2009 werde zweifellos ein herausforderndes Jahr und eine detaillierte Prognose wäre verfrüht, meinte der Finanzchef. Negative Einflüsse dürfte unter anderem die Rezession haben. Baumgartner rechnet etwa mit Druck auf die Handels- und Vertriebsmargen.
Druck von Behördenseite
Auch von Behördenseite sieht sich Alpiq bedrängt. Es seien weitere regulatorische Eingriffe in den Stromhandel zu erwarten, so Baumgartner. Die im März von der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom) verfügte Senkung der Tarife 2009 für das Stromübertragungsnetz soll Belastungen im «grösseren zweistelligen Millionen-Bereich» mit sich bringen. Nach Angaben von CEO Giovanni Leonardi prüft der Konzern derzeit, die Regelung anzufechten.
Intern gibt es ebenfalls Druck auf die Erfolgsrechnung. Die Kosten für die Fusion zu einem der grössten Schweizer Stromkonzerne gibt Alpiq mit 50 Mio CHF für 2009 an. Die daraus resultierende Verschuldung, Abschreibungen und der höhere Finanzaufwand müssen ebenfalls berücksichtigt werden.
Gute Ausgangslage für 2009
Doch es gibt auch positive Aspekte. «Die Ausgangslage für den Start ins Jahr 2009 war mit hohen Speicherständen und tiefen Temperaturen gut», so der CEO. Dank hoher Produktionskapazitäten und einem vorteilhaften Strom-Mix sieht sich Alpiq gut aufgestellt. Im Laufe des Jahres sollen die Produktionseinheiten Monthel, Spreetal und Maridiana ans Netz gehen.
Die Auftragsbestände im Segment Energieservice seien hoch mit Margen zum Teil auf dem Niveau der Jahre 2007/08. Auch blieben die Finanzierungskosten laut Management dank der günstigen Aufnahme von Fremdkapital in einem «gut verkraftbaren Rahmen». Im Trading sei das Team verstärkt worden und ein neues Handelssystem eingeführt.
Umsatz 2008 bei 15,8 Mrd. Franken
Wie bereits mitgeteilt, erzielte die seit Anfang Februar operativ tätige Alpiq nach vorläufigen pro-forma-Werten im Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von 15,8 Mrd CHF sowie einen EBIT von 1’198 Mio CHF. Der Reingewinn wurde mit 790 Mio CHF angegeben. Während Atel 2008 einen Rückgang beim Umsatz (-4,1% auf 12,9 Mrd CHF) und Reingewinn (-5,8% auf 733 Mio CHF) hinnehmen musste, konnte EOS (Umsatz +56% auf 3,5 Mrd CHF, Reingewinn +137% auf 205,9 Mio CHF) deutlich zulegen.
Die pro-forma-Werte beziehen neben den Kennziffern beider Firmen auch den vom französischen Stromversorger EDF eingebrachten Anteil am Kraftwerk Emosson sowie Finanzierungskosten und Effekte aus der buchhalterischen Bewertung von Aktiven der Partner ein.
Positive operative Effektive kompensiert
Dabei seien positive operative Effekte auf Stufe EBIT durch erhöhte Abschreibungen aus der Aufwertung von Aktiven (EOS, Emosson) und Integrationskosten sowie auf Stufe Reingewinn durch zusätzliche Finanzierungskosten kompensiert worden, führte der CFO aus.
Liquide Mittel von 1,4 Mrd. Franken
Die Eigenkapitalquote von Alpiq lag per Ende 2008 bei über 38% und die verfügbare Liquidität bei 1,4 Mrd CHF. Allerdings bestehe nach den Ausgleichszahlungen im Zuge der Fusion eine deutlich erhöhte Fremdverschuldung, hiess es. Die Nettoverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital betrug 50,3% und lag beim 2,4-fachen des EBITDA. Nun will Alpiq die Verschuldung in den nächsten Jahren Schritt für Schritt zurückführen, ohne jedoch genaue Ziele zu nennen.
Zwei Ersatzkraftwerke nötig
Was die Stromproduktion angeht, sieht das Energieunternehmen gute Chancen, dass im Inland zwei Kernkraftwerke als Ersatz für bestehende Anlagen gebaut werden. «Die Schweiz braucht mittelfristig zwei neue Kernkraftwerke», sagte CEO Leonardi. Derzeit liegen den Behörden neben einem Rahmenbewilligungsgesuch der Alpiq für das Solothurner Niederamt auch zwei Anträge der Konkurrenz vor.
Gespräche mit Axpo und BKW
Die Gespräche mit den Stromkonzernen Axpo und BKW für eine gemeinsame Lösung laufen laut Alpiq weiter. Dabei bestehe kein Zeitdruck, wird betont. Ein Grundkonsens besteht laut CFO Baumgartner bereits. Strittig sei jedoch noch, in welcher Reihenfolge die Kernkraftwerke gebaut werden und wer sich in welchem Umfang beteiligt.
An der Börse werden die Neuigkeiten verhalten aufgenommen. Bis um 15.00 Uhr verlieren die Aktien in einem schwachen Gesamtmarkt 0,1% auf 360 CHF. (awp/mc/pg/26)