Alcatel-Lucent: Architekten der Fusion treten ab – tiefrote Zahlen
Analysten wie etwa die Experten der WestLB sehen in dem Rückzug das Eingeständnis, dass die Übernahme von Lucent durch Alcatel ein Fehler war. Parallel zum Komplett-Umbau der Führungsriege legte Alcatel-Lucent Zahlen zum zweiten Jahresviertel vor, die den sechsten Quartalsverlust in Folge ausweisen. Wie das Unternehmen am Dienstag in Paris mitteilte, treten sowohl Russo als auch Tchuruk zurück. Der ehemalige Alcatel-Chef Tchuruk ist nach der Fusion mit Lucent im Jahr 2006 zum Verwaltungsrat-Chef aufgestiegen. Russo wolle bis Ende des Jahres zurücktreten, während Tchuruk zum 1. Oktober das Unternehmen verlasse. Alcatel-Lucent werde umgehend mit der Nachfolger-Suche beginnen, zudem solle der Vorstand neu organisiert und verkleinert werden.
Aktie legt zu
Die Experten der WestLB bewerteten die Zahlen als leicht besser als erwartet. Gerade der Bereich Services habe sich gut entwickelt, während die hohe Abschreibung auf die CDMA-Sparte den fortschreitenden Niedergang dieser Technologie unterstreiche. Die Analysten von Cazenove sahen die angekündigten Rücktritte positiv. Die Aktie stieg in einem schwachen Markt um knapp 4 Prozent. «Die Merger-Phase ist nun hinter uns», sagte Tchuruk laut Mitteilung. Es werde nun Zeit, dass Alcatel-Lucent eine Führungspersönlichkeit aus den eigenen Reihen hervorbringt – unabhängig von den beiden ursprünglichen Fusionspartnern Alcatel und Lucent.
Tiefrote Zahlen
Im zweiten Quartal fiel der Umsatz im Jahresvergleich um 5,2 Prozent auf 4,101 Milliarden Euro, während er Vergleich zum ersten Quartal um 6,1 Prozent stieg. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn kletterte von minus 19 Millionen auf plus 93 Millionen Euro. Unterm Strich blieb Alcatal-Lucent tief rot, konnte aber immerhin das Minus verringern: Der bereinigte Verlust sank von 336 Millionen im Vorjahr auf 222 Millionen Euro. Inklusive einer Abschreibung von 810 Millionen Euro für die CDMA-Sparte blieb unterm Strich ein Verlust von 1,102 Milliarden Euro. Das Geschäft mit dem Mobilfunkstandard CDMA schwächelte vor allem in Nordamerika. Der Umsatzausblick für 2008 wurde bestätigt. (awp/mc/pg/16)