Aktienfokus: Roche trotz guten Genentech-Zahlen unter Druck
Auf den ersten Blick haben Umsatz und Gewinn die Markterwartungen übertroffen, entsprechend positiv fallen die Kommentare am Markt aus. Einige Marktbeobachter monieren jedoch, dass die Wachstumsdynamik bei Genentech allmählich nachlässt.
Um 0,8 Prozent tiefer
Um 11.10 Uhr notieren die Roche-Genussscheine 0,8% tiefer auf 214,80 CHF und liegen damit hinter dem Gesamtmarkt (SMI -0,48%) zurück.
Genentech: Über Markterwartungen
Das von Genentech vorgelegte Zahlenset zum zweiten Quartal 2007 hat die Markterwartungen übertroffen. Während die Bank Vontobel den ausgewiesenen Produkteumsatz besonders hervorstreicht, zeigt sich die Bank Leu vor allem vom erzielten Gewinnanstieg positiv überrascht. Beide Finanzhäuser gehen davon aus, dass man nach diesen Zahlen nun auch bei Roche auf ein gutes Semesterergebnis hoffen kann. Roche wird in einer Woche über das zweite Quartal/erste Halbjahr 2007 informieren.
Genentech-Zahlen als gute Vorboten
Auch die ZKB wertet die Genentech-Zahlen als gute Vorboten für den Roche-Abschluss von kommender Woche. Der starke Anstieg der Lizenzeinnahmen (+53%) und der Produktverkäufe an Kooperationspartner (+213%), die beide die Geschäftsbeziehung zu Roche betreffen würden, seien `indikativ` für die starken Umsätze beim Basler Mutterhaus, heisst es dort in einem Kommentar.
Verlangsamtes Wachstum der eigenen Produkteumsätze
Und auch Rahn & Bodmer schliesst nach dem Genentech-Ergebnis auf gute Zweitquartalszahlen im Onkologiebereich von Roche. Allerdings rechne Genentech in der zweiten Jahreshälfte mit einem weniger dynamischen Wachstum der Verkäufe an Partner, merkt die Privatbank an. Zudem scheine sich das Wachstum der eigenen Produkteumsätze zu verlangsamen. Das Krebsmedikament Avastin werde bei Lungenkrebs teilweise in einer niedrigeren Dosierung eingesetzt und das Brustkrebs Herceptin habe bereits eine hohe Penetration erreicht, so die Ausführungen. Die nachlassende Dynamik bei Genentech – und noch ausgeprägter bei der japanischen Tochtergesellschaft Chugai – dürfte gemäss Rahn & Bodmer nicht spurlos an Roche vorbeigehen.
Roche habe gute Wachstumschancen
Helvea greift in ihrem Kommentar die Thematik der nachlassenden Dynamik ebenfalls auf. Der zuständige Analyst ist aber zuversichtlich, dass Roche sowohl mit Avastin als auch mit Herceptin nach wie vor gute Wachstumschancen habe. Ausserhalb der USA, wo Roche die Medikamente vertreibt, sei die Penetration von Avastin und Herceptin noch tiefer als in den USA. Zudem würden die Umsätze mit Avastin künftig durch die Zulassung in weiteren Indikationen angekurbelt, so die Ausführungen bei Helvea.
Laufender Übernahmestreit mit Ventana
Ein weiteres Thema, das die Anleger von Roche beschäftigt, ist der laufende Übernahmestreit mit Ventana, der nach und nach in einem unfreundlicheren Ton ausgetragen wird. Gestern Mittwoch hat der Verwaltungsrat von Ventana nach eingehender Prüfung die von Roche gebotenen 75 USD je Titel ausgeschlagen. Roche-Chef Franz Humer habe dann in einem Brief an die Ventana-Verwantwortlichen durchblicken lassen, dass Roche allenfalls ihr Angebot von derzeit rund 3 Mrd USD erhöhen könnte, wenn Ventana interne Informationen vorlegen würde, die einen höheren Kaufpreis stützen würden, hiess es heute in der Presse. Am Markt werden die derzeit für Ventana gebotenen 3 Mrd USD bereits als `stattlich` bezeichnet. Anleger fürchten nun, dass Roche noch tiefer in die Tasche greifen könnte, um sich den Wunsch von Ventana zu erfüllen. (awp/mc/ar)