Alan Adler, CEO Oridion

von Robert Jakob


Alan, im Jahr 2009 mussten Sie einen rund 10%igen Umsatzeinbruch vergegenwärtigen. Wie sehr hat Sie die Tatsache, dass sogar Krankenhäuser plötzlich ihre Bestellungen auf die lange Bank schoben und anfingen jeden Cent dreimal umzudrehen, überrascht?


Früh im Jahr 2009, genau im Februar, wussten wir, dass das keine normale Rezession werden würde, und dass selbst Hospitäler, die sich ja sonst wenig um Wirtschaftszyklen kümmern müssen, nicht immun sein würden. Wir haben das auch so kommuniziert. Statt eines robusten Wachstums im 2009, das wir ja annahmen, bevor die Rezession sich abzeichnete, hofften wir noch auf ein relativ flaches Jahr. Allerdings hat die Tiefe der Rezession gepaart mit einigen Problemen bei OEM-Partnern zu einer Abnahme des Umsatzes um genau 9% geführt.


Oridion wurde in den letzten Jahren immer wieder durch Absatzprobleme des Grosskunden Physiocontrol geplagt. Ist dort die Situation jetzt endgültig bereinigt?


Ja, wir erwarten, dass sich die Warenabnahme durch  Physiocontrol jetzt endgültig stabilisiert hat.


Im 2010 plant Oridion wieder auf den langfristigen Wachstumspfad zurückzukehren. Das wäre gleichbedeutend mit 20% plus beim Umsatz. Ist die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama dafür eher nützlich oder eher hinderlich?


So weit wir  es jetzt schon beurteilen können, sollte die Gesundheitsreform keinen negativen Einfluss auf unser Geschäft haben. Wie Sie ja wissen, verbessern wir die Sicherheit und letztlich auch die Genesung der Patienten im Krankenhaus und in der Ambulanz, falls es zu Atembeschwerden oder Atemstillstand kommt. Krankheiten, die mit der Atmung in Zusammenhang stehen, werden in den nächsten Jahren noch zunehmen, da die Bevölkerung immer älter wird, und auch die Zahl der übergewichtigen Amerikaner ist nicht gerade im Abnehmen begriffen ist. Falls es einen Effekt der Gesundheitsreform auf Oridion gibt, dann sollten die vielen Millionen Menschen, die jetzt unter Obamas Gesetz Versicherungsschutz bekommen haben, die Nachfrage nach unseren Produkten wachsen lassen.



«So weit wir es jetzt schon beurteilen können, sollte die Gesundheitsreform keinen negativen Einfluss auf unser Geschäft haben.» Alan Adler, CEO Oridion


2008 erreichte Oridion den bisherigen Spitzenwert von 10 Millionen Dollar Reingewinn. Wird es schwierig werden, diese schöne Erfolgszahl zu toppen, da ja Ihre Verlustvorträge in den nächsten Jahre auslaufen?


Die 10 Millionen von 2008 enthielten eine Steuergutschrift von 4,3 Millionen nach US GAAP, welche über die nächsten drei Jahre abgeschrieben wird. Da wir quasi alles, was wir produzieren, exportieren, profitieren wir von speziellen  Steuerbegünstigungen. Selbst wenn unsere Verlustvorträge auslaufen  – was in zwei, drei Jahren der Fall sein wird –  werden wir wohl während mindestens zehn Jahren nur einstellige Steuersätze bezahlen müssen.


Der Verkauf von Verbrauchsmaterial ist weniger zyklisch. Einer der Highlights des letzten Geschäftsjahres war für mich der Anstieg des Anteils der Verbrauchsmaterialien um 8,8% auf beachtliche 49,4 des gesamten Oidion-Umsatzes. Damit stabilisiert sich Ihr Cash-flow definitiv. Wo liegt denn die obere Grenze für den Anteil der Verbrauchsgüter am Gesamtumsatz?


In den nächsten fünf bis sieben Jahren glauben wir, können unsere Consumables 60% Umsatzanteil erreichen. Oder sogar noch mehr.


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Sie hatten einen ausserordentliche Generalversammlung einberufen, damit die Aktionäre über Ihren Aktienoptionsplan abstimmen können. Was steckt da wirklich dahinter?

Nach israelischem Recht müssen die Aktionäre alle drei Jahre Ihre Zustimmung geben, damit ein Chairman und CEO weitermachen darf.  Da diese Zeitperiode im März 2010 zuende ging, war die GV notwendig. Gleichzeitig wurde über das Kompensationspaket abgestimmt. Die Gehaltszahlungen an jedes Board-Mitglied bedürfen der Abstimmung durch die Aktionäre.


Sehen Sie neue medizinische Anwendungen der Kapnographie in den nächsten Jahren? Was tut sich auf dem Feld des Atemstillstands während dem Schlaf?


Wir arbeiten an einer ganzen Reihe neuer Anwendungen. Im nächsten Jahr hoffen wir, über eine gewichtige Neuerung berichten zu können. Schlaf-Apnoe ist eine interessante Indikation. Wie wir bereits letztes Jahr berichtet haben, sind wir in klinischen Studien und hoffen bald einmal, einen FDA Zulassungsantrag stellen zu können.



«Ehrlich gesagt, eine finanzielle Kollaboration brauchen wir nicht.»


Sie haben rund zwei Duzend OEM-Handelspartner. Könnten Sie sich eine engere, vielleicht gar finanzielle Zusammenarbeit mit einem von diesen vorstellen?


Wir haben eine äusserst solide Cash-Position und eine starke Bilanz. Ehrlich gesagt, eine finanzielle Kollaboration brauchen wir nicht. Andererseits sind wir immer dabei, unsere Zusammenarbeit mit den Zwischenhändlern unserer Produkte zu verbessern. Das bedeutet beispielsweise, dass wir unsere Kapnographie auf noch mehr Bildschirme bringen, den Partnern unser neues «Smart Capnography» System wie den Integrated Pulmonary Index IPI anbieten und generell enger im Marketing und im Tagesgeschäft mit ihnen zusammenspannen. Das alles ist ein fliessender Prozess, in dem wir mit fast allen unseren Partnern sehr erfolgreich sind.


Oridion bilanziert in USD. Hedgen Sie weiterhin das Währungsrisiko?


Wir decken das Währungsrisiko des Dollars gegen Shekel und Euro ab, da wir unsere Kosten in Shekel und und auch hohe Einnahmen in Euro haben. Allerdings tun wir das sehr konservativ.


Wie sieht es mit der geographischen Diversifikation aus?


Wir sind ja schon breit geographisch abgestützt Viele unserer OEM-Partner sind wiederum globale Marktführer. Ausserdem haben wir ein Netz unabhängiger Distributoren in allen bedeutenden Märkten in den Vereinigten Staaten, Europa und in Asien.





Zur Person
Der Amerikaner Alan Adler drückt dem Jerusalemer Unternehmen als CEO und gleichzeitig Chairman of the Board seinen Stempel auf. Er ist stets bei den wichtigsten Investoren? und Medienkonferenzen präsent und erhält seit Jahren einen guten Teil seines Lohns in Aktien und Optionen, weshalb er auch zu den bedeutendsten Aktionären zählt. Als Bürger der USA kann er von seinen Kenntnissen dieses für Oridion wichtigsten Marktes zum Wohl seines Unternehmens profitieren.


Zum Unternehmen
Das an der Schweizer Börse kotierte israelische Unternehmen Oridion ist auf Atemmesssysteme spezialisiert. Diese dienen zur Kontrolle wichtiger Vitalfunktionen und helfen damit Leben  retten. Ausserhalb des Operationssaals ist Oridion  in der Kapnographie, so der wissenschaftliche Name der Messmethode, bereits Weltmarktführer. Immer wichtiger wird daher das Geschäft mit den Verbrauchsmaterialien.

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