«Aldi will in der Schweiz zum Regionalversorger werden», sagte Mediensprecher Sven Bradke auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Und bis dahin sei noch ein langer Weg. Die Geschwindigkeit der Expansion werde Aldi grundsätzlich beibehalten, sagte Bradke. Die hundert Filialen seien zwar ein Meilenstein für Aldi, gleichzeitig würden aber die nächsten hundert in Angriff genommen.
Aldi bisher «auf Kurs»
Wieviele Filialen Aldi in der Schweiz eröffnen will, ist genau so wenig in Erfahrung zu bringen wie Zahlen zum bisherigen Geschäftsverlauf oder die Höhe der getätigten Investitionen. Als privat gehaltenes Unternehmen muss Aldi keine Zahlen publizieren. Zum Geschäftsgang meinte Bradke einzig, Aldi sei in der Schweiz bis anhin «auf Kurs».
10 Jahre rote Zahlen budgetiert?
In Branchenkreisen heisst es, Aldi würde bei der Erschliessung neuer Märkte durchaus bis zu zehn Jahre lang rote Zahlen in Kauf nehmen. Wieviel sich Aldi Süd, dem Konzern, dem die Ländergesellschaft Aldi Suisse gehört, die Expansion genau kosten lässt, kann nur geschätzt werden. Aus dem Handelsregister geht einzig hervor , dass das Aktienkapital von Aldi Suisse sich nach zahlreichen Erhöhungen mittlerweile auf über 1 Mrd CHF beläuft.
Jahresumsatz auf 900 Mio. Franken geschätzt
Der 2008 mit den Ende letzten Jahrs 94 Filialen erzielte Umsatz wird vom Marktforschungsinstitut GfK in der Studie «Detailhandel Schweiz» auf 900 Mio CHF geschätzt. Damit wäre Aldi bereits der neuntgrösste Detailhändler im Land. Im Vergleich zu den Grossverteilern Migros und Coop, die im Detailhandel 19,6 Mrd respektive 16,4 Mrd CHF umsetzen, ist der deutsche Discounter in der Schweiz nur ein kleiner Fisch. Und noch steigen auch die Umsätze von Coop und Migros kräftig an.
Trotz noch tiefem Marktanteil erfolgreich
Trotz noch tiefen Marktanteils und weiter wachsender Konkurrenz: Erfolglos ist Aldi dennoch nicht. Gemäss einer Erhebung von GfK kauften 2008 immerhin 41% der Schweizer Haushalte mindestens einmal im Jahr in einer Aldi-Filiale ein. Und gemäss Bradke durfte Aldi Suisse vor kurzem den 50-Millionsten-Kunden begrüssen.
Zufrieden mit dem Schweizer Start ist auch Aldis Konkurrent Lidl, der im Frühling die ersten Läden eröffnete und derzeit 18 Filialen zählt. Andreas Pohl, Chef von Lidl Schweiz, sagte vergangene Woche im Interview mit Moneycab, die gesetzten Ziele erreicht zu haben.
Schweiz kein Discountland wie Deutschland oder Österreich
Mit einem Marktanteil von 5%, den die beiden deutschen Discounter nach GfK-Schätzungen im Jahr 2010 gemeinsam erreichen werden, ist die Schweiz zwar noch lange kein Discountland. Eine solche Beschreibung träfe allenfalls auf Deutschland oder Österreich zu, wo die Discounter Marktanteile von 44% respektive 32% erreichen.
Bewegung im Markt
Dennoch haben Aldi und Lidl Bewegung in den Schweizer Detailhandel gebracht. «Alleine schon die Ankündigung ihre Markteintritts hat die Grossverteiler reagieren lassen», sagte GfK-Experte Thomas Hochreutener an einer Fachtagung Ende Juni. So sei der Preis seit 2003 zum Hauptthema im Detailhandel geworden.
Es sei zu zahlreichen Preisabschlägen und einer grösseren Zahl von Aktionen gekommen. Ausserdem hätten die Grossverteiler Billiglinien eingeführt beziehungsweise ausgebaut. Und der Konzentrationsprozess in der Branche, der seinen Höhepunkt in der Übernahme von Denner durch die Migros fand, sei auch erheblich beschleunigt worden. (awp/mc/pg/21)