Der Vorstand wolle keine Zahlen herausgeben, die er später wieder kassieren müsse. Die Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück hatten sich hingegen vor wenigen Tagen auf klare Gewinnziele festgelegt. Bäthe sagte lediglich, die Allianz verfüge über eine gesunde Ausgangsbasis, um auch bei niedrigen Renditen «solide Ergebnisse zu liefern». Die Aktie des Konzerns sprang nach den Nachrichten an die Dax-Spitze und kurz nach Mittag mit 5,06 Prozent im Plus bei 83,80 Euro. Ein Börsianer lobte die überraschend niedrige Schaden-Kostenquote. Ein anderer hob die attraktive Dividendenrendite der Aktien hervor.
Erwartungen übertroffen
In der Zeit von Juli bis September verdiente die Allianz unter dem Strich 1,3 Milliarden Euro. Analysten hatten lediglich mit 1,2 Milliarden Euro gerechnet, nachdem die Finanzkrise und die Probleme der inzwischen an die Commerzbank verkauften Dresdner Bank dem Konzern ein Jahr zuvor sogar einen Milliardenverlust eingebrockt hatten. Seit Jahresbeginn hat der Versicherer bereits 3,2 Milliarden Euro verdient. Alleine der teilweise Verkauf ihrer Commerzbank-Beteiligung spülte der Allianz im dritten Quartal einen Gewinn von 120 Millionen Euro in die Kasse. Einen Gewinn von rund 90 Millionen bescherte ihr das Engagement beim US-Versicherer Hartford. Das operative Ergebnis des Konzerns lag im dritten Quartal mit 1,9 Milliarden Euro knapp ein Viertel über dem Vorjahreswert und übertraf die Erwartungen der Branchenexperten. Der Umsatz kletterte um 4,3 Prozent auf 22,0 Milliarden Euro.
Fundament ausgebaut
Dabei konnte die Allianz ihr finanzielles Fundament weiter verbessern. Das Eigenkapital wuchs seit Jahresmitte von 34,5 auf 39,4 Milliarden Euro. Die Solvabilitätsquote – ein wichtiges Mass für die Finanzkraft – verbesserte sich von 159 auf 164 Prozent. Zur geplanten Dividende wollte sich Vorstandsmitglied Bäthe nicht festlegen. Allerdings habe der Konzern 40 Prozent des Nettogewinns seit Januar für die Ausschüttung zurückgestellt. Eine Kapitalerhöhung sei nicht geplant, sagte Bäthe. Auch grössere Übernahmen oder Anteilsverkäufe habe der Vorstand nicht in der Schublade. In ihrer wichtigsten Sparte, der Schaden- und Unfallversicherung litt die Allianz unter der Finanzkrise und einer «ungewöhnlich hohen» Zahl von Unwetterschäden. Im Kreditversicherungsgeschäft, betrieben von ihrer Tochter Euler Hermes, bekam sie die hohe Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu spüren. Dennoch kam Euler Hermes im dritten Quartal einen Gewinn von acht Millionen Euro und soll auf das Gesamtjahr gerechnet immerhin aus den roten Zahlen kommen.
Schaden- und Unfallgeschäft: Abwärtstrend beendet
Im gesamten Schaden- und Unfallgeschäft der Allianz sank das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent. Im Vergleich zu den Vorquartalen sei der Abwärtstrend allerdings beendet worden, sagte Bäthe. Die Prämieneinnahmen der Sparte sanken von 10,8 auf 10,2 Milliarden Euro. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahr von 96,5 auf 96,9 Prozent, sodass die Schäden und Verwaltungskosten immer noch vollständig durch Beitragseinnahmen gedeckt waren. Nun will die Allianz die Produktivität der Sparte weiter erhöhen, was sich in den kommenden drei Jahren nach und nach in den Ergebnissen bemerkbar machen soll.
Höhere Erträge trotz niedriger Zinsen
Die Lebens- und Krankenversicherung vervierfachte ihren operativen Gewinn auf 859 Millionen Euro, nachdem sie im Vorjahr schwer unter Abschreibungen infolge der Finanzkrise gelitten hatte. «Trotz eines deutlich niedrigeren Zinsniveaus wurden sowohl wachsende Erträge als auch sehr gute Margen erzielt», sagte Vorstandsmitglied Bäte. Die Sparte Financial Services profitierte in erster Linie vom Fondsgeschäft und verdoppelte ihren operativen Gewinn auf 332 Millionen Euro.
Allianz will Commerzbank-Anteil behalten
Die Allianz will ihre Beteiligung an der Commerzbank nicht weiter zurückfahren. «Die Commerzbank bleibt eine wichtige strategische Beteiligung und Partnerschaft», sagte Allianz-Controlling-Vorstand Oliver Bäthe am Montag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Allianz wolle ihren Anteil an dem Kreditinstitut daher bei etwa 10 Prozent halten. Im dritten Quartal hatte die Allianz ihre Commerzbank-Beteiligung von knapp 14 auf gut 10 Prozent reduziert und daraus einen Gewinn von 120 Millionen Euro verbucht. Die Aktien hatte die Allianz Anfang des Jahres als Teil des Kaufpreises für die Dresdner Bank erhalten, die jetzt in der Commerzbank aufgeht. Die Commerzbank vertreibt in diesem Zuge künftig Versicherungsprodukte der Allianz. (awp/mc/ps/05)