Albert M. Baehny, CEO Geberit

Von Christa Spoerle

Moneycab: Herr Baehny, seit Sie CEO von Geberit sind, konnten Sie Jahr für Jahr ein Rekordergebnis ausweisen. Empfinden Sie das nun als Belastung?

Albert M. Baehny: Ich freue mich – zusammen mit den Mitarbeitenden – darüber. Aber selbstverständlich sind die erfreulichen Ergebnisse auch Verpflichtung, es in Zukunft unter Umständen in einem schwierigeren Umfeld gleich oder noch besser zu machen.



«Umsatzwachstum wollen wir vor allem durch Innovation und selektive geografische Expansion sowie durch Wachstum in denjenigen Märkten erreichen, in denen Geberit zurzeit noch untervertreten ist.» Albert M. Baehny, CEO Geberit


Sind Sie mit Ihrem Halbjahresergebnis zufrieden?

Wir sind mit dem Verlauf des ersten Halbjahres 2008 sehr zufrieden. Wir konnten damit überzeugend unsere Fähigkeit unter Beweis stellen, auch unter schwierigeren Rahmenbedingungen erfolgreich zu wirtschaften. Wir sind trotz sich in vielen Märkten abschwächender Bauindustrie organisch und in lokalen Währungen mit 2,7% gewachsen und konnten gleichzeitig deutlich höhere Margen als in der Vorjahresvergleichsperiode erzielen.


Sie halten an ihren mittelfristigen Zielen mit einem jährlichen organischen Umsatzwachstum von 4-6% und einer EBITDA-Marge von 23-25% fest. Unter welchen Bedingungen würden sie diese ändern?

Es liegt in der Natur von mittelfristigen Zielen, dass diese nicht kontinuierlich angepasst werden. Selbstverständlich überprüfen wir aber unsere Zielsetzungen im Rahmen der jährlichen Budgetierungs- und Planungsprozesse regelmässig. Sollten wir in diesem Zusammenhang und basierend auf den aktuellen Resultaten zu davon abweichenden Erkenntnissen gelangen, werden wir die mittelfristigen Ziele selbstverständlich anpassen.


Für mich setzen Sie das englische Schlagwort «sell more, save more, and charge more» perfekt um. Wie wollen Sie das in Zukunft  angehen?

In dem wir weiterhin konsequent unsere Prozesse optimieren. Umsatzwachstum wollen wir vor allem durch Innovation und selektive geografische Expansion sowie durch Wachstum in denjenigen Märkten erreichen, in denen Geberit zurzeit noch untervertreten ist. Die kontinuierliche Geschäftsprozessoptimierung gehört ebenso zu unseren täglichen Hausaufgaben wie die weltweite Umsetzung unserer Pricing-Strategie.



«Natürlich haben wir eine Liste mit Akquisitionszielen, die wir genau beobachten.»


Wie sehen Ihre Investitionspläne aus? Welche betrieblichen Bereiche und welche Regionen stehen da im Vordergrund?

Wir werden in den Jahren 2008 und 2009 deutlich mehr als in den Vorjahren investieren. Unter anderem sind wir gegenwärtig in Deutschland am Aufbau eines neuen Logistikzentrums für rund 27 Millionen Euro. Zudem passen wir unsere Produktionskapazitäten in diversen Werken an, damit wir das für die nächsten Jahre geplante Umsatzwachstum bewältigen können. In der Produktentwicklung steht eine Reihe von Neueinführungen an – mit entsprechendem Investitionsbedarf.


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Wie steht es mit Akquisitionen? Haben Sie da etwas in petto?

Zurzeit laufen keine Verhandlungen. Natürlich haben wir aber eine Liste mit Akquisitionszielen, die wir genau beobachten.


In Deutschland, der Schweiz und Österreich sind Sie bereits die Nummer 1, wo darf es sonst noch sein?

Grundsätzlich wollen wir überall dort überdurchschnittlich wachsen, wo wir mit unseren Produkten noch nicht so präsent sind wie in unseren etablierten Märkten. Potential bieten da traditionelle Keramikmärkte wie Frankreich, Grossbritannien, die Iberische Halbinsel oder auch Skandinavien. Erfreuliche Wachstumsmöglichkeiten bieten sich vor allem aber auch in Osteuropa, in Nahost, in Asien und in Nordamerika.


Sie haben sich in den vergangenen Jahren auf die zwei Bereiche – die Sanitärsysteme und die Rohrleitungssysteme – konzentriert. Stehen weitere Divestitionen wie der bereits erfolgte Verkauf der Büchler Werkzeugbau auf Ihrer Agenda?

Wir überprüfen – auch im Rahmen unserer Akquisitionsstrategie – laufend unser Portfolio. Zurzeit sehen wir aber keine weiteren anstehenden Desinvestitionen.


2008 haben Sie verschiedene neue Produkte im Bereich Sanitärsysteme auf den Markt gebracht, wie sind die angekommen?

Die Lancierung der neuen Produkte erfolgte breit in den europäischen Märkten. Die Marktreaktionen waren positiv, für eine Beurteilung des Erfolgs ist es allerdings noch zu früh.


Wie sieht es im Bereich Rohrleitungssysteme aus, was kommt da noch?

Wir sehen in diesem Bereich noch Innovations- und Wachstumspotential. Dies versuchen wir mit einer attraktiven Palette an neuen Rohrleitungsprodukten im Jahr 2009 auszuschöpfen. Genaueres kann ich dazu leider zum heutigen Zeitpunkt noch nicht sagen.


Haben Sie ein «Traumprodukt» im Hinterkopf?

Traumprodukt in dem Sinne nicht. Aber selbstverständlich löst es bei mir immer grosse Befriedigung aus, wenn wir mit unseren Produkten zur Lösung von bedeutenden Gesellschafts- und Umweltproblemen der heutigen Zeit wie der Wasserknappheit oder der mangelnden Wasserqualität beitragen können.


Geberit war der Börsen-Gewinner im August. Was erwarten Sie persönlich von der weiteren Entwicklung?

Als Verantwortlicher für ein Unternehmen kann ich mich nicht mit kurzfristigen Schwankungen des Aktienkurses auseinandersetzen, insbesondere wenn er – wie in den letzten Monaten in unserem Falle oft – durch rein exogene Faktoren negativ beeinflusst war. Wir wollen aber konsequent auf dem eingeschlagenen Weg weiterfahren und sind überzeugt, dass sich dies längerfristig in einem erfreulichen Aktienkursverlauf widerspiegeln wird.





Der Gesprächspartner:&
Albert M. Baehny, Jahrgang 1952,  ist diplomierter Biologe der Universität Freiburg (CH). Er begann 1979 seinen Berufsweg in der Forschung der Serono-Hypolab. Sein weiterer Weg führte ihn über unterschiedliche Marketing-, Vertriebs-, strategische Planungs- und globale Führungsfunktionen bei Dow Chemicals Europe (1981-1993), Ciba-Geigy/Ciba SC (1994-2000), Vantico (2000-2001) und Wacker Chemie (2001-2002). Von 2003 bis 2004 leitete er bei Geberit den Konzernbereich Marketing und Vertrieb Europa. Seit 1. Januar 2005 ist Albert M. Baehny Vorsitzender der Konzernleitung.


Das Unternehmen:
Die Geberit Gruppe, Jona,  ist der europäische Marktleader in der Sanitärtechnik mit globaler Ausrichtung. Seit der Gründung 1874 zählt das Unternehmen zu den Pionieren der Branche. Geberit ist in rund 40 Ländern mit Vertretungen aktiv. Die Märkte in Asien und in Nordamerika werden mit Produkten, welche den regionalen Bedürfnissen angepasst sind, bearbeitet. Zu diesem Zweck bestehen lokale Kompetenzzentren in Schanghai (China) und in Chicago (USA). Das Unternehmen besitzt 16 Produktionsstandorte in sieben verschiedenen Ländern. Die Hauptproduktionsstätten befinden sich in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich. Jahr 2007 erwirtschaftete die Geberit Gruppe 2,5 Milliarden Franken Umsatz. Sie beschäftigt weltweit rund 5’700 Mitarbeiter in 40 Ländern, davon knapp 1’000 in der Schweiz.

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