Der FDA-Entscheid habe zwar den meisten Erwartungen entsprochen, einige Marktteilnehmer hätten dennoch auf eine positive Überraschung gehofft, begründen Händler die Einbussen. Bis gegen 10.30 Uhr büssen Roche GS um weitere 1,0% auf 138,60 CHF ein. Der Gesamtmarkt notiert derweil um 0,5% tiefer; Novartis geben um 0,8% nach. Am (gestrigen) Donnerstag kurz vor dem hiesigen Börsenschluss hatte die US-Gesundheitsbehörde FDA bekannt gegeben, dass Avastin für die Indikation Brustkrebs nicht mehr zugelassen wird. Das heisst, dass dem Basler Pharmakonzern die provisorische Zulassung als Erstlinientherapie in Kombination mit Paclitaxel-Chemotherapie entzogen wird und keine Indikationserweiterungen gewährt werden. Fast gleichzeitig mit der FDA hat die EU-Gesundheitsbehörde EMA hingegen die Kombination Avastin/Paclitaxel bestätigt. Der vorberatende EMA-Ausschuss empfiehlt allerdings keine Indikationserweiterung.
Entscheide etwa so erwartet
Die Entscheide seien etwa so erwartet worden, zumal sich der FDA-Entscheid bereits im Sommer abgezeichnet habe, ist der Tenor bei den meisten Analysten. Damals hatte der vorberatende FDA-Ausschuss mit einer Mehrheit von 12 zu einer Stimme eine negative Empfehlung zu Avastin bei Brustkrebs abgegeben. Da der Entscheid absehbar war und die meisten Analysten die Schätzungen für die Indikation Brustkrebs bereits aus ihren Modellen entfernt haben, ändert sich auch an deren Berechnung kaum etwas. Interessanter wäre hingegen der gegenteilige Fall gewesen. «Für Anleger hätte ein positiver FDA-Entscheid eine grosse Performancechance bedeutet», kommentiert beispielsweise Michael Nawrath von der ZKB den FDA-Entscheid. Roche bleibt für ihn aber trotzdem mit «Übergewichten» eingestuft.
«Sauberere Wachstumsstory»
Auch Alexandra Hauber von J.P.Morgan wiederholt die «Overweight»-Empfehlung für die Roche-Titel. Sie zieht allerdings die Novartis-Aktien vor, das dies die «sauberere Wachstumsstory» sei, wie sie schreibt.
Kleine Enttäuschung
Obwohl er den Entscheid von FDA und EMA so erwartet hat, spricht Andrew C. Weiss von der Bank Vontobel von einer kleinen Enttäuschung. Die «Buy»-Empfehlung (Kursziel: 175 CHF) wird im Weiteren bestätigt. Die Roche-Titel seien derzeit unterbewertet und ab Mitte 2011 seien grössere, positive Kurskatalysatoren zu erwarten, so Weiss.
«Outperform»
Auch Vincent Meunier von Exane BNP Paribas bleibt beim «Outperform» (Kursziel: 180 CHF) für den Roche-Titel. Der aktuelle Abschlag von rund 12% gegenüber der Branche sei ungerechtfertigt. Als Begründung führt Meunier das geschätzte durchschnittliche Gewinnwachstum von 7% pro Jahr im Vergleich zur Branche mit 4% an.
Abwärtspotenzial für die Gewinnschätzungen
Im Zuge der jüngsten Entscheidungen macht Andrew Baum von Morgan Stanley dagegen ein Abwärtspotenzial für die Gewinnschätzungen je Aktie von 1-1,5% aus. Trotz der «höchst attraktiven Bewertung» bleibt er für den Roche GS allerdings bei «Equal-weight» (Kursziel: 175 CHF). Die anhaltenden Ängste um die Konkurrenz durch Biosimilars und weitgehend fehlende, bedeutende Kurskatalysatoren bis weit ins Jahr 2012 werden als Begründung angeführt. (awp/mc/gh/11)