Arcelor punktet gegen Mittal: Gewinnsprung 2005

Während der Erzrivale Mittal 2005 deutlich weniger verdiente, legte Arcelor einen Gewinnanstieg um rund zwei Drittel auf 3,85 Milliarden Euro vor. Konzernchef Guy Dolle sagte am Donnerstag in Luxemburg, es zahle sich nun aus, dass Arcelor «Werte geschaffen hat, statt nur mehr Stahlmengen zu produzieren». Die Aktie stabilisierte sich nach einer morgendlichen Berg- und Talfahrt.


Dividendenanhebung um satte 85 Prozent
Die Aktionäre will Arcelor mit einer Dividendenanhebung um satte 85 Prozent auf 1,20 Euro je Aktie locken. Diese Ausschüttung liegt weit über den Markterwartungen. Mit dem Versprechen auch künftiger Wertzuwächse ringt Dolle um den Rückhalt der Anteilseigner, die nicht an den britisch-indischen Unternehmer Lakshmi Mittal verkaufen sollen. «Wir sind sicher, dass unsere Aktionäre sich bewusst sind, dass unser Modell das bessere ist», sagte Dolle. Arcelor habe «systematisch auf gesundes Wachstum gesetzt» und in überlegene Technik investiert.


Ein fantastisches Ergebnis erzielt
Arcelor habe trotz erheblich gestiegener Rohstoff- und Kohlenpreise «ein fantastisches Ergebnis erzielt». Der Nettogewinn stieg 2005 um rund zwei Drittel auf 3,85 Milliarden Euro. Der Umsatz des Konzerns mit 96.000 Beschäftigten wuchs um knapp vier Prozent auf 32,6 Milliarden. Das Betriebsergebnis lag bei 4,38 (VJ: 3,19) Milliarden Euro. Dies sei Grund genug zu einer Erhöhung der Dividende um 85 Prozent, sagte Dolle. Dabei handele es sich nicht um ein einmaliges «Strohfeuer» zur Abwehr des Mittal-Angebotes, versicherte der Arcelor-Chef: «Wir glauben, dass wir solche Dividenden auch künftig erreichen können.»


Mittal Steel-Angebot zu niedrig
Das 18,6 Milliarden schwere Angebot von Mittal Steel, des globalen Schwergewichts am Weltstahlmarkt, sei zu niedrig und spiegele nicht den Wert von Arcelor wider. Dolle kritisierte vor allem, dass Mittal den Kaufpreis zu 75 Prozent in eigenen Aktien und nur zu 25 Prozent bar aufbringen wolle: «Um so ein Angebot richtig beurteilen zu können, müsste es ein 100-prozentiges Cash-Angebot sein.» Die Frage eines Journalisten, was Arcelor wert sei, beantwortete Dolle : «Sehr viel mehr als Sie denken.»


Business as usual
Bis zur Entscheidung im Übernahmekampf gegen Mittal gelte für Arcelor «Business as usual», versicherte Dolle: «Wir machen weiter wie bisher.» Er widersprach Mutmassungen, Arcelor könne versuchen, durch zu teure Zukäufe anderer Unternehmen seinen Wert für Mittal zu mindern. Der französische Bergbaukonzern Eramet stehe «nicht auf unserer Einkaufsliste», auch ein Kauf von US Steel mache angesichts der Tatsache, dass Arcelor gerade den kanadischen Stahlhersteller Dofasco übernehme und diesen ab März in seine Bilanz integrieren werde, «keinen Sinn». Optimistisch sei er aber, dass Arcelor bald eine erhebliche Beteiligung am chinesischen Unternehmen Laiwu mitteilen könne.


Strategie zur Erhaltung der eigenständigen Einheit
Dolle bezweifelte Angaben Mittals, wonach es im Kreis der Arcelor- Aktionäre eine Bereitschaft zur Annahme des Mittal-Angebotes gebe. «Ich halte mich lieber an das, was ich selbst von Aktionären höre. Und da bin ich sehr zuversichtlich.» Am 28. Februar werde Arcelor Investoren und Aktionären die Strategie ankündigen, mit der sich der Konzern gegen den Übernahmeversuch stärken wolle, kündigte Dolle an. Dabei werde es detaillierte Informationen dazu geben, wie sich das Unternehmen als eigenständige Einheit behaupten wolle und wie es plane, den Wert für die Aktionäre weiter zu erhöhen. «Es lohnt sich, bei einem unabhängigen Arcelor weiter zu investieren», sagte Dolle.


Eigene Performance als beste Verteidigung
Arcelor habe zwar verschiedene Abwehrmassnahmen in der Hinterhand. Die beste Verteidigung sei allerdings die eigene Performance, ergänzte der Konzernchef. «Wir müssen die Aktionäre von unserem Geschäftsmodell überzeugen. Das sind die Spielregeln, denn letztendlich beschliessen die Aktionäre.»


Arcelor ist optimistisch fürs laufende Jahr
Für das laufende Jahr ist Arcelor optimistisch, dass die Stahlpreise trotz weiter hoher Rohstoffkosten weiter anziehen werden. Grund seien die gesunkenen Lagerbestände bei den Kunden. «2006 wird ein gutes, wenn nicht sogar hervorragendes Jahr», sagte Dolle. In den Verhandlungen der Langfristverträge etwa mit Autoherstellern habe man erhebliche Preissteigerungen durchsetzen können. Weltweite werde die Stahlnachfrage – getragen von einem zehnprozentigen Schub in China – um sieben Prozent steigen. (awp/mc/ab)

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