Aktienfokus: Roche nach Zahlen auf Talfahrt

Bis um 11.00 Uhr sinken die Roche-Bons um 9,5% auf 147,20 CHF; das Tagestief wurde bei 146,70 CHF notiert. Die Volumen sind mit 4,8 Mio gehandelten Aktien überaus hoch. In den letzten beiden Monaten wurden jeweils 2,4 Mio Titel umgesetzt – pro Tag. Die Abschläge in Roche belasten auch den Gesamtmarkt: Der SMI verliert 0,44%.


Beinahe Punktlandung beim Umsatz
Roche gelang beim Umsatz zwar nahezu eine Punktlandung auf den Konsensschätzungen des Marktes. Die Verkäufe wuchsen in Lokalwährungen (LW) um 6%, in Schweizer Franken resultierte jedoch ein eher unerwartetes Minus von 1%. Beide Divisionen (Pharma und Diagnostics) erzielten ein deutlich höheres Wachstum als ihre jeweiligen Märkte. Die stark schwankenden Verkaufszahlen mit dem Grippemedikament Tamiflu jedoch ausgeschlossen, wuchs Roches Pharma-Division um 10%. Dies sei deutlich mehr als er erwartet habe, schreibt Helvea-Analyst Karl-Heinz Koch.


Betriebs- und Reingewinn klar hinter Erwartungen
Auf den Ebenen EBIT und Reingewinn blieb die Entwicklung bei Roche im vergangenen Jahr jedoch klar hinter den Erwartungen der Auguren zurück. Analysten orten neben dem starken Schweizer Franken und den tiefen Tamiflu-Verkäufen ein markant tieferes Nettofinanzergebnis sowie Restrukturierungskosten in nicht erwarteter Höhe als weitere Gründe für das Verfehlen der Prognosen.


Diagnostics-Division in USA unter starkem Wettbewerbsdruck
Vor allem die Division Diagnostics mit einem starken Wettbewerbsdruck im US-Diabetesmarkt, habe zu kämpfen gehabt, schreibt Koch. In der Folge war es denn auch in erster Linie die kleinere der beiden Divisionen, die den Ansprüchen des Marktes nicht gerecht werden konnte: Der Betriebsgewinn fiel hier rund 15% unter den Prognosen aus. Die Pharmadivision lag nur 2% unter den Schätzungen und auf Konzernstufe betrug der Fehlbetrag 4%.


Ausblick enttäuscht
Roches Ausblick auf 2009 wird in Analystenkreisen einhellig als «Enttäuschung» bezeichnet. Der Pharmakonzern stellte für das laufende Jahr in Aussicht, dass der Gewinn pro Aktie (Earnings per Share – EPS) gleich hoch bleiben wird wie 2008 (11,04 CHF). Begründet wurde das Nullwachstum von Roche mit weiter steigenden Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie mit einem tieferen erwarteten Finanzergebnis.


Nullwachstum beim EPS nicht goutiert
Dieses Nullwachstum des EPS stehe jedoch in einem scharfen Kontrast zu den Erwartungen der Analysten. Diese waren von einem Wachstum von 12% und mehr ausgegangen. Auch das von Roche erwartete Umsatzwachstum genügt den Anforderungen der Analysten nicht. Das Unternehmen rechnet mit einem einstelligen Wachstum für die Gruppe sowie für die Divisionen, während die Erwartungen bei 7 bis 8% Plus gelegen hatten. In der Folge seien deutliche Schätzungsrevisionen bei den Analysten auf sicher und der heutige Kursabschlag sei mit Bestimmtheit zu einem grossen Teil mit dem erwähnt schwachen Ausblick zu begründen. Das Roche auch 2009 einmal mehr das Marktwachstum übertreffen dürfte, gerät in den Hintergrund.


Grundsätztlicher Tenor bleibt wohlgesinnt
Denn im grundsätzlichen Tenor sind die Kommentare Roche sehr wohlgesinnt. Roche verfüge im Vergleich zu den Mitbewerbern nach wie vor über die besten Grundlagen, schreibt beispielsweise eine Bank in Zürich. So habe Roche zwar eine niedrige Guidance für 2009 ausgegeben, doch der grösste Teil der europäischen Konkurrenten habe nur dank Kosteneinsparungen ein EPS-Wachstum versprechen können. Roche hingegen intensiviert seine Forschung weiter.


ZKB bestätigt «Übergewichten»
Roche sei eines der wenigen Pharmaunternehmen ohne bedeutende Patentabläufe, doppelt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) nach. Bei Roche laufen gemäss Unternehmensangaben bis 2012 lediglich 14 Patente aus. Die Einstufung der Staatsbank bleibt auf «Übergewichten». (awp/mc/ps/17)

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