In vielen Bereichen gebe es dazu keinen Grund, sagte Daum im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Denn die Lohnrunde werde auch durch den Arbeitsmarkt beeinflusst, und dieser helfe derzeit eher den Arbeitnehmenden. «Vielerorts gibt es Verknappungserscheinungen, die Firmen suchen Mitarbeitende», sagte Daum. Das werde die Lohnrunde sicher beeinflussen. Mit einer gewissen Lohnzurückhaltung – die nicht zu bestreiten sei – habe sich die Schweiz zudem in eine bessere Position in Bezug auf die Beschäftigung gebracht.
Ein Plus von 4% würde viele Branchen überfordern
«Es hat keinen Sinn, jetzt von einem heissen Herbst zu reden», sagte Daum. Man habe schon viel schwierigere Situationen in einigermassen ruhigen Verhandlungen lösen können. «Ich gehe davon aus, dass dies auch in diesem Herbst nicht anders sein wird», sagte Daum. Als positiv wertete er, dass die Gewerkschaften bei ihren Lohnforderungen differenzierten. «Ich gehe davon aus, dass viele Branchen bei Erhöhungen von 2% mithalten können», sagte Daum. Ein Plus von 4% als obere Grenze würde dagegen viele Branchen überfordern.
Gegen generelle Lohnerhöhungen
Daum wandte sich indes gegen ausschliesslich generelle Lohnerhöhungen. «Es wäre falsch, das ganze Potenzial der Lohnerhöhungen so auszuschöpfen. Wir brauchen eine gewisse Differenzierung», sagte er. Auch den Mix aus Lohnerhöhungen, Einmalzahlungen und Boni verteidigte der Arbeitgeberdirektor. «Boni sind ein gutes Instrument. Davon profitieren in vielen Branchen beileibe nicht nur die höheren Angestellten», sagte Daum. Boni seien für die Firmen ein gutes Instrument, um bei den künftigen Arbeitskosten flexibel zu bleiben. Weil Boni, Einmalzahlungen und Prämien bei den Statistiken der Gewerkschaften nicht berücksichtigt würden, sei die Lohnentwicklung zudem besser, als aus diesen Erhebungen hervorgehe.
Zuwachs der Arbeitsproduktivität
Beim Zuwachs der Arbeitsproduktivität betonte Daum, dass «viele Hände etwas davon haben wollen». Ein erheblicher Teil davon gehe an die Kunden via Preisnachlässe. Dies sei je nach Konkurrenzsituation nötig, damit ein Unternehmen nicht aus dem Markt gedrängt werde. Arbeitsproduktivität bedeute auch nicht nur, dass die Angestellten mehr arbeiteten. Ein grosser Teil sei auf höheren Kapitaleinsatz, Automatisierung und Mechanisierung zurückzuführen. «Hier wird der ganze Strukturwandel der Wirtschaft abgebildet», sagte Daum. (awp/mc/gh)