Aktienfokus: Roche schwach nach Umsatzzahlen unter Erwartung
Der Pharmakonzern hat mit seinen am Morgen veröffentlichten Erstquartalsumsätzen die Markterwartungen verfehlt, die Umsatzentwicklung der Bereiche Pharma und Diagnostik lag unter den Prognosen. Der Ausblick für das Gesamtjahr 2008 wurde vom Management allerdings bestätigt. Bis um 9.35 Uhr sinken Roche 3,4% auf 164,90 CHF (Tagestief 163,80 CHF), der Gesamtmarkt (SMI) verliert aktuell 0,24%.
«Chugai-Verkäufe überraschend schwach»
«Überraschend schwach sehen die Chugai-Verkäufe aus», kommentiert Pharma-Spezialistin Birgit Kulhoff von Rahn & Bodmer die Zahlen. Sogar wenn man Tamiflu herausnehme, zeige das Japan-Geschäft einen Rückgang von 2%, was vor allem auf Preisdruck und niedrigere EPO-Verkäufe zurückzuführen sei. Enttäuscht habe daneben die Diagnostik-Division, was speziell auf das rückläufige Diabetes-Geschäft zurückzuführen sei.
Onkologieprodukte erstmals unter Erwartungen
Unter ihren Erwartungen hätten erstmals auch einige grosse Onkologieprodukte wie Herceptin oder Xeloda gelegen, so die Analystin weiter. Avastin und Herceptin hätten dagegen weiterhin eine überzeugende Performance gezeigt. Etwas unterschiedlich fällt hier die Analyse von ZKB-Analyst Michael Nawrath aus, für den entscheidend ist, dass die Schlüsselprodukte in punkto Umsatzerwartungen nicht enttäuscht haben. Für das tatsächliche Wachstum sei der negative Währungseffekt mit einem Minus von 6% für die Gruppe zu berücksichtigen, schreibt er weiter.
EPS-Schätzungen vor Rückstufung?
Sein Augenmerk richte er auf kursrelevante Trigger wie Rituxan bei Lupus, Avastin bei Hirntumor und Adjuvanzeinsatz, das neu zugelassene Actemra und News über die Entwicklung im Cholesterin- und Diabetesbereich, so Nawrath. Er kündigt eine Revision seiner Schätzungen an, behält aber die Einstufung «Übergewichten» für den Titel bei. Kulhoff hält fest, dass die Konsensus-Schätzungen für das erste Quartal, aber auch für das ganze Jahr 2008 ihrer Ansicht nach den negativen Währungseinfluss unterschätzt haben und dass möglicherweise daher auch einige EPS-Schätzungen heruntergenommen werden müssen.
«Bon» bleibt unter Druck
Im Vorfeld der ASCO-Tagung von Anfang Juni seien von einigen Brokern Switch-Empfehlungen von Roche in Merck KGaA ausgesprochen worden, so die Analystin. Sie glaube daher, dass der «Bon» bis Ende Mai unter Druck bleiben könnte. Gleichzeitig scheint die immer noch hohe Bewertung von Roche (Prämie von 25-30% zum Sektor) einige Umschichtungen in günstigere Pharmawerte – wie z.B. in AstraZeneca – ausgelöst zu haben. Aufgrund der hohen Bewertung, der nachlassenden Umsatzdynamik und der möglichen Generika-Konkurrenz für MabThera ab 2012 bleibt sie zurückhaltend gegenüber Roche.
«Schmaler Umsatzauftritt»
«Ein gegenüber dem Konsens etwas schmaler Umsatzauftritt», kommentiert ein Händler die vorgelegten Zahlen. Das Festhalten an den Projektionen 2008 sollte allerdings eine «Federwirkung» haben, zumal der «Bon» in den letzten Tagen aufgrund diverser Negativkommentare bezüglich Avastin kräftig unten durch musste. Falls sich Befürchtungen um positive Updates konkurrenzierender Krebsmedikamente an der anstehenden ASCO-Tagung Ende Mai/Anfang Juni nicht bewahrheiten sollten, sei wohl mit einer schnellen Korrektur der Korrektur zu rechnen. (awp/mc/ps)