Artur P. Schmidt: Bernankes Wiederwahl führt ins «Obamageddon»

Von Artur P. Schmidt
[email protected]


Die Banken stehen scheinbar auf der Siegesstrasse und die Steuerzahler vor der Pleite. So sieht die Lösung von Ben Bernanke für die aktuelle Wirtschaftskrise aus. Der S&P-Index schloss zu Beginn des Monats August nach einer fünfmonatigen Aktienrallye, die durch die grösste Gelddruckorgie der Geschichte ausgelöst wurde, erstmals seit Oktober 2008 wieder über die 1000 Punkte-Marke. Diese Rallye beweist endgültig, dass man selbst mitten in einer Weltwirtschaftskrise riesige Kursgewinne einfahren kann ? doch um welchen Preis. Es ist der Preis der Selbstaufgabe eines Systems, dass sich erneut nur durch einen Bubble, diesmal in den Staatsanleihen, vor dem ultimativen Systemkollaps bewahren konnte. Der Banken-Bailout durch Gelddrucken hat zwar dazu geführt, dass einige Grossbanken, wieder auf einem festeren Fundament stehen, jedoch wurde dies dadurch erkauft, dass die Kosten des Versagens der Banken auf die Allgemeinheit abgewälzt wurden: Bankenbailout = Volksenteignung!


«Obamageddon» ante portas?
Paulson, Bernanke, Summers und Geithner sind jene Architekten der Politik des leichten Geldes, die nichts aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Waren es nicht die zu tiefen Zinsen, die erst den Housing-Bubble, dann den chinesischen Aktien-Bubble und schliesslich die Hausse an den Rohstoffmärkten ausgelöst hatten? Es sollte deshalb in den nächsten Wochen eine Debatte um die Entlassung von Ben Bernanke, ja sogar um die Auflösung der Fed geben, die jüngst ? anstatt entmachtet zu werden ? mit immer weiteren Machtmitteln ausgestattet worden ist. Obamas politisches Schicksal scheint somit besiegelt, denn er dürfte ohne Korrektur in seiner Wirtschaftspolitik sein ganz persönliches «Obamageddon» erleben. Das Geld, welches den Banken gegeben wurde, kommt nicht in der Wirtschaft an, stattdessen gehen nicht nur immer weitere Regionalbanken pleite, sondern die Kreditklemme trifft mittlerweile immer mehr Mittelstandsunternehmen mit voller Wucht, wobei Banken sogar Druck machen, dass Unternehmen nur noch dann Kredit bekommen, wenn diese massiv Mitarbeiter abbauen.


Quasi-Monopolisierung des Bankenwesens
Die Sieger der Geschenkorgien an neuem Geld heissen Bank of America, JPMorgan Chase & Co sowie Goldman Sachs. Die Verlierer sind die Nichtbanken-Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Gefüllt wurden mit der Aufblähung der Fed-Bilanz nur die Koffer der Banken, nicht jedoch jene der Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen. Dies bedeutet ein geringerer Wettbewerb im Bankensektor verbunden mit einer Quasi-Monopolisierung der Kreditvergabe und damit die Kontrolle der Zinshöhen und der Zinsmargen. Die wirtschaftliche Erholung kann jedoch ohne einen freien, nicht von Banken geplünderten Mittelstand, nicht stattfinden, weshalb die US-Wirtschaft ohne Korrektur in der Notenbankpolitik in Bälde wieder in den freien Fall übergehen dürfte und die zweite Raketenstufe der Krise gezündet wird. In dieser kann es nicht nur zu einer starken Zunahme der Kriminalität, sondern sogar zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommen, wenn die Gerechtigkeitslücke und die Vermögensdisparität nicht durch eine neue Wirtschaftspolitik ? einen zweiten New Deal ?, wieder geschlossen werden.


Hyperdepression ist unvermeidbar
Je mehr die Massenmedien ausrufen, dass die Wirtschaftskrise vorbei sei, desto unglaubwürdiger wird dieses Szenario. Es sind genau jene Blindflieger, welche die Krise nicht kommen sahen, die jetzt ihr Ende herbeirufen. Der Arbeitsmarkt wird weiter von Massenentlassungen geprägt sein, was nur dem Zweck dient, die Gewinne der Unternehmen zu steigern, jedoch nicht die Massenkaufkraft zu stärken. Selbst wenn das Bruttosozialprodukt wieder steigt, werden die Amerikaner real weniger in den Taschen haben und viele sogar gar nichts mehr. Die gigantischen US-Defizite werden zu weiteren Kosteneinsparungen führen, was die Arbeitslosigkeit in immer weitere Rekordhöhen treiben wird. Gewerbeimmobilien werden über Jahre leer stehen und das Ausland wird immer weniger bereit sein, die US-Schuldenmaschinerie zu finanzieren, was letztendlich zu höheren Zinsen und damit zu einer weiteren Bremse für die Konjunktur führen wird. Die Grosse Depression der 30er Jahre dürfte deshalb durch die Hyperdepression der ersten und zweiten Dekade des dritten Millenniums getoppt werden. Willkommen in Bernankes Schulden-Apokalypse!





Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit  der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag (www.ewk-verlag.de ) erschienen ist, heisst  «Unter Bankstern».

Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com , www.wallstreetcockpit.com , www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH (www.cockpit.li ). Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.

Schreibe einen Kommentar