Armin Brun, CEO Berner Kantonalbank, im Interview

Armin Brun, CEO Berner Kantonalbank. (Foto: BEKB)

Von Karin Bosshard

Moneycab.com: Sie sind seit 1. Juli 2019 CEO der Berner Kantonalbank (BEKB). Wie fällt Ihr Rückblick auf die ersten Monate in dieser neuen Funktion aus?

Armin Brun: Ich fühle mich sehr wohl in meiner neuen Funktion. Dabei schätze ich den Kontakt zu unseren Kundinnen und Kunden, den Aktionärinnen und Aktionären sowie den Mitarbeitenden sehr. Die BEKB hat dank ihrer langfristigen, nachhaltigen Ausrichtung eine starke Basis. Hochmotiviert engagieren sich meine Kolleginnen und Kollegen jeden Tag und gestalten die Zukunft aktiv mit. Dies ist die Basis, um beispielsweise die Modernisierung der Niederlassungen voranzutreiben oder um neue Innovationen umzusetzen

Sie sprechen die Modernisierung der Standorte an. Im Mai 2019 hat die BEKB ihr neues „Begegnungszentrum“ in Interlaken eröffnet. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?

Früher hatten Schaltertransaktionen einen hohen Stellenwert, heute stehen die Begegnung, der Dialog, die Beratung und die digitalen Angebote im Vordergrund. Die BEKB entwickelt sich von der Transaktionsbank zur differenzierenden Interaktions- und Beratungsbank. Beispielswiese wurden im laufenden Jahr acht Standorte modernisiert. Drei davon – Interlaken, Ins und Huttwil – sind bereits eröffnet, fünf weitere stehen kurz davor.

Das neue Begegnungszentrum ist ganz auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet: flexibel, persönlich und mit zahlreichen neuen Möglichkeiten. Dabei bietet die BEKB Mehrwerte, unter anderem mit neuen Beratungsmodulen sowie dem Angebot an Wissensveranstaltungen und Co-Working. Wir gehen auf unsere Kundinnen und Kunden zu, mit persönlichem Engagement vor Ort sowie modernen Plattformen und Angeboten. Dadurch begeistern wir sie.

«Die BEKB entwickelt sich von der Transaktionsbank zur differenzierenden Interaktions- und Beratungsbank.»
Armin Brun, CEO Berner Kantonalbank

Die BEKB hat im Anbetracht des konjunkturellen Umfelds ein weiteres gutes Semesterergebnis erzielt: Der Halbjahresgewinn erhöhte sich um 1,1 Millionen Franken auf 59,1 Millionen Franken. Die Bilanzsumme erreichte mit 32,4 Milliarden Franken einen neuen Höchstwert. Wie fassen Sie die konjunkturelle Entwicklung und das Ergebnis zusammen und was erwarten Sie für das zweite Semester?

Die Konjunktur in der Schweiz hat sich analog der globalen Entwicklung abgeschwächt. Der Handelsstreit zwischen den USA und China belastet weiterhin die globale Wirtschaftsdynamik. Die geopolitischen Risiken sind angestiegen. Kombiniert mit den Erwartungen auf ein Ende der US-Zinswende und auf mögliche Zinssenkungen in Europa hat dies das Zinsniveau sinken und die Zinskurven flacher werden lassen. Der Schweizer Franken hat sich gegenüber dem Euro wieder aufgewertet.

Die anhaltende Negativzinssituation gepaart mit den markant flacheren Zinskurven drückte auch 2019 auf die Zinsmarge und damit auf den Zinserfolg. Im Rahmen dieses Umfeldes haben wir ein gutes Semesterergebnis erzielt und konnten die Kerngeschäftsfelder ausbauen. Für das gesamte 2019 gehen wir bei der BEKB von einem Ergebnis mindestens im Rahmen des Vorjahres aus. Mehr dazu sagen können wir Ende Januar 2020, wenn wir den Jahresabschluss 2019 kommunizieren.

«Der private Konsum sollte 2020 im Zuge einer weiter wachenden Beschäftigung an Dynamik gewinnen.»

Sehen Sie irgendwelche Anzeichen, dass sich am herausfordernden Umfeld in naher Zukunft etwas ändert?

Im kommenden Jahr dürfte sich die Schweizer Konjunktur allmählich aufhellen. Sofern eine weitere erhebliche Eskalation des internationalen Handelskonflikts ausbleibt, erfahren damit auch der Welthandel und der Schweizer Aussenhandel eine Belebung. Gleichzeitig ist mit einer moderaten Erholung der Investitionstätigkeit zu rechnen. Der private Konsum schliesslich sollte 2020 im Zuge einer weiter wachenden Beschäftigung an Dynamik gewinnen. Die Teuerung dürfte moderat bleiben.

Welche Rolle spielen bei der BEKB Kosteneinsparungen angesichts der sinkenden Zinsmargen?

Es ist so, dass die anhaltende Negativzinssituation gepaart mit den markant flacheren Zinskurven auch bei der BEKB auf die Zinsmarge und damit auf den Zinserfolg drückt. Wie jede Unternehmung, gehört es auch zur Aufgabe der BEKB ihre Finanzen im Griff zu haben. So wollen wir unsere Erträge mit attraktiven Angeboten nachhaltig steigern und gleichzeitig unsere Kosten reduzieren

Das klingt spannend, aber auch herausfordernd. Wie wollen Sie diese Ziele erreichen?

Auf der Kostenseite können die Betriebskosten dank der neuen Vereinbarung mit der IT-Partnerin DXC sowie der internen Prozessoptimierung deutlich reduziert werden. Mit neuen Angeboten wollen wir in den nächsten Jahren die Positionierung im Anlage- und Vorsorgebereich ausbauen und neue Erträge generieren. Massgeblich daran beteiligt sein wird Andreas Schafer. Er ist seit 1. Dezember 2019 Mitglied der Geschäftsleitung der BEKB und hat die Leitung des Departements Anlagekunden und Grosskunden übernommen. Mit ihm wollen wir die Wachstumschancen im Firmen- und Anlagekundengeschäft sowie bei Entrepreneurs verstärken.

«Seit neustem können die Kundinnen und Kunden der BEKB neben Twint auch Mobile-Payment-Lösungen wie Apple Pay, Samsung Pay und Swatch Pay nutzen.»

Zurück zu den Innovationen. Banken sind von ihrem Ursprung her eher traditionelle, konservative Unternehmen. Was bedeutet die Innovation für die BEKB?

Die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens gilt seit jeher als wesentlicher Erfolgsfaktor. Ich bin überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, denn wir arbeiten tagtäglich und mit vollem Engagement an der Zukunft der BEKB. So begegnen wir innovativen Lösungen, Partnerschaften und Kooperationen offener und fördern eine aktivere Kommunikation. Im zweiten Quartal 2019 haben wir zum Beispiel ein Online-Kundenportal lanciert. Dieses enthält das E-Banking, einen Finanzassistenten sowie weitere für die Kundinnen und Kunden nützliche Funktionen. Seit neustem können die Kundinnen und Kunden der BEKB neben Twint auch Mobile-Payment-Lösungen wie Apple Pay, Samsung Pay und Swatch Pay nutzen.

Welche weiteren Innnovationsprojekte verfolgt die BEKB derzeit konkret?

Jüngst haben wir mit dem Ansatz der Open Innovation ihr Innovationsmanagement «Zukunft BEKB» lanciert. Damit wollen wir auf Basis unserer Strategie erfolgsversprechende Trends und Ideen verfolgen sowie verstehen. In einem zweiten Schritt werden daraus Lösungen kreiert. Dies erfolgt einerseits mit der IT-Partnerin DXC und andererseits in einer Innovationsfabrik; einem Ökosystem aus Fintechs, Banken, Universitäten und Fachhochschulen. Dazu werden wir zusammen mit der Hypothekarbank Lenzburg in den nächsten Wochen ein Unternehmen gründen und anschliessend die Innovationsfabrik in Betrieb nehmen. Als dritter Schritt folgt im Open-Innovation-Prozess die Realisation der vorher kreierten Lösungen. Die neu entwickelten Innovationen werden anschliessend mittels offener oder standardisierter Programmschnittstellen an das Kernbankensystem angebunden und damit den Kundinnen und Kunden zur Verfügung gestellt.

Seit über 15 Jahren betreibt die BEKB die vollelektronisch organisierte OTC-X-Plattform. Sind auch hier Neuerungen geplant?

Verschiedene Initiativen haben gezeigt, dass Aktien als digitale Wertrechte auf einer Blockchain ausgegeben und transferiert werden können. Die Technologie ermöglicht grosse Effizienzsteigerungen in der Abwicklung von Wertpapiertransaktionen sowie die automatisierte Führung von Aktienregistern. Wir wollen unser Know-how und Netzwerk als Betreiberin von OTC-X auch unter den sich ändernden Rahmenbedingungen einbringen.

Zusammen mit ausgewählten Partnern werden aktuell konkrete Ideen – in Form von Proof of Concept – auf deren Marchbarkeit geprüft. Der Zugang zum Kapitalmarkt und das Management des Aktionariats wird dadurch für Unternehmen deutlich einfacher und effizienter. Den Firmen- und den Anlagekunden der BEKB werden neue Investitionsmöglichkeiten erschlossen und die Transaktionskosten werden sinken.

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