Von Artur P. Schmidt
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Der für den deutschen Rentenmarkt relevante Euro Bund Future erklimmt tagtäglich neue Rekorde und somit fallen die Renditen für Bundesanleihen. So rentierte die zehnjährige deutsche Bundesanleihe nur noch mit 2,33 Prozent. In den USA fiel die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen auf 2.57 Prozentpunkte und nähert sich damit dem Tiefststand im Krisenjahr 2008. Die deutsche Umlaufrendite fiel auf nunmehr 2,04 Prozent und befindet sich weiter im freien Fall. Ein Schelm wer Böses denkt.&
Deflationäre Entwicklung
Ein derartig tiefer Zins deutet auf eine deflationäre Entwicklung hin, die zu einem neuen Crash führen könnte, wenn die kurzfristigen Zinsen massiv stark ansteigen und die langfristigen Zinsen weiter fallen würden. Aktuell hat sich auch der Zinsspread bei Moody?s zwischen den Unternehmensanleihen BAA und AAA ausgeweitet. War der Spread beim Aprilaktienhoch lediglich bei 94, so betrug er bereits Ende Mitte Juni 2010 bei 133 Punkten. Dies ist kein gutes Zeichen für den Aktienmarkt und das Vertrauen, welches in den aktuellen Aufschwung zu setzen ist.
Unternehmensanleihen-Spread:
Bargeld avanciert zum höchsten Gut
Möglicherweise wird in einem deflationärem Schulden-Szenario der kurzfristige Zins sogar höher wie der langfristige, was nichts anderes bedeutet, als dass Bargeld zum höchsten Gut avancieren wird, wenn langfristiges Geldverleihen keinen Anreiz mehr bietet. Nicht die Inflation, sondern die Deflation frisst dann ihre Kinder in Gestalt der globalen Schuldenjunkies, welche die Finanzmärkte in perverse Zockerbuden verwandelt haben. Es ist offensichtlich, dass in einer Deflation die Arbeitslosenquote nicht zurückgehen wird, sondern deren Anstieg kann nur noch durch Statistikmanipulationen schöngeredet werden. Nicht schöngeredet werden kann jedoch der Baltic Dry Index, der die weltweiten Frachtraten bemisst. Dieser ist immer noch auf einem sehr niedrigen Level, was eher auf die Schwäche denn auf die Stärke des jüngsten Aktienbooms hindeutet.
Baltic Dry-Index:
US-Wohnimmobilienmarkt bald auf neuem Tieststand?
Auch fielen die letzten Wirtschaftsdaten aus den USA weiter recht schwach aus. Der von der «National Association of Home Builders» (NAHB) veröffentlichte Index zur Stimmung am US-Wohnungs-Immobilienmarkt sank im August von 14 auf 13 Punkte (erwartet wurden 15 Punkte). Dies ist das niedrigste Niveau seit März 2009, als die weltweiten Aktienmärkte ihre Erholungsrallye begannen. Der US-Wohnimmobilienmarkt scheint somit seine durch ausuferndes Gelddrucken initiierte Erholung hinter sich gelassen zu haben und könnte in Bälde neue Tiefststände sehen. In dieses Bild passt, dass die ECRI-Frühindikatoren genauso schlecht dastehen wie im Jahr 2008.
ECRI-Frühindikatoren:
Konjunkturaufschwung: Wo sind die steigenden Zinsen?
Zwar mögen einige Volkswirtschaftler über den deutschen Konjunkturanstieg im zweiten Quartal dieses Jahres jubeln, jedoch wird man selbst bei einem Anstieg von 2,5 Prozentpunkten im Jahr 2010 nochmals um den gleichen Betrag im Jahr 2011 zulegen müssen, um wieder auf den Stand von 2008 zu gelangen. Sehr bedenklich stimmt, dass ein Konjunkturanstieg eigentlich von steigenden Zinsen begleitet sein müsste ? das Gegenteil ist jedoch aktuell der Fall. Somit könnte das Sommermärchen an den weltweiten Finanzmärkten bald ein jähes Ende nehmen. Wird der Zinsspread zwischen langfristigem und kurzfristigem Zins zukünftig sogar wieder negativ wie vor dem Krisenjahr 2008 lässt sowieso Crashonomics grüssen!
Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag (www.ewk-verlag.de ) erschienen ist, heisst «Unter Bankstern».
Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com , www.wallstreetcockpit.com , www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH (www.cockpit.li ). Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.