André Dosé: «Wir haben keinen Grund zu jubeln»
Die Swiss sei nicht zu gross – das wirtschaftliche Umfeld sei schlecht. Deshalb habe die Schweizer Airline Probleme. Swiss-CEO André Dosé verteidigt im Moneycab-Interview die Strategie des Managements.
Von Lukas Schweizer
Die Probleme von Swiss-CEO André Dosé werden nicht weniger. (keystone)
Moneycab: André Dosé, vor etwas mehr als einem Jahr ist die Swiss mit vielen Ambitionen gestartet. Jetzt stehen Sie vor lauter Problemen. Waren Sie damals zu abgehoben?
André Dosé: Nein, es ist eigentlich nicht falsch gelaufen. Sie müssen zuerst einmal sehen, was im Umfeld der Swiss alles geschehen ist. Wenn das Wirtschaftswachstum 2002 wie prognostiziert zwei Prozent betragen hätte, wenn wir jetzt keinen Irak-Krieg hätten, dann wäre die Situation lange nicht so schlimm. Aber das war vor einem Jahr nicht absehbar. Jetzt geht es darum, uns der veränderten Situation anzupassen.
Sie sagen, die Probleme seien nicht absehbar gewesen. Ihre Kritiker behaupten aber seit dem Start, die Swiss sei zu gross.
Wir würden sicher nichts tun, was aus unserer Sicht keinen Sinn macht.Aber selbst aus dem Umfeld der österreichischen AUA und der deutschen Lufthansa hört man Misstöne. Sie geben der Swiss in dieser Grösse keine Überlebenschance. Tut Ihnen das nicht weh?
Fragen Sie einmal die Konkurrenz, wieso sie dies behauptet. Die sollen Ihnen das zuerst einmal begründen. Dass die Konkurrenz etwas anderes erzählt, als wir für richtig halten, ist ja üblich. Ich kommentiere das nicht weiter. Schliesslich haben diese Personen keinen Einblick in unser Unternehmen.Die Probleme bleiben trotzdem. Sie reagieren mit einem Kostensparprogramm, 600 Millionen Franken sollen in diesem Jahr gespart werden. Wie gelingt Ihnen das?
Wir ergreifen verschiedenen Massnahmen, die tief gehen und die auch weh tun. Wir sparen bei der Flotte und im Netzwerk, wie bereits angekündigt. Aber wir sparen auch beim Personal und in der Verwaltung. Und wir wollen die Konditionen mit unseren Hauptzulieferern verbessern. Eigentlich müssen bei dieser Übung alle Kostenpunkte, die Swiss hat, überprüft und verbessert werden.Es wird ja immer noch behauptet, das Problem sei das Langstreckennetz. Dieses wollen Sie aber weiterhin nicht verändern?
Nein, das Langstreckennetz ist ein wichtiger Teil, gerade in den Sommermonaten. Es liefert uns Erträge, die wichtig sind. Und im übrigen sind diese Erträge sehr stabil.Einer Ihrer schärfsten Kritiker, der Aviatikexperte Sepp Moser, behauptet, das Langstreckennetz werde aus politischen Gründen nicht reduziert. Denn vor den Parlamentswahlen würde dieser Schnitt zu viel Staub aufwirbeln. Nach den Wahlen komme dann der nötige Abbau schon. Ihr Kommentar?
Schauen Sie, wir können jetzt nicht noch einen Exkurs zu den Gebrüdern Grimm machen. Das ist alles, was ich dazu sage.Auch um die Liquidität der Swiss steht es nicht gerade zum Besten. Reicht das Geld noch für die Zukunft?
Unsere Liquidität betrug Ende 2002 1,2 Milliarden Franken. Jede Fluggesellschaft muss im derzeitigen schwierigen Umfeld ein Auge auf die flüssigen Mittel haben, auch wir. Deshalb haben wir Massnahmen ergriffen. Wie zum Beispiel die Reduktion der Embraer-Bestellung. Das sind Mittel zur Sicherung der Liquidität.Ein länger dauernder Irak-Krieg könnte die Liquidität zusätzlich gefährden. Weltweit könnte dieser Krieg die Flugbranche rund 14 Milliarden Franken kosten. Überlebt das die Swiss?
Ich würde Ihnen dieses Interview nicht geben, wenn ich nicht an die Swiss glauben würde. Interview: Lukas Schweizer (swisscontent)