Man sei grundsätzlich optimistisch, die Kriterien zu erfüllen. Die Karstadt-Mutter hat eine Bürgschaft von 650 Millionen Euro als Baustein eines umfassenden Rettungspakets beantragt, das bis 12. Juni stehen soll. Es droht die Insolvenz.
Rettungskonzept nimmt konkrete Formen an
Das Rettungskonzept nimmt unterdessen konkrete Formen an. Dabei zeichnen sich Beiträge von Banken, Gläubigern, Eigentümern und Lieferanten ab. Voraussetzung dafür ist in den meisten Fällen eine Staatsbürgschaft. «Die Banken tragen unser Finanzierungskonzept mit», sagte Konzernsprecher Gerd Koslowski in Essen. Es geht um die Verlängerung von Krediten im Volumen von 960 Millionen Euro und neue Kredite über einen Zeitraum von fünf Jahren von 900 Millionen Euro.
Weiteres Kapital von bis zu 100 Millionen Euro
Ein Sprecher des Bankhauses Sal. Oppenheim, das 28,6 Prozent der Anteile hält, sagte der «Bild»-Zeitung: «Die Eigentümer der Bank stehen mit weiterem Kapital von bis zu 100 Millionen Euro zur Verfügung.» Unter bestimmten Voraussetzungen sei auch das Bankhaus selbst zu weiteren Krediten bereit. Dazu gehöre die Umsetzung des Sanierungskonzeptes von Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick. Für die Kapitalerhöhung hatte Eick eine neue Bank gefunden, die Mediobanca aus Italien, die mit 40 Millionen Euro an der Summe beteiligt sein wird, wie er der «Wirtschaftswoche» sagte. Vermieter, Zulieferer und andere Partner hätten Hilfen von rund 250 Millionen Euro zugesagt.
Ein Konzept, das nur als Gesamtes funktioniert
Das Konzept steht und fällt nach Darstellung von Arcandor mit der Staatsbürgschaft, mit der ein Teil des 900-Millionen-Kredits abgesichert werden soll. «Das Finanzierungskonzept ist ein Konzept, das nur als Gesamtes funktioniert», sagte Koslowski. Das Paket müsse bis 12. Juni stehen, möglichst früher, sonst drohe die Insolvenz, die nach Eicks Schätzung Staat und Sozialkassen rund eine Milliarde Euro kosten würde. Aussagen von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), schnell entscheiden zu wollen, seien deshalb von grosser Bedeutung. Eick hält Staatshilfe für gerechtfertigt, weil sein Handelsgeschäft mit mehr als 52.000 Beschäftigten volkswirtschaftlich ein gewichtiger Faktor sei. Am Mittwoch hatten rund 6000 Beschäftigte aus ganz Deutschland in Berlin für Staatshilfen demonstriert, am Donnerstag 1000 aus Nordrhein-Westfalen vor dem Düsseldorfer Landtag. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnte bei einer Arcandor- Pleite vor hohen Kaufkraftverlusten durch den Arbeitsplatzabbau und vor einer Verödung der Innenstädte.
Neben staatlicher Bürgschaft auf Kredit beantragt
Arcandor hat ausser der staatlichen Bürgschaft über 650 Millionen Euro einen Kredit über 200 Millionen Euro bei der staatlichen KfW Bankengruppe beantragt. Über die Beratungen im Bürgschaftsausschuss der Regierung am Donnerstag wurden keine näheren Angaben gemacht. Das letzte Wort in Sachen Staatshilfe hat der Lenkungsausschuss des Deutschlandfonds. Wegen der laufenden Verhandlungen hat Arcandor die Veröffentlichung seiner Halbjahresbilanz auf den 18. Juni verschoben. Das Sanierungskonzept von Arcandor-Chef Eick sieht vor, dass die Aktivitäten der Kaufhauskette Karstadt und der Versandhandelsgruppe Primondo wie der gesamte Einkauf gestrafft werden. Dazu gehören Verkäufe und notfalls Schliessungen. Dem Rotstift zum Opfer fallen sollen acht defizitäre Karstadt-Häuser und ein Sporthaus sowie 115 Quelle Technik Center und rund 1500 Quelle-Shops. Die Luxuskaufhäuser KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München zählen nicht mehr zum Kerngeschäft. Alles soll in eine neu zu gründende Gesellschaft mit dem Namen ATRYS ausgegliedert werden. (awp/mc/gh/02)