Aktienfokus: Roche nach Ocrelizumab-Entwicklungsstopp leicht tiefer
Der Stopp erfolgte auf Anraten eines unabhängigen, beratenden Ausschusses. Bei Multipler Sklerose (MS) werden die laufenden Tests hingegen fortgesetzt. Bis um 09.35 Uhr verlieren Roche GS um 0,3% auf 180,00 CHF. Novartis geben allerdings ebenfalls um 0,3% nach. Der SMI sinkt um 0,2%. Der Rückschlag komme unerwartet, obwohl bereits Sicherheitsbedenken bei Tests mit Ocrelizumab bei RA und Lupus Nephritis aufgetreten seien, heisst es unter Marktbeobachtern. Am Gewinnmodell von Roche ändert der Rückschlag nach Meinung der Bank Vontobel und der ZKB aber nichts.
Wegelin: «Rückschläge gehören zum Geschäft»
Für Wegelin gehören solche Rückschläge zum Pharmageschäft. Je früher ein Stopp erfolge, desto weniger Kosten würden anfallen. Zudem zeige die Fortführung der Tests bei MS, dass noch nichts alles verloren sei. Gleichwohl wäre es nicht überraschend, wenn einige Akteure den Stopp als Entschuldigung verwenden würden, um beim «Bon» Kasse zu machen, heisst es weiter. Doch Roche habe seit Jahrzehnten immer wieder den Beweis erbracht, dass «Bon»-Verkäufe unangebracht seien.
Auch Vontobel nimmt’s gelassen
Andrew C. Weiss von der Bank Vontobel beurteilt die Verzögerung des Ocrelizumab-Programms bei RA als «mässig negativ». Er nehme keine Anpassung der Finanzprognosen vor, da er Ocrelizumab als Erweiterung der Produktlinie von Rituxan betrachte. Weiss geht gegenwärtig davon aus, dass sich das Umsatzwachstum von Rituxan und Ocrelizumab bei RA beschleunige und ein Spitzenumsatz von 2 Mrd CHF erreicht wird. Dieser Spitzenumsatz könnte sich durch einen Verzug oder die Einstellung von Ocrelizumab bei RA verringern, jedoch nur auf lange Sicht. Vontobel habe ursprünglich 2011 einen Zulassungsantrag für Ocrelizumab und im Jahr 2012/13 die Zulassung erwartet. Vontobel bewertet die Roche GS mit «Buy» (Kursziel: 215 CHF).
ZKB: Gratwanderung
Die ZKB weist in einem Kommentar auf die Risiken biologischer Medikamente hin. Biologische Medikamente, die in die Regulierung des Immunsystems eingreifen und gerade bei Autoimmunerkrankungen wie RA ein zu starkes Immunsystem herunter regulieren sollen, seien in der Regel eine Gratwanderung. Denn werde das Immunsystem zu sehr herunter reguliert, könnten sich andere opportunistische Infektionen leichter im Organismus behaupten bis hin zu nicht mehr beherrschbaren septischen Exazerbationen mit Todesfolge, heisst es.
Erhöhtes Sicherheitsrisiko
Es seien bereits Sicherheitsbedenken in Tests mit Ocrelizumab bei RA und Lupus Nephritis aufgetreten. Daher geht die ZKB davon aus, dass generell bei dieser zweiten Generation von Rituxan ein erhöhtes Sicherheitsrisiko vorliege und ein Erfolg nur bei sehr schwerwiegenden Erkrankungen wie Lupus oder Krebs noch erwartet werden könne. Weil das Patent für Rituxan noch bis 2015 laufe und noch keine Schätzungen von Ocrelizumab gemacht worden seien. ändere sich das Gewinnmodell für Roche nicht. «Der Einsatz von Ocrelizumab dürfte, wenn überhaupt, nur noch mit einem starken Warnhinweis und für eine sehr beschränkte Patientenzahl zu erwarten sein», so die ZKB. (awp/mc/ps/14)