Experten erwarten nicht, dass die Allianz langfristig mit einem knappen Drittel an der fusionierten Dresdner-Commerzbank beteiligt bleiben will. Positiv werten die Analysten jedenfalls, dass die Allianz überhaupt das Ende des Dresdner-Bank-Abenteuers eingeleitet hat. «Die gefundene Lösung halten wir im Ganzen für einen positiven Kompromiss», lautet das Fazit des Deutsche-Bank-Analysten Spencer Hogan. Vor allem gefällt ihm die faktische Put-Option, die sich der Versicherer für das Bankgeschäft geschaffen hat. Statt weiter Geld in die Tochter Dresdner Bank zu stecken und möglicherweise neu entstehende Löcher zu stopfen, halte die Allianz künftig einen Commerzbank-Anteil, dessen Wert nicht unter Null fallen könne.
Bank-Beteiligung ist nicht Pflicht
Merck-Finck-Analyst Konrad Becker erwartet, dass sich die Allianz in absehbarer Zeit nicht von ihren Commerzbank-Aktien trennt. So könne sie nach dem Ende der Finanzkrise von einem steigenden Kurs profitieren. Nach Einschätzung von Deutsche-Bank-Analyst Hogan wird der Versicherer seinen Anteil langfristig reduzieren: «Wir sollten erwarten, dass eine Beteiligung zwischen fünf und zehn Prozent auf lange Sicht annehmbar wäre.» Reduzieren kann die Allianz ihren Anteil voraussichtlich im Jahr 2010. Denn nach dem zweiten Schritt des Dresdner-Verkaufs, der bis Ende 2009 vollzogen sein soll, muss sie die Commerzbank-Aktien noch ein halbes Jahr lang behalten.
Auf längere Sicht hat die grosse Bank-Beteiligung für den Versicherer aus Expertensicht allerdings nicht viel Sinn. «In der Vertriebsvereinbarung zwischen Commerzbank und Allianz gibt es keinen vertraglichen Zwang, dass der Versicherer überhaupt an der Bank beteiligt sein muss», schreibt Hogan.
Mehr Filialen und mögliche Kunden
Der Verkauf von Versicherungen über den Bankschalter – Bancassurance genannt – hat seiner Einschätzung nach in Deutschland kaum Chancen, der dominierende Vertriebskanal zu werden. Immerhin stünden der Allianz nach der Fusion 1.200 statt der vorigen 900 Bankfilialen für den Vertrieb zur Verfügung. Die Kundenzahl steige sogar um 75 Prozent. «Das hat sicher ein paar positive Auswirkungen.» Diese greifen allerdings erst ab 2010, wenn die Commerzbank bei den Versicherungen von ihrem bisherigen Partner Generali auf Allianz-Produkte umstellt. (awp/mc/pg/23)