Aktienfokus: Roche verlieren nach schlechtem Test für Avastin bei Magenkrebs
Über die detaillierten Testergebnisse, einschliesslich der sekundären Endpunkte will Roche anlässlich des Branchenmeetings an der Konferenz der American Society of Clinical Oncology Anfang Juni informieren. Primärer Endpunkt war die Verlängerung des Gesamtüberlebens. Sekundäre Endpunkte waren das progressionsfreie Überleben, die Zeit bis zum Fortschreiten der Krankheit, die Gesamtansprechrate, die Kontrollrate sowie die Sicherheit und Verträglichkeit. Bei letzterem wurden gemäss Roche keine neuen relevanten Beobachtungen gemacht.
Bis um 11.10 Uhr geben Roche GS um 0,6% auf 180,70 CHF nach, notieren damit aber bereits wieder etwas über den bisherigen Tiefstkursen bei 178,50 CHF. Novartis steigen hingegen um 0,4%; der SMI zieht um 0,2% an.
Unterschiedliche Umsatz-Schätzungen
Das Verfehlen der primären Endpunkte sei als «vorerst leicht negativ» zu werten, schreibt die ZKB in einem Kommentar. Die Schätzungen des Umsatzpotenzials der getesteten Indikation gehen derzeit auseinander – von 500 Mio CHF bis 1 Mrd CHF. Die Bank Vontobel nennt ein Umsatzzvolumen von rund 500 Mio CHF. Die ZKB sieht in einem Kommentar das Umsatzwachstum von Avastin durch den Fehlschlag nicht gefährdet. Das Institut habe die Schätzungen für die Umsätze von Avastin bei Magenkrebs ohnehin noch nicht in das Gewinnmodell integriert, heisst es.
Abschneiden eine Enttäuschung
Ebenfalls nicht in die Prognosen einbezogen hat Helvea alle drei derzeit getesteten neuen Avastin-Indikationen. Das schlechte Abschneiden wird aber als Enttäuschung bezeichnet. Für die bestehenden Anwendungen rechnet das Institut mit einem Spitzenumsatz von 9 Mrd CHF. Daher bestünde sowohl bei den eigenen Avastin-Umsatzschätzungen als auch bei den Konsensuserwartungen noch Aufwärtspotenzial, heisst es in einem Kommentar.
Vontobel senkt Spitzenumsatzpotenzial um 500 Mio. Franken
Die Bank Vontobel wird das Spitzenumsatzpotenzial von Avastin infolge der jüngsten Studienergebnisse von bisher 9 Mrd CHF um rund 500 Mio CHF senken. 2010 würden für Avastin weitere Daten aus Phase-III-Tests bei Prostata- und Blasenkrebs sowie bei Dickdarmkrebs in Stadium III erwartet. Die Bank bestätigt das «Buy»-Rating und Kursziel von 215 CHF.
Schwierige Zielsetzung
Für die ZKB ist die Verlängerung des Gesamtüberlebens die am schwierigsten zu erreichende Zielsetzung. Gegen Magenkrebs seien seit über 20 Jahren keine neuen Behandlungsmöglichkeiten entwickelt worden – mit Ausnahme des kürzlich zugelassenen Herceptins, das ebenfalls von Roche ist. Zudem werde Magenkrebs oft so spät diagnostiziert, dass die Überlebenszeit im Durchschnitt nur noch zehn Monate betrage. Ob ein «off-label use» von Avastin gegen Magenkrebs durch Ärzte eingeführt werde, hänge u.a. auch von den sekundären Endpunkten wie dem nicht Fortschreiten der Krankheit ab, so die ZKB weiter.
Keine Auswirkungen auf bereits zugelassene Indikationen
Das Roche-Management hielt in der Mitteilung fest, dass die Ergebnisse aus der Studie bei Magenkrebs keine Auswirkungen auf die bereits für Avastin zugelassenen Indikationen hätten. Auch soll das breit angelegte Entwicklungsprogramm für den Wirkstoff planmässig fortgesetzt werden.
An der Bilanzpressekonferenz Anfang Februar hatte CEO Severin Schwan das Spitzenumsatzpotenzial für Avastin bei den bereits zugelassenen Indikation auf 8 bis 9 Mrd CHF beziffert (2009: 6,2 Mrd CHF). Pharma-COO Pascal Soriot ging für die drei zusätzlichen Anwendungsgebiete Magen-, Eierstock- und Prostatakrebs von einem Umsatzpotenzial von je 250 Mio CHF bis 1 Mrd CHF aus, wobei das Potenzial von den klinischen Testergebnissen abhänge, hiess es damals. (awp/mc/pg/16)