Allianz rechnet mit weiteren Abschreibungen wegen Finanzkrise
Dies heisst es im Geschäftsbericht, den der DAX-Konzern am Montag in München vorlegte. Die Krise und der Verkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank hatten der Allianz im dritten Quartal unter dem Strich einen Verlust von zwei Milliarden Euro eingebrockt. Das Engagement bei kriselnden US-Finanzunternehmen drückte das Ergebnis im Vergleich nur leicht nach unten.
1,6-Milliarden-Euro-Abschreiber im Versicherungsbereich
Der Löwenanteil der Abschreibungen auf die US-Engagements entfiel mit 189 Millionen Euro auf die insolvente Investmentbank Lehman Brothers, wie aus einer Präsentation von Vorstandsmitglied Helmut Perlet hervorgeht. Die Dresdner Bank hingegen musste alleine den Wert ihrer forderungsbesicherten Wertpapiere (ABS) um 650 Millionen Euro nach unten korrigieren. In der Lebens- und Krankenversicherung belasteten Abschreibungen das operative Ergebnis aus Kapitalanlagen gar mit 1,6 Milliarden Euro.
Aktie legt zu
Die Allianz-Aktie verbuchte am Montagmorgen vor Börsenbeginn Kursgewinne. Bei Lang & Schwarz wurden die Papiere zu 66,50 Euro gehandelt, 1,45 Prozent über dem Xetra-Schlusskurs vom Freitag (65,55). «Zwar ist das dritte Quartal für den Versicherer schwierig gewesen, doch wer an eine Markterholung glaubt, der wird Allianz-Aktien kaufen», sagte ein Börsianer. «Andere sollten sich fernhalten und in die heutige Kursstärke verkaufen.»
Quartalsverlust geringer als befürchtet
Bereits am Freitagabend hatte die Allianz von ihrem Quartalsverlust berichtet. Mit zwei Milliarden Euro fiel er allerdings nur halb so hoch aus wie von Experten erwartet. Zugleich rückte der Konzern von seinen Gewinnzielen ab. «Ohne eine umfassende Erholung der Aktienmärkte werden wir unser Ziel eines operativen Ergebnisses ohne das Bankgeschäft von neun Milliarden Euro in diesem Jahr und auch 2009 nicht erreichen können», sagte Vorstandsmitglied Helmut Perlet. Trotzdem bereitet sich der Konzern auf die Zahlung einer Dividende vor und grenzte dazu für die ersten neun Monate 1,6 Milliarden Euro ab. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 40 Prozent – der Höchstwert dessen, was Vorstandschef Michael Diekmann im August angekündigt hatte.
Kein Ausblick
Mit Zukunftsprognosen hielt sich der Vorstand zurück. «Unsere Aussagen zum Vorbehalt in Bezug auf die Finanzmärkte hatten nie eine grössere Bedeutung als in diesem Quartal», sagte Perlet. «Zuverlässige Aussagen über künftige Erträge sind in diesem Umfeld kaum möglich.»
Allianz weiterhin gut kapitalisiert
Im fortgeführten Geschäft – also ohne die Dresdner Bank – kam der Konzern im dritten Quartal auf einen Quartalsüberschuss von 545 Millionen Euro. Das Nettoergebnis der Dresdner Bank und Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Verkauf führten bei der Allianz jedoch zu Belastungen von 2,6 Milliarden Euro. Beim operativen Gewinn kam die Allianz auf 1,6 Milliarden Euro und übertraf damit die Expertenprognose von 1,5 Milliarden Euro. Das Eigenkapital des Konzerns schrumpfte von Jahresmitte bis Ende September von 40,5 auf 37,5 Milliarden Euro. Die Solvabilitätsquote lag bei 157 Prozent. Demzufolge ist die Allianz im Branchenvergleich noch immer gut mit Kapital ausgestattet.
Dresdner erneut mit roten Zahlen
Die bisherige Allianz-Tochter Dresdner Bank, die von der Finanzkrise stark getroffen und Ende August an die Commerzbank verkauft worden war, schrieb im dritten Quartal erneut rote Zahlen. Das operative Ergebnis sank auf minus 835 Millionen Euro nach einen Gewinn von 87 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Unter dem Strich stand ein Verlust von 1,2 Milliarden Euro. Auch die neue Sparte Allianz Banking, zu dem in Deutschland die Oldenburgische Landesbank (OLB), die von Allianz-Agenturen geworbenen Kunden und das Allianz-Bankgeschäft in Teilen des europäischen Auslands gehören, verzeichnete einen operativen Verlust von 17 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte hier ein Minus von 14 Millionen Euro gestanden.
Auch AM unter Druck
Die Kapitalmarktkrise drückte auch auf Umsatz und operativen Gewinn des Lebensversicherungs- und Asset-Management-Geschäfts (AM). In der Lebens- und Krankenversicherung hätten sich fondsgebundene Produkte deutlich schwächer verkauft, hiess es. Der operative Gewinn sank von 873 auf 218 Millionen Euro. Im Asset Management ging er infolge von Wechselkurs- und Kapitalmarkteffekten um 44 Prozent auf 186 Millionen Euro zurück. In der grössten Sparte – dem Geschäft mit Schaden- und Unfallversicherungen – verlief das Geschäft relativ stabil. Der operative Gewinn gab um 16 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro nach. (awp/mc/ps/04)