Artur P. Schmidt: Applaus, Applaus, die Luft muss raus!

Von Artur P. Schmidt
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Die Zeche zahlt der Bürger
Wenn man der US-Notenbank etwas bescheinigen darf, dann dies, sie sind die Weltmeister im Erzeugen von Blasen. Die durch das «Quantiative Easing» aufgeblähte Fed-Bilanz in den USA, aber auch Grossbritannien, hat dazu geführt, die Märkte mit viel, wahrscheinlich viel zu viel Liquidität zu versorgen. Angesichts der Schwere der Rezession und der zunehmenden Massenarbeitslosigkeit und Firmenpleiten erscheint eine Erholungsrallye von 50% bereits heute als übertrieben. Jetzt stellen die Verantwortlichen aber plötzlich fest, dass man das zu viel erzeugte Geld wieder abschöpfen muss. Doch hier befindet sich die Fed in einem Gefangenen-Dilemma: ihre mit angekauften Staatsanleihen aufgeblähte Bilanz würde bei einem massiven Verkauf dieser Titel dahinschmelzen und zu massiven Verlusten führen. Ein massiver Abverkauf von Staatsanleihen würde zu stark steigenden Zinsen führen, welche wiederum bei diesen massive Kursverluste hervorrufen würde. Die Hauptleidtragenden wären hierbei jedoch wie immer die Bürger, die im Glauben an die Allmacht des Staates die Zeche durch stark fallende Kurse bei den ihnen so wärmstens empfohlenen Staatsanleihen bezahlen müssten.


Plädoyer für eine Anit-Bubble-Geldpolitik
Es ist deshalb an der Zeit, dass die Federal Reserve ihre Politik ändert und ihre Eingreifmechanismen danach orientiert, ob sich irgendwo ein Bubble bildet. Ich habe dies bereits seit Ausbruch der Krise 2007 gefordert und diesen Ansatz Anti-Flaring genannt (siehe auch untenstehenden Link ). Mittlerweile fordert genau das auch der Ökonom Nouriel Roubini. Explodieren die Kurs-/Gewinn-Verhältnisse an den Aktienmärkten oder die Rohstoff-, aber auch die Immobilienpreise, so sollte die Notenbank zukünftig sofort mit höheren Zinsen und Reduzierung des Geldmengenwachstums reagieren, da andernfalls zwangsläufig ein Bubble erzeugt wird. Noch in der Greenspan-Ära war der Immobilienmarkt als Gelddruckmaschine entdeckt worden, was dort zu einer immer grösseren Aufblähung des Kreditvolumens führte, welche wiederum von immer neuen und noch risikoreicheren Finanzinstrumenten gedeckt wurde. Entweder nimmt man derartige Bubbles absichtlich in Kauf, um sich an der Masse der Anleger dadurch zu bereichern, dass man den Crashzeitpunkt seitens der Notenbank und den Grossbanken selbst bestimmt, d.h. man versucht, bevor es «crashed», möglichst viel an Vermögen in trockene Tücher zu bringen oder man betreibt eine völlig naive, an der Realität und den Volatilitäten der Märkte nicht angepasste Finanzpolitik. Während es sich im ersten Fall um kriminelle Aktivitäten handelt, herrscht im zweiten Fall schiere Unfähigkeit vor. Die Schlussfolgerung bleibt aber stets dieselbe: es bedarf keiner Fed bzw. diese muss sofort geschlossen werden. Doch was geschieht stattdessen? Das Institut, welches sich von Bubble zu Bubble seine eigene Existenzberechtigung verleiht, soll nun sogar mit noch mehr Kompetenzen ausgestattet werden.


Zerstört die Macht der Banken!
Wäre man nicht schon zuvor sprachlos über eine solche masslose Inflationierungspolitik hinsichtlich der Schulden, so schneidet einem die Ignoranz der Politik gegenüber diesen Entwicklungen geradezu die Zunge heraus. Die Politik sollte endlich begreifen, dass eine von den Zentralbanken durch falsche Geldpolitik herbeigeführte Krise nicht durch Konjunkturprogramme bekämpft werden kann. Das Übel muss vielmehr an der Wurzel gepackt werden und genau diese ist im amerikanischen Kapitalismus tief verankert, nämlich das Machtsystem der Banken. Wer eine gerechte und weniger krisenanfällige Wirtschaft ? nennen wir sie ruhig Soziale Marktwirtschaft ? will, braucht eine von den Banken unabhängige Notenbank, also eine Notenbank, die nicht den «Bankstern», sondern Bürgern dient. Letztere wollen nichts Geringeres als zumindest den Werterhalt ihrer Anlagen. Die aktuelle Krise zeigt jedoch auf, dass sämtliche Massnahmen, die bisher eingeleitet worden sind, nur dazu führen werden, dass künftig immer mehr Menschen immer weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben. Mein Fazit: Notenbanken haben in den letzten Jahren durch falsche Zinspolitik die Bürger enteignet.


Die Depressionsfalle
Die zunehmende Massenarbeitslosigkeit in den USA führt dazu, dass eine zu mehr als zu zwei Dritteln vom Konsum abhängige Ökonomie über Jahre hinweg als Wachstumsmotor ausfallen wird. Hinzu kommt, dass wenn die jetzt überschüssige Liquidität wieder abgeschöpft wird, die Bürger möglicherweise über Jahre hinweg mit hohen Zinsen zu kämpfen haben werden, was eine Rückkehr zu den Wachstumsraten der letzten Jahre nahezu unmöglich macht. Unglücklicherweise werden in den USA jetzt auch viele der so genannten Babyboomer aus dem Berufsleben ausscheiden und damit weniger Häuser und weniger Konsumgüter benötigen als früher. Nur: das Ausmass der Krise hätte verhindert werden können, wenn das Schuldenmachen im grossen Stil schon vor 20 Jahren unterbunden worden wäre. Es war Alan Greenspans eklatante Fehleinschätzung, Blasen nicht durch eine zielgerichtete Zinssteuerung aufzulösen, sondern ? um Wachstum auf Teufel komm raus sicherzustellen ? deren Platzen durch die Schaffung eines neuen Bubbles mit viel zu tiefen Zinsen abzufedern. Deshalb bedarf es zukünftig einer Notenbankpolitik, die ein Risk-Managementsystem für Blasen einsetzt und bei einem Überschiessen des Aktien-, Rohstoff- oder Immobilienmarktes sofort mit höheren Zinsen gegensteuert.





Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit  der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag (www.ewk-verlag.de ) erschienen ist, heisst  «Unter Bankstern».

Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com , www.wallstreetcockpit.com , www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH (www.cockpit.li ). Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.

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