Argentinien macht Gläubigern neues Angebot

Argentinien hatte 2001 mehr als eine halbe Million private Gläubiger geschockt, als es sich für zahlungsunfähig erklärt hatte. Es war einer der grössten Zahlungsausfälle der Finanzgeschichte. Das neue Angebot richtet sich an diejenigen Gläubiger, die eine erste Umschuldung 2005 abgelehnt hatten. Die Umschuldung ist Teil der jahrelangen Bemühungen Argentiniens, die negativen Folgen der 2001 erklärten Zahlungsunfähigkeit zu überwinden und wieder einen Zugang zu günstigeren Krediten am Kapitalmarkt zu bekommen.


Hintergrund
Bei der ersten Umschuldung hatten 2005 etwa 75 Prozent der Gläubiger das Angebot der Regierung angenommen und auf etwa 50 Prozent ihrer Forderungen verzichtet. Der Rest lehnte das Angebot ab. Sie machen heute Forderungen aus Wertpapieren plus Zinsen von insgesamt etwa 30 Milliarden Dollar geltend. Die Regierung hoffe, dass etwa 60 Prozent der Gläubiger das Angebot annehmen. Selbst wenn die aktuelle Umschuldungsaktion positiv verlaufen sollte, kann Argentinien nur dann mit günstigeren Bedingungen auf den internationalen Kapitalmärkten rechnen, wenn es sich auch mit den staatlichen Gläubigern – dem Pariser Club – einigt. Dort sieht sich Argentinien mit Forderungen von 6,5 Milliarden Dollar konfrontiert.


Zwei verschiedenen Gläubigergruppen
Die neue Umschuldung richtet sich nach Worten von Boudou an zwei verschiedene Gläubigergruppen, denen unterschiedliche Bedingungen angeboten werden. Institutionellen Anlegern mit grossen Anleihe- Beständen soll ein neuer «Bond Discount» mit einem Kapitalschnitt von 66,3 Prozent angeboten werden. Die nicht gezahlten Zinsen werden ab 2005 anerkannt und mit einem neuen Bond 2017 beglichen. Dieser werde mit einem Zinssatz von 8,75 Prozent versehen.


Kleinanlegern, die Bonds in Höhe von bis zu 50.000 Dollar halten, werde ein neuer Bond ohne Abschlag beim Nennwert angeboten. Allerdings werde dieser einen geringeren Zinssatz aufweisen. Zum Ausgleich könnten die vor allem in Deutschland und Italien sitzenden kleineren Gläubiger mit der Bezahlung ihrer seit 2005 entgangenen Zinsen rechnen, fügte Boudou hinzu. Die Umschuldung wird von der Barclays Bank, der Citibank und der Deutschen Bank abgewickelt. (awp/mc/pg/29)

Exit mobile version