Ökonomen hatten nur mit einer Quote von 3,4 bis 3,5% gerechnet. Insgesamt waren im Juni 140’253 Menschen ohne Arbeit, 5125 mehr als im Mai. Im Vergleich zum Juni vergangenen Jahres nahm die Zahl der Arbeitslosen um 48’776 oder 53,3% zu. Werden die saisonalen Effekte herausgerechnet, ergibt sich gar ein Zuwachs der Arbeitslosen von gut 10’200 oder 7,3%. Abgesehen vom Bau- und Gastgewerbe nahm die Zahl der Arbeitslosen in praktisch allen Branchen zu. Die Zahl der offenen Stellen betrug noch 14’855.
«Unüblich starker» Anstieg im Juni
Für einen Juni sei der Anstieg «unüblich stark», sagte Serge Gaillard, Leiter der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), der Nachrichtenagentur SDA. Der «schlechte Wert» zeige, dass die Rezession nun auch andere Branchen als die Industrie und die Banken erfasst habe. Der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit um 5,3% auf 22’464 Personen sei hingegen «nicht überproportional». Immerhin habe jeder sechste Jugendliche, der Anfang Juni arbeitslos gewesen sei, Ende Monat eine Stelle gefunden. Das zeige, dass immer noch Bewegung im Arbeitsmarkt sei.
Zahl der offenen Lehrstellen stabil
Die Zahl der angebotenen Lehrstellen sei etwa gleich hoch wie im letzten Jahr. Wie der Arbeitsmarkt die Schul- und Lehrabgänger aufnehmen werde, werde sich Ende August zeigen. Gaillard rechnet mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit unter den Lehr- und Schulabgängern. Auch die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Personen stieg massiv: Im April – aktuellere Zahlen liegen dem SECO noch nicht vor – waren 27’907 Menschen mehr davon betroffen als im März. Das entspricht einer Zunahme von 68,0%.
Markant mehr Kurzarbeit
Die Kurzarbeit sei sehr stark gestiegen, bestätigte Gaillard. Damit reagiere die Industrie auf den Einbruch der Aufträge. Die Zahl der Betriebe mit Kurzarbeit erhöhte sich um 506 auf 2712. Die ausgefallenen Arbeitsstunden stiegen um 10,0% auf 2’885’058 Stunden. Das SECO hofft auf eine leichte Erholung der Industrie im Herbst. Ausgesteuert wurden im April 1849 Personen.
Industrie-Kantone besonders betroffen
Vom starken Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen waren erneut Kantone mit einem grossen Industrie-Anteil: Im Jura, in Neuenburg und in Solothurn stieg die Arbeitslosenquote um 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat. Auch Zürich verzeichnete einen Anstieg von 0,3 Prozentpunkte auf 3,6%, dem Durchschnittswert aller Kantone. Im Finanz- und Versicherungswesen stieg die Zahl der Arbeitslosen denn auch um 9,8% im Vergleich zum Mai.
2010: Bis zu 5,5 Prozent Arbeitslose erwartet
Zur weiteren Entwicklung der Arbeitslosigkeit sagte Gaillard, «wir befinden uns mehr oder weniger auf dem prognostizierten Pfad». Der Bund rechnet für 2009 mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 3,8%. 2010 dürfte die Quote auf 5,5% steigen, was 217’000 Arbeitslosen entspricht. (awp/mc/ps/08)