von Alexander Saheb
Moneycab: Ihr Halbjahresergebnis hat alle Erwartungen übertroffen, gelingt Ihnen das Ende Jahr wieder?
Albert M. Baehny: Saisonal wird die zweite Jahreshälfte wie gewohnt im Vergleich zu den ersten sechs Monaten eine Abschwächung bringen. Zudem werden wir uns im zweiten Halbjahr 2006 mit einer sehr starken Vorjahresperiode vergleichen. Für das Gesamtjahr 2006 gehen wir trotzdem währungsbereinigt und organisch von einem hohen einstelligen Umsatzwachstum aus. Die operativen Margen werden wir gegenüber Vorjahr substantiell steigern.
Worauf werden Sie im zweiten Halbjahr 2006 besonders acht geben, damit alles läuft wie Sie angekündigt haben?
Wir werden uns weiterhin auf eine intensive Marktbearbeitung, ein striktes Kostenmanagement und auf die Optimierung der Prozesse konzentrieren.
«Durch unsere Preispolitik ist es uns gelungen, unsere operativen Margen zu schützen». Albert M. Baehny, CEO Geberit
Können Sie steigende Rohmaterialpreise, besonders bei Kupfer, an Ihre Kunden weitergeben oder öffnet sich die Tür für Billigkonkurrenten?
Die Kupferpreise sind deutlich schneller gewachsen als erwartet. Durch unsere Preispolitik ist es uns jedoch gelungen, unsere operativen Margen zu schützen. Natürlich gibt es in einer Situation von steigenden Rohmaterialpreisen immer Konkurrenten, die mit tiefen Preisen versuchen, schnell Marktanteile zu gewinnen.
Im deutschen Hauptmarkt steigt kommendes Jahr die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent an. Werden nicht Kunden auf günstigere Produkte umsteigen müssen?
Geberit ist zur Hauptsache im Renovationsgeschäft tätig, wo die Preissensitivität weniger hoch ist und Geberit eine starke Marktposition besitzt. Generell besteht im deutschen Markt ein grosses Nachholpotential bei den Renovationen. Billigere Produkte sind kein neues Phänomen. Geberit ist im Markt aber bekannt für die hohe Qualität der Sanitärsysteme und den hervorragenden Service.
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Nordamerika zeigt nur eine geringe Dynamik beim Umsatzwachstum. Wäre das Engagement anderswo nicht sinnvoller und ertragreicher?
Wir befinden uns in den USA gegenwärtig in einer Übergangsphase. Eine Reihe von Massnahmen zur Verbesserung der operativen Resultate wurden umgesetzt. Zurzeit sind wir an der Erarbeitung einer neuen Strategie für die USA. Ergebnisse daraus werden wir Anfang 2007 kommunizieren.
Könnte nicht eine Akquisition den amerikanischen Markt erfolgreicher erschliessen?
Wir prüfen verschiedene Alternativen.
«In China sind wir im vergangenen Jahr und im ersten Halbjahr 2006 wie geplant deutlich zweistellig gewachsen»
Im Dezember 2004 fragten wir Sie an dieser Stelle nach Ihren Aktivitäten in China. Sie wollten damals zehn Verkaufsbüros eröffnen und Sanitärnormen und Baustandards mitprägen. Ist Ihnen das gelungen, wo steht Geberit heute in China?
Wir haben unsere Präsenz in China in den vergangenen Jahren substantiell ausgebaut, unter anderen wie angekündigt die Anzahl Verkaufsbüros von zwei auf zehn erhöht und die Verkaufsmannschaft massiv aufgestockt. Wir sind im vergangenen Jahr und im ersten Halbjahr 2006 wie geplant deutlich zweistellig gewachsen. Im Gegensatz zu Europa sind wir in China vorwiegend im Projektgeschäft bei teureren Bauten tätig. In diesem Bereich ist es uns bereits gelungen, sich einen Namen als kompetenter Partner der Bauherrschaft zu erarbeiten.
Sie machen gegen 90 Prozent Ihres Umsatzes in Europa. Zahlt man nur dort genug für Geberit, haben Geberit-Produkte einen (zu) speziellen Charakter oder gibt es weltweit einfach starke Konkurrenz?
Wir haben in Europa eine sehr starke Marktposition. Trotzdem gibt es auch in Europa noch Länder (Frankreich, UK, Iberische Halbinsel, Osteuropa, Nordische Länder), wo wir eine noch grössere Marktpenetration anstreben. Für die ausserhalb Europas gelegenen Regionen gehen wir selektiv vor. In Fernost/Pazifik konzentrieren wir uns zum Beispiel auf das Projektgeschäft in den Regionen China, Singapur, Südkorea und Australien. Im Mittleren Osten wachsen wir in den Verreinigten Arabischen Emiraten ebenfalls überwiegend im Projektgeschäft hoch zweistellig. Und in den USA arbeiten wir wie erwähnt an einer Neuausrichtung mit dem Ziel, auch in den USA an die Erfolge in der übrigen Welt anzuknüpfen.
«Wir machen uns gegenwärtig Gedanken über einen Aktiensplitt.»
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Geberit gehört zu den Perlen der Schweizer Industrie. Haben Private Equity-Investoren auch bei Ihnen schon angeklopft?
Konkrete Anfragen gab es bis anhin nicht. Wir sind uns aber bewusst, dass auch Geberit unter gewissen Umständen zum Ziel von Private Equity-Investoren werden könnte. Zum heutigen Zeitpunkt sind wir aber überzeugt, dass wir mit unserer aktuellen Strategie ein Optimum für unsere Shareholder erzielen. Es wäre deshalb für eine übernehmende Partei schwierig, diese Performance zu übertreffen und für sich Mehrwert zu generieren.
Ihre Aktien zeigten in den vergangenen Monaten eine stolze Performance. Die Finanzergebnisse lassen weitere Gewinne erwarten. Glauben Sie dass der Kurs im Jahre 2007 die 2000-Franken-Marke erreichen könnte?
Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen über die Entwicklung unseres Aktienkurses.
Bei welchem Kurs würden Sie einen Aktiensplitt in Erwägung ziehen um das Papier nicht zu schwer werden zu lassen?
Wir machen uns gegenwärtig Gedanken über einen Aktiensplitt. Wir werden zu gegebener Zeit über die weiteren Schritte informieren.
Der Gesprächspartner
Albert M. Baehny (1952) ist verheiratet und hat ein Kind. Er wuchs in der französischen Schweiz auf und schloss 1978 sein Biologiestudium an der Universität Fribourg ab. Sein Berufsweg begann in der Forschung der Genfer Serono-Hypolab. Nach verschiedenen Leitungsfunktionen in Marketing- und Vertrieb bei Dow Chemicals Europe, Ciba Geigy, Ciba SC, Vantico und Wacker Chemie kam er zur Geberit-Gruppe. Dort startete er als Leiter des Konzernbereiches Marketing & Vertrieb Europa und trug Verantwortung für mehr als 90% des Umsatzes. Seit 1. Januar 2005 ist er Vorsitzender der Konzernleitung (CEO) der Geberit Gruppe.
Geberit
Die Geberit Gruppe mit Sitz in Jona ist der europäische Marktleader in der Sanitärtechnik mit globaler Ausrichtung. Das Unternehmen wurde 1874 gegründet und ist mittlerweile in 40 Ländern mit Vertretungen aktiv. Die 17 Produktionsstandorte verteilen sich auf acht Staaten, vor allem die Schweiz, Österreich und Deutschland. Das Produktspektrum ist sowohl für Neubauten wie auch für Renovationen und Modernisierungen konzipiert. Im Jahr 2005 erwirtschaftete die Geberit Gruppe 1,9 Milliarden Franken Umsatz. Sie beschäftigt weltweit rund 5’200 Mitarbeiter, davon knapp 1’000 in der Schweiz. Seit 1999 sind die Aktien an der SWX kotiert.