«In Gruebel we trust», betitelt Merrill Lynch stellvertretend für die Meinung vieler Marktteilnehmer in einem Kommentar zum Führungswechsel.
Grosse Erwartungen des Marktes
Noch ist lediglich Rudimentäres über die Strategie bekannt, die Grübel einschlagen will. Dennoch sind die Erwartungen des Marktes nicht zuletzt wegen der Reputation, die der ehemalige CEO der CS als Krisenmanager erworben hat, hoch. Sie seien überzeugt, dass die Entscheidung für einen Managementwechsel hin zu Oswald Grübel die aktuelle Umgestaltung der UBS beschleunigen werde, schreibt Vontobel-Analyst Panagiotis Spiliopoulos. «Dies ist höchst vorteilhaft», so Spiliopoulos weiter. Analyst Javier Lodeiro von Sal.Oppenheim erwartet, dass der Wechsel nun hoffentlich strategische Änderungen, einen Verkauf von Einheiten und mehr Einsparungen zur Folge haben werde.
Ausrichtung auf das Schweizer Geschäft
Grübel selbst, der die CS auf die «One Bank» Strategie einschwor, hielt sich in ersten Aussagen zu diesem Thema noch bedeckt. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur sda sagte er lediglich, die UBS wolle sich wieder stärker auf das Schweizer Geschäft ausrichten. Damit bestätigte er die von VR-Präsident Peter Kurer bereits früher festgelegte Strategie.
Grübel will UBS zurück zur Profitabilität führen
Sein wichtigstes Ziel sei es, die UBS wieder auf den Weg der Profitabilität zurückzuführen, sagte Grübel weiter. Dabei solle die UBS 2009 in allen Bereichen – also auch in der zuletzt stark verlustbringenden Investmentbank – wieder schwarze Zahlen ausweisen können. «Die Märkte sind aber zu volatil, um da eine genauere Aussage zu treffen», sagte der neue UBS-CEO.
Zum zweiten Mal zurück aus der Pensionierung
Grübel hat fast vierzig Jahre bei dem Schweizer Konkurrenten Credit Suisse verbracht. Von 2003 bis Frühjahr 2007 war er Co-CEO beziehungsweise CEO der Züricher Bank. Er kehrt nun bereits zum zweiten Mal aus der Pensionierung ins aktive Arbeitsleben zurück. Als Architekt des One-Bank-Models bei der Credit Suisse sahr er grosse Synergien in der Integration der drei Geschäftsbereiche Wealth Management, Asset Management und dem Investment Banking. Letzteres war bei der UBS vornehmlich für den Konzerverlust im vergangenen Jahr von 19,7 Mrd CHF verantwortlich. Offen bleibt, ob Grübel nun der UBS das CS-Modell verpassen wird und, angesichts der Schwierigkeiten, in denen das Investment Banking steckt, überhaupt verpassen kann.
Grübel vor schwieriger Aufgabe
Angesichts der Beschädigungen, die das Investment Banking in den letzten zwei Jahren erfahren habe, und den Attacken auf das Bankgeheimnisses stehe Grübel vor einer schwierigen Aufgabe, schreibt Derek De Vries von Merrill Lynch. Obwohl er die Ernennung von Grübel als CEO begrüsst, ist sich De Vries bewusst, dass der neue CS kein «Superman» ist. Das erreichen des Trunarounds für die UBS bleibe weiterhin schwierig, so der Analyst weiter.
Hohe Glaubwürdigkeit
Auch Andreas Venditti von der ZKB sieht die UBS vor bedeutenden Herausforderungen stehen. Mit Oswald Grübel habe die Bank aber einen krisenerprobten und führungsstarken Manager geholt, der bereits die Credit Suisse aus der tiefen Krise nach dem Platzen der Internetblase zurück zum Erfolg gebracht hat. Zudem sei Grübel als Externer unbelastet und weise eine hohe Glaubwürdigkeit auf, die UBS wieder auf Kurs zu bringen ergänzte er. Ob aber gerade aus der Tatsache heraus, dass Grübel einst den Konkurrenten leitete, ein Konfliktpotenzial besteht, ist in den Analystenkommentaren nichts zu erfahren.
Die Aktien der UBS gewinnen am Donnerstag bis zum Börsenschluss 16,24% auf 11,74 CHF. (awp/mc/pg/22)