Analysten kritisieren ABB: «Die Transparenz ist noch schlechter geworden»


Die ABB-Aktien haben seit Anfang Jahr massiv an Boden verloren. Daran ist nicht nur die konjunkturelle Entwicklung schuld. Dies zeigt eine Umfrage von Moneycab bei Analysten.

Von Andreas Gredig


Um 42,2 Prozent sind die ABB-Aktien seit Anfang dieses Jahres gefallen. Analysten sind sich darin einig, dass es für diese Entwicklung zwei erkennbare Gründe gibt. «Das allgemeine Umfeld im Elektronik-Bereich hat sich verschlechtert, das Kursniveau der Branche ist seit Anfang Jahr um über 20 Prozent eingebrochen», erklärte CS-Analyst Christian Gattiker auf Anfrage von Moneycab. Direkte Konkurrenten der ABB, wie beispielsweise Rockwell und Emerson, mussten Gewinnwarnungen bekannt geben und sorgten so für Enttäuschung bei den Anlegern.

Vergleichbar oder nicht?
Diese Firmen sind gemäss dem bei der Bank Sarasin tätigen Analysten Andreas Riedel aufgrund teilweise deckungsgleicher Geschäftsbereiche durchaus mit der ABB vergleichbar. Christian Gattiker schränkt allerdings ein: «Die gemeinsamen Bereiche sind bei den angesprochenen Firmen unterschiedlich gewichtet. Deshalb muss man sie auch verschieden bewerten.» So sei Emerson aufgrund seiner Stromsysteme stark den Investitionen in der Telekomindustrie ausgesetzt, Rockwell arbeite eng mit der Autoindustrie zusammen. «ABB dagegen verfügt über einen Schwerpunkt in Prozessindustrien wie Öl und Gas oder Papier und Zellstoff» sagt Gattiker.

Das Vertrauen der Anleger verlorenDen zweiten Hauptgrund für den Kurseinbruch der ABB-Aktien sehen die Analysten in der schlechten Informationspolitik der ABB. «Seit Anfang Jahr hat die zuvor schon schlechte Transparenz des Unternehmens weiter abgenommen», merkte Michele Beffa von der ZKB an. Und Andreas Riedel ist überzeugt: «Aufgrund der miserablen Informationspolitik hat ABB das Vertrauen der Anleger verloren.»

ABB-Titel haltenDie schlechte Informationspolitik der ABB ist denn auch ein Grund dafür, dass die meisten Banken den Titel auf «Halten» eingestuft haben. Diese Empfehlung fusst aber vor allem auf makroökonomischen Überlegungen. Sarasin-Analyst Andreas Riedel sieht in der Energiekrise in den USA für die ABB zwar mittelfristig eine Chance, erwartet für Anfang nächsten Jahres aufgrund der Wirtschaftslage aber schlechtere Zahlen.


Auch ZKB-Analyst Michele Beffa ist überzeugt, dass die schlechten Zahlen zur konjunkturellen Entwicklung aus den USA demnächst auch Folgen in Europa haben werden. «Die Umorganisation und die Umstellung der Rechnungslegung auf US-GAAP sind weitere Faktoren, die ABB belasten» so Beffa, «in den Bereichen Öl, Gas und Petrochemie ist die Auftragslage hingegen gut. Die Aktie aber dürfte im 2001 unter Druck bleiben.»

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