Washington – Der US-Arbeitsmarkt hat sich im September von zwei Seiten präsentiert. Positiv war die Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die weiter zurückging und auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahrhundert fiel. Stellenaufbau und Lohnentwicklung blieben jedoch hinter den Prognosen zurück. An der Erwartung, dass die US-Notenbank Fed ihren Leitzins bald erneut reduzieren könnte, dürfte der Bericht wenig ändern. An den Kapitalmärkten sorgte die Veröffentlichung nicht für nachhaltige Reaktionen.
Die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten verringert sich immer mehr. Wie das Handelsministerium am Freitag in Washington mitteilte, fiel die Arbeitslosenquote auf den tiefsten Stand seit 50 Jahren. Gegenüber dem Vormonat sank sie um 0,2 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Dezember 1969. Analysten hatten im Mittel eine stabile Quote erwartet.
Die Beschäftigung stieg dagegen etwas schwächer als erwartet. Ausserhalb der Landwirtschaft entstanden 136’000 Arbeitsplätze, Analysten hatten im Mittel mit 145’000 neuen Jobs gerechnet. Allerdings wurde zugleich der Stellenzuwachs in den beiden Vormonaten stärker ausgewiesen als bisher bekannt. Demnach sind im Juli und August insgesamt 45’000 mehr Jobs geschaffen worden als bislang ausgewiesen.
Enttäuschende Lohnentwicklung
Für eine klare Enttäuschung sorgte jedoch die Lohnentwicklung. Im Monatsvergleich stagnierten die Stundenlöhne, im Jahresvergleich legten sie um 2,9 Prozent zu. Auf Jahressicht war es der schwächste Zuwachs seit gut einem Jahr, die Stagnation auf Monatssicht war die schwächste Entwicklung seit fast zwei Jahren. Die Lohnentwicklung spielt eine grosse Rolle für die Einschätzung von Inflationsrisiken durch die US-Notenbank Fed.
Unter dem Strich dürfte die verhaltene Lohnentwicklung der Federal Reserve Raum geben, um ihre Geldpolitik bei Bedarf weiter zu lockern. Ende Oktober findet ihre nächste Zinssitzung statt. In diesem Jahr hat sie ihren Leitzins bereits zweimal gesenkt. Sie stellte dies als Versicherung gegen künftige konjunkturelle Schwächephasen dar.
Schwäche der Industrie greift auf Dienstleistungssektor über
In dieser Woche haben jedoch wichtige Unternehmensumfragen stark enttäuscht und angezeigt, dass die Schwäche der US-Industrie auf den grossen Dienstleistungssektor übergreift. Ökonomen sehen hierin eine grosse Konjunkturgefahr, weil die Dienstleister bisher als Wachstumsstütze galten. Die exportorientierte Industrie wird seit längerem durch den US-chinesischen Handelskonflikt belastet, während die binnenorientierten Dienstleister bisher davon verschont blieben. (awp/mc/kbo)