Aktienfokus: Swiss Re nach CEO-Wechsel gesucht

Dennoch werten Händler und Anleger die Nachricht – zumindest kurzfristig – als kurspositiv. Swiss Re haben den Handel mit einem Plus von 6,2% auf 20,12 eröffnet und sind kurz darauf auf den Tageshöchststand bei 20,30 CHF geklettert. Mittlerweile sind die Titel wieder unter die 20-Frankenmarke gesunken und notieren um 11.30 Uhr Swiss Re um 5,2% höher auf 19,93 CHF. Seit Jahresbeginn resultiert allerdings immer noch ein Rückgang um über 60%. Der Gesamtmarkt (SMI) sinkt zum Berichtszeitpunkt um 0,49% auf 5’098,80 Punkte.


Erwarteter Chefwechsel
Der Wechsel auf der CEO-Position kommt für Händler und Analysten nicht unerwartet. Schliesslich trage Aigrain, der vor seinem Engagement als Konzernchef das derzeit mit grossen Problemen behaftete Finanzservice-Geschäft geleitet hat, die Hauptverantwortung für den Milliardenverlust im vergangenen Jahr, so ZKB-Analyst Georg Marti. Die Forderung nach einem neuen CEO sei von Seiten der Investoren immer stärker geworden. Damit sei nun ein wichtiger Schritt zur Besserung in die Wege geleitet worden.


«Vertrauen in Swiss Re verloren»
Der Markt habe das Vertrauen in Swiss Re verloren, so Stefan Schürmann von der Bank Vontobel. Die Berufung des Rückversicherungs-Experten Lippe zum neuen CEO sei ein logischer Schritt, der bereits mit der Ernennung zum stellvertretenden CEO im Herbst 2008 eingeleitet worden sei. Der neue Strategiefokus auf das traditionelle Rückversicherungsgeschäft habe ihn zum offensichtlichen Nachfolger gemacht.


«Giftmülldeponie hinterlassen»
Aigrain hinterlasse eine Giftmülldeponie mit toxischen Papieren sondergleichen, so die Bank Wegelin. Der Investment-Banker habe mit seiner Strategie den Fokus für das Kerngeschäft – die Rückversicherung – verloren und ein immens teures Investment-Banking-Abenteuer zu verantworten.


Neues Vertrauensfundament legen
Mit der Stabübergabe allein seien aber die Sondermüllhalden nicht aus der Welt geschafft, heisst es im Bericht weiter. Zwar könne mit dem neuen Lenker ein neues Vertrauensfundament gelegt werden. Doch bis die Anleger dieses Fundament als tragfähig erachten, brauche es noch viel mehr. Zudem weisen die Autoren darauf hin, dass Lippe in der Ära Aigrain ebenfalls schon in der Geschäftsleitung gewesen sei.


ZKB: «Probleme noch nicht gelöst»
Auch der ZKB-Mann Marti sieht mit dem CEO-Wechsel die Probleme noch nicht als gelöst an. Die Risikoexponierung in derzeit schwierigen Finanzmarktgeschäften sei weiterhin erheblich. Als grösste Problemfelder sieht er vor allem das strukturierte Anlageportfolio im Wert von 32,5 Mrd CHF sowie die Verpflichtungen aus Kreditausfallversicherungen (CDS) und Finanzgarantiegeschäften von zusammen wahrscheinlich weiterhin über 32 Mrd CHF. Die Bereinigung dieser Risikopositionen könnten weitere grössere Verluste verursachen, so der ZKB-Analyst.


Normalisierung herbeiführen
Eine Normalisierung in der Geschäftsentwicklung herbeizuführen, sei nun die grösste Herausforderung, die es zu bewältigen gebe, so Schürmann. Dies werde auch mit Blick auf den Kapitalbeschaffungsprozess wichtig sein. Der Führungswechsel sei dazu schon mal hilfreich, dürfte aber nicht ausreichen, um das Vertrauen der Anleger und Kunden vollständig wiederherzustellen. Schürmann stellt sich dementsprechend auf einen lang andauernden Gesundungsprozess des Rückversicherers ein. (awp/mc/ps/18)

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