Aktienfokus Roche: Gehen mit dem Gesamtmarkt zurück

Gilead wirft Roche unzureichende Vermarktung des Medikamentes vor. Ferner habe Roche in der Kommerzialisierung von Tamiflu versagt. Gilead macht zudem geltend, Roche habe die Lizenzabgaben nicht richtig berechnet und abgeführt.


Bis um 10.45 Uhr gehen die Roche GS 0,5% auf 158,40 CHF zurück, bei einem Gesamtmarkt, der sich mit Abgaben von 0,62% auf 6’234,69 Zählern bewegt.


Nur leicht negativ

Analysten beurteilen die Nachricht als bloss leicht negativ für Roche. Hernani L. de Faria von der Zürcher Kantonalbank rechnet damit, dass Roche die Angelegenheit ohne bedeutenden materiellen Gewinnverlust, d.h. weniger einem Prozent, lösen kann. Es sei allerdings denkbar, dass langwierige Verhandlungen oder ein Schlichtungsverfahren erforderlich seien.

Umsatzsteigerung erwartet

De Faria rechnet mit einem Anstieg im Tamiflu-Umsatz auf über 1 Mrd CHF in den nächsten Jahren. Zwar sei verständlich, dass Gilead sich stärker am Erfolg des Medikaments beteiligen wolle, allerdings könne Gilead kaum in vernünftigem Zeitrahmen den Produktions- und Verkaufsapparat auf die Beine stellen, den Roche in den letzten Jahren für Tamiflu aufgebaut habe. Noch im Jahr 2004 ist laut dem ZKB-Analysten die Produktionskapazität verdoppelt worden.

Auf schwachen Beinen

Mit einem finanziellen Schaden von weniger als einem Prozent des Gewinns von Roche rechnen auch die Analysten von Lombard Odier Darier Hentsch (LODH). Die Klagepunkte scheinen auf relativ schwachen Beinen zu stehen, heisst es im LODH-Kommentar. Es sei nicht unüblich, dass Promotionsaktivitäten angesichts einer schwachen Wirtschaftslage zurückgenommen würden. Zudem habe Roche den Vermarktungsaufwand verringern können, seit das Risiko einer möglichen Avian-Grippe gegeben sei und vermehrt Regierungen als Käufer von grossen Mengen des Medikaments auftreten.

Wirtschaftlichkeit von Tamiflu verbessert

Dadurch habe sich die Wirtschaftlichkeit von Tamiflu für Roche verbessert. Ursprünglich sei davon ausgegangen worden, dass substanzielle Ressourcen für die Massenvermarktung des Produktes bereitgestellt werden müssten. Grundsätzlich ist es für die LODH-Analysten verständlich, dass Gilead an dieser verbesserten Wirtschaftlichkeit teihaben will. Sie glauben, dass die beiden Unternehmen den Zwist ohne Umschweife beilegen werden, auch wenn eine endgültige Lösung erst in einigen Monaten vorliegen könnte.

Zugeständnisse erwartet

Eine Zürcher Privatbank hält es für das wahrscheinlichste Szenario, dass Roche Gilead Zugeständnisse bezüglich der Beteiligung an der Vermarktung von Tamiflu machen wird. Allerdings sei der Ausgang des Disputs schwierig vorherzusagen. Angesichts der bestehenden Unsicherheiten werde sich das Sentiment der Investoren gegenüber dem Titel auf kurze Sicht verschlechtern. (awp/mc/as)
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