Erstmals seit August 2004 ist allerdings die absolute Zahl der Arbeitslosen innert Jahresfrist gestiegen. 2’832 Personen mehr waren im November 2008 arbeitslos als vor einem Jahr. Insgesamt wurden 160’144 Stellensuchende registriert. Das sind 8’754 mehr als im Vormonat, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) am Dienstag mitteilte. Im Vergleich zum November 2007 sank diese Zahl um 1’070 Personen (-0,7%). Die Zahl der offenen Stellen verringerte sich im Berichtsmonat um 1’619 auf 11’927. Im Vergleich zum November 2007 wurden 1’839 Stellen weniger gemeldet.
Finanzkrise erreicht Schweizer Arbeitsmarkt
«Die Finanzkrise hat im November auch den Schweizer Arbeitsmarkt erreicht», sagte Serge Gaillard, Leiter der Direktion für Arbeit im SECO auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Bis Ende September sei der Arbeitsmarkt noch sehr robust gewesen. Nach einem Rückgang der Arbeitslosigkeit bis zu einem Tiefststand im Sommer 2008, steige diese nun wieder deutlich, sagte Gaillard.
2900 neue Arbeitslose auf Wirtschaftslage zurückzuführen
Von den rund 7’100 Arbeitslosen mehr, die im November bei den Arbeitsämtern gemeldet waren, seien rund 4’200 saisonal bedingt und rund 2’900 auf die Wirtschaftslage zurückzuführen. Die Konjunktur schlage damit viel stärker auf den Arbeitsmarkt durch als in den Vormonaten.
Saisonal bedingt mehr Arbeitslose im Bau- und im Gastgewerbe
Insbesondere im Bau (+1’567 Arbeitslose) und im Gastgewerbe (+1’063 Arbeitslose) gab es saisonal bedingt mehr Arbeitslose. Die schlechtere Konjunktur verspürten insbesondere die Personalvermittler (+1’795 Arbeitslose) und die Industrie (+rund 2’700 Arbeitslose). Bisher nur eine leichte Zunahme gab es bei den Banken (+139 Arbeitslose).
Vergleichbare Situation in den Kantonen
Das gleiche Bild sieht Gaillard bei den Kantonen: So habe die Zahl der Arbeitslosen in den Tourismuskantonen Wallis, Graubünden und teilweise Bern deutlich zugenommen. In den Industriekantonen der Ostschweiz habe es ausserdem teilweise Zunahmen gegeben. Überdurchschnittlich hoch war die Arbeitslosenquote im November in den Westschweizer Kantonen sowie im Tessin. Unter den Deutschschweizer Kantonen lag einzig Basel-Stadt über dem eidgenössischen Mittelwert.
Appell von Travail.Suisse
Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse appellierte in einer Mitteilung an die Unternehmen, nicht überhastet Stellen abzubauen und Panikreaktionen zu vermeiden. Die Schweizer Wirtschaft stehe mit ihrem Nullwachstum im dritten Quartal 2008 noch verhältnismässig gut da. Der konjunkturelle Einbruch solle im Notfall mit Kurzarbeit aufgefangen werden.
Zahl der Kurzarbeitenden steigt markant
Im September stieg die Zahl der Personen, die von Kurzarbeit betroffen waren, um 86%, die Zahl der betroffenen Betriebe um 25%. Die Kurzarbeit lag aber noch auf tiefem Niveau. Das SECO rechnet im November mit einer starken Zunahme. Die Zahlen dazu werden allerdings erst Anfang Februar bekannt gegeben.
Trübe Aussichten
Die Aussichten für die kommenden Monate bleiben eingetrübt. Zahlreiche Firmen und Banken haben in den letzten Tagen den Abbau von Arbeitsplätzen oder Kurzarbeit angekündigt. Das SECO geht für die Monate Dezember und Januar von einem vergleichbaren Anstieg der Arbeitslosigkeit wie im November aus. Im Jahresdurchschnitt 2009 rechnet das SECO mit 120’000 Arbeitslosen. Ende 2009 dürften in der Schweiz 140’000 Arbeitslose gezählt werden. Am 17. Dezember werden die neusten SECO-Prognosen publiziert.
Manpower-Arbeitsmarktbarometer: Gemischte Beschäftigungsaussichten
Das neueste Manpower-Arbeitsmarktbarometer zeigt für das erste Quartal 2009 gemischte Beschäftigungsaussichten für Arbeitssuchende in der Schweiz auf. Insgesamt 11% der befragten Arbeitgeber rechnen mit einer Zunahme der Beschäftigtenzahl, 4% mit einem Rückgang und 84% erwarten keine Veränderung im kommenden Quartal, teilte Manpower am Dienstagmorgen mit. Die saisonbereinigte Netto-Arbeitsmarktprognose liege somit bei +8%. Während der Wert im Vergleich zum 4. Quartal 2008 um 4 Prozentpunkte steigt, sinkt er im Jahresvergleich um 2 Prozentpunkte. (awp/mc/pg/04)