Von Peter Stoeferle
Moneycab: Herr Wetter, Orange Schweiz hat ein erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich. Der Umsatz wurde um 10,2 % auf 1,288 Mrd. Franken gesteigert, der EBITDA erreichte mit 394,5 Mio. Franken ein Plus von 33,2 % und die Kundenzahl konnte um 4,8 % auf 1,137 Mio. gesteigert werden. Worauf führen Sie dieses Resultat zurück?
Andreas S. Wetter: Das gute Resultat bestärkt uns darin, dass die von uns gewählte Strategie richtig ist. Unsere Investitionen in die Qualität zahlen sich aus. Insbesondere im Geschäftskundenbereich haben wir im vergangenen Jahr grosse Fortschritte erzielt. Unsere innovativen Lösungen im Bereich der Datenkommunikation kombiniert mit den exklusiven Smartphones zeigen hier sehr gute Resultate. Als Folge davon ist auch der Anteil der Datenkommunikation am Gesamtumsatz weiter gestiegen und beträgt nun rund 17%.
Entspricht das Resultat Ihren Erwartungen?
Wir sind sehr zufrieden. Besonders freut mich, dass wir trotz verschiedenen Tarifsenkungen den Umsatz pro Kunde erneut steigern konnten. Dies zeigt, dass die Kunden unsere Services schätzen und intensiv nutzen. Wir sehen das als einen Vertrauensbeweis.
Orange tätigt jedes Jahr bedeutende Investitionen. 2004 waren es 225 Mio. Franken. Wie wurde dieser Betrag investiert?
Wir haben im vergangenen Jahr insbesondere in den Aufbau des UMTS-Netzes investiert, das per Ende 2004 bereits 60% der Schweizer Bevölkerung erreichte. Zudem haben wir das Netz der Mobilfunkgeneration GSM erweitert und die IT-Infrastruktur verstärkt.
Wie sieht Ihre Wachstumsplanung in den nächsten beiden Jahren für die Schweiz aus bezüglich Mitarbeiter, Umsatz und Investition in Technologie?
Wir wollen weiterhin Marktanteile gewinnen und auch den Umsatz pro Kunde weiter steigern. Deswegen investieren wir laufend in unsere Infrastruktur und in Produktinnovationen. Was die Mitarbeiter betrifft, so haben wir heute eine gute Grösse erreicht.
Im Frühjahr 2005 soll Orange als zweiter schweizerischer Mobilfunk-Netzbetreiber nach Swisscom Mobile den UMTS-Betrieb für Privatkunden starten. Zu diesem Zeitpunkt soll das 3G-Netz in Zürich, Bern, Lausanne, Genf und Basel offiziell freigegeben werden. Was für Neuerungen können Orange-Privatkunden erwarten?
Im Bereich der Privatkunden werden insbesondere Anwendungen wie die Videotelephonie, Life-TV und Multimedia-Downloads im Vordergrund stehen. Dazu werden wir auch eine erweiterte Mobile Office Lösung für Geschäftskunden vorstellen.
Welche UMTS-fähigen Mobiltelefone bietet Orange zum Vermarktungs- Start an und in welchem Preisrahmen bewegen sich die Angebote?
Auf Gruppenebene wurde eine erste Serie von UMTS-Mobiltelefonen bereits im Herbst 2004 ausgewählt. Orange Schweiz wird in diesem Rahmen ausgewählte UMTS-Mobiltelefone in der Schweiz einführen. Geplant ist beispielsweise die Lancierung von Nokia, Samsung sowie Motorola und Sony Ericsson Geräten. Weitere Geräte und Datenkarten sind derzeit in der Evaluation. Dabei werden wir uns wie bei den bisherigen Orange Mobiltelefonen (Signature Phones) auf eine hohe Qualität und eine einfache Handhabung für die Kunden konzentrieren. Die Preise werden zu gegebener Zeit bekannt gegeben. Selbstverständlich wird es für die Kunden sehr attraktive Angebote geben.
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Ob UMTS-Angebote für Privatkunden tatsächlich ein Bedürfnis sind, ist umstritten. Wie ist Ihre Einschätzung?
Wir glauben an den Erfolg von UMTS-Diensten, ganz einfach, weil die Kunden eine breite Palette an neuen Möglichkeiten bei der mobilen Kommunikation erhalten. Ob jeder einzelne Service auch ein Grosserfolg wird, kann ich im Moment nicht sagen. Grundsätzlich gilt aber, dass nicht jedes Angebot für eine Person wie mich gut sein muss, sondern allenfalls für meine Enkelkinder. Jeder Kunde wählt also aus der grossen Palette jene Funktionalitäten aus, die er benötigt oder die ihm entsprechen.
Wie sieht der Zeitplan für den weiteren Ausbau des UMTS-Netzes aus?
Mit einer Abdeckung von bereits 60% per Ende 2004 haben wir die Lizenzvorgaben deutlich übertroffen. Wichtiger als die Abdeckung sind für Orange allerdings die Netzkapazitäten sowie Kriterien wie der Indoor-Empfang oder die Empfangsqualität in Zügen und S-Bahnen. Aus diesem Grund konzentriert sich Orange vorerst auf fünf städtische Gebiete, die eine gegenüber dem Wettbewerb deutlich höhere Dichte der Versorgung aufweisen. Nach dem gleichen Prinzip werden weitere Regionen und Agglomeration schrittweise hinzukommen.
Vor drei Wochen hat Orange sein rein internetbasiertes Mobilfunkangebot orangeclick.ch gestartet. Ebenfalls neu ist die Teilzeit-Flat-Rate fürs Mobile. Welches sind die Vorteile dieser Angebote? Gibt es bereits erste Nutzungs-Resultate?
orangeclick.ch vereint die Vorteile eines Prepay-Kontos mit jenen eines Abonnements. Die Kunden können sich so selber ein Angebot zusammenstellen, das genau auf sie zugeschnitten ist. Ausserdem telefonieren sie mit 59 Rappen pro Minute zum günstigsten Tarif für Prepay-Kunden in der Schweiz. Mit dem Angebot Advanced Plus hingegen kann der Kunde an den Wochenenden durchgehend und wochentags am Abend unbeschränkt auf alle Schweizer Festnetze und auf das Orange Netz telefonieren. Die ersten Kundenreaktionen sind bei beiden Angeboten sehr positiv.
Da es für die Kunden immer schwieriger wird, den Überblick über alle Angebote und Neuerungen bewahren zu können, wird der Kundendienst immer wichtiger. Wo sehen Sie hier bei Orange die Stärken im Vergleich zur Konkurrenz?
In der Tat wird eine umfassende Information und Betreuung der Kunden aufgrund der wachsenden Komplexität immer wichtiger. Orange legt deshalb grossen Wert auf den After Sales Support. Beispiele dafür sind das spezialisierte Business Care-Team für Geschäftskunden und die besonders geschulten Orange Coaches in unseren eigenen Verkaufsstellen.
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Nach der Öffnung der letzten Meile haben Sie in einem Interview erklärt, Orange schliesse einen Einstieg in das Festnetzgeschäft nicht aus. Wie ernsthaft treibt Orange diese Überlegungen voran?
Gemeinsam mit Partnerfirmen prüfen wir in der Schweiz verschiedene Lösungen. Die Orange Gruppe und Wanadoo, ebenfalls ein Tochterunternehmen der France Telecom, haben am 14. Februar bereits angekündigt, in Grossbritannien eine Lösung einzuführen, die das Festnetz überflüssig macht. Das Mobiltelefon könnte dann ebenfalls zu Hause zu Festnetzpreisen benutzt werden.
Letzte Frage: Orange ist nun seit gut fünf Jahren auf dem Schweizer Markt vertreten. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Die Schweiz ist für Orange ein wichtiger und auch profitabler Markt. Wir sind umsatzmässig die Nummer Zwei im Land und verzeichnen ein überdurchschnittliches Wachstum. Orange ist in einer ausgezeichneten Position für eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung in der Schweiz.
Der Gesprächspartner
CEO und Delegierter des Verwaltungsrates Orange Communications AG
Geboren 6. Juli 1949 in Feldmeilen/ZH
Zivilstand:
Verheiratet, zwei Töchter, zwei Enkelkinder
Hobbys :
Bergwelt, Engagement in einem Non-Profit-Projekt zur Unterstützung einer Schule in Irktusk (Sibirien)
Aus-/Weiterbildung:
1986-1989
MBA (GSBA Zurich/Boston University)
1974-1976
Nachdiplom-Studien in Marketing an der McGill University, Montreal
1972-1973
Nachdiplom-Studien in Business Administration & Economics, Bern
1966-1970
Berufslehre bei Standard Telefon/Radio AG, (ITT-Gruppe heute Alcatel)
Militärische Laufbahn:
Hauptmann a.D., Leitung einer Dienstleistungskompanie eines Infanterie Regimentes (Kommunikation und Logistik)
Berufliche Erfahrung
Seit Dezember 1998 ?
Orange Communications AG
Chief Executive Officer/CEO (Vorsitzender der Geschäftsleitung) und seit 2002 Delegierter des Verwaltungsrates
Ausschuss-Mitglied des Vorstandes Sicta, Branchenverband Telekommunikation
Stiftungsratsmitglied OMK, Ombudsstelle Mobilkommunikation
1996-1998
Radio TV Steiner (Coop-Gruppe) ? CEO Unterhaltungs-Elektronik
Mitglied der Geschäftsleitung der Simeco-Gruppe (Interdiscount, Radio TV Steiner, Microspot)
Unternehmungsleitung mit 86 Verkaufs-/Servicestützpunkten ganze Schweiz
1994-1995
Ascom ? Telecommunications
CEO Ascom Audiosys (Hörgeräte); Verkauf an Oticon
1977-1993
IT Markt (Prime/Computervision, Moor/Digital Equipment, Kontron)
Managing Director, Landes-Verantwortlicher
Geschäftsbereichsleiter
Product Line Manager
Verkaufsingenieur
1974-1976
Montreal, Kanada, regionaler Verkaufsleiter (Printed Circuit Design Services)