit Avastin bis zu 100’000 USD pro Jahr und Patientin. «Die direkten finanziellen Auswirkungen einer negativen FDA-Entscheidung sind klein, die wahrscheinlichen Auswirkungen auf das Sentiment hingegen gross», schreibt Bernstein in einem Kommentar.
US-Marktdurchdringung von Avastin bei Brustkrebs bei 50% &
Barclays sieht in einem Kommentar den Produktumsatz von 600 Mio USD für die vom FDA-Ausschuss beratene Indikation als gefährdet an. Dies entspreche 4% der Gruppenerträge. Vorderhand dürften sich die US-Umsätze von Avastin bei Brustkrebs aber flach entwickeln bei einer Marktdurchdringung von 50%. Für Europa wird ein Anstieg der Marktdurchdringung von 15 auf 35% und entsprechend ein Wachstum der Avastin-Umsätze in dieser Indikation ausserhalb der USA von 451 Mio auf 1,1 Mrd CHF gesehen. Da die Avastin-Brustkrebsumsätze rund 9% der Gewinnschätzungen je Titel ausmachen würden und die Roche-Genusscheine seit dem Vorliegen der FDA-Ausschuss-Unterlagen ca. 6% verloren hätten, hätten die Titel bis am Dienstag zwei Drittel der entsprechenden Erträge eingebüsst, so Barclays weiter. (awp/mc/ps/11)