Von Artur P. Schmidt
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Fiktives Wachstum
Ökonomen setzen sich lieber mit glaubwürdigen Lügen auseinander als mit unglaubwürdigen Gewissheiten. Dabei ist das fiktive Wachstum, dass sie vorhersagen, noch keine Lüge, diese beginnt jedoch beim Leugnen der Konsequenzen, die eine Schuldenökonomie langfristig heraufbeschwört. Fast hat es den Anschein, dass je stärker ein Ökonom die Realität leugnet, desto glaubwürdiger er in den Wirtschaftsmedien wirkt. Das Problem hierbei ist, dass viele Journalisten die Täuschungen der Ökonomen nicht durchschauen. In einer komplexen Ökonomie, die für viele Marktteilnehmer immer undurchschaubarer wird, beruhen Kursanstiege an den Börsen oftmals auf fiktiven Realitäten, die durch Buchhaltungstricks und Statistikmanipulationen verstärkt werden.
Sinnlose mathematische Illusionsmaschine
Damit ökonomische Entwicklungen realistisch sind dürfen diese eigentlich nicht wahrscheinlich sein. Doch genau dies versucht uns die Quacksalberei der Ökonomen zu vermitteln. In einer multioptionalen Welt spielt die Wahrheit eigentlich keine Rolle mehr, wir können uns nur mehr mit relativen Gewissheiten befassen, weshalb die Wahrscheinlichkeitsrechnung in der heutigen Zeit zu einer sinnlosen mathematischen Illusionsmaschine verkümmert ist, die durch Nichtlinearität bedingte Entwicklungen nicht vorhersehen kann. Die Wahrscheinlichkeit ist somit nichts anderes als die übelste Täuschung, die der Statistiken hörige Kapitalismus hervorgebracht hat. Deshalb ist die Börse für die meisten Marktteilnehmer ein Glücksspiel, bei dem nur diejenigen langfristig gewinnen können, welche die Nichtlinearität der Rückkopplungen analysieren können.
Gewissheiten ohne Rauschen
Man kann sich nur auf die Zukunft vorbereiten, wenn man der medialen Illusionsmaschine entkommt, d.h. wenn man die Gewissheiten, die sich offenbaren, ohne Rauschen zur Kenntnis nehmen kann. Ökonomen können mit Unsicherheiten nicht umgehen, denn wenn Sie es könnten, dann wären ihre Prognosen in den meisten Fällen richtig. Leider müssen die Ökonomen damit leben, dass die Realität unwahrscheinlich ist und deshalb scheitert ihr Bemühen mit ihren Wahrscheinlichkeiten Recht zu behalten. Banker, die auf Ökonomen vertrauen, müssen zwangsläufig scheitern, weil diese das Unwahrscheinliche, welches aus der nichtlinearen Überlagerung von Trends entsteht, nicht berechnen können. Die Zeit wirkt herbei als ein Vernichter von ökonomischer Wahrscheinlichkeit, da sie immer mehr Möglichkeiten mit ihrem Fortschreiten eliminiert.
Technik der Defuturisierung
Was die Zeit jedoch nicht ausschliessen kann, ist die Unwahrscheinlichkeit, da es immer eine Trajektorie (in Extremfällen ist dies eine Killerwelle) gibt, die durch nichtlineare Überlagerungen quasi aus dem Nichts entsteht. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeitstheorie, wie Elena Esposito richtig beschreibt, eine «Technik zur Defuturisierung», die die Offenheit der Zukunft einschränkt. Wer an den Börsen jedoch diese Offenheit einzuschränken versucht, scheitert schon im Ansatz, da es dort eine Suche nach Sicherheit nicht geben kann, lediglich eine Anpassung an Unsicherheit in Abhängigkeit der versteckten Muster. Dies ist das eigentliche Ökonomen-Dilemma, dass sie die Zukunft wahrscheinlich machen wollen und mit ihren falschen Vorhersagen Krisen oftmals sogar noch verstärken.
Die Superbeobachter-Perspektive
Wer erkannt hat, dass Wahrscheinlichkeiten keine Lösung des Komplexitätsproblems bringen, versteht auch sofort weshalb die Finanzmärkte permanent Krisen hervorbringen. Ihre auf Wahrscheinlichkeiten basierenden Risk-Managementmodelle sind nichts anderes als quantitative Blendungen, die nur noch Scheinsicherheiten bieten und im Krisenfall in sich zusammenbrechen. Damit beugen die Prognosen der Ökonomen keineswegs den Risiken vor, vielmehr werden diese oftmals sogar zu einem Katalysator von Risiken. Auf was es deshalb ankommt ist, Lenkungs-Cockpits (siehe www.wallstreetcockpit.com ) zu nutzen, welche die Nichtlinearität der ökonomischen Realität sichtbar machen können. Damit sind diese in der Lage, dem Nutzer eine Superbeobachter-Perspektive zu simulieren, welche die Wechselwirkungen und Rückbezüglichkeiten der Ökonomie sichtbar machen. Für Ökonomen hat die Fiktion der Wahrscheinlichkeit die Realität ersetzt. Deshalb ist Realität für Ökonomen stets unwirklich und damit unprognostizierbar. Doch warum vertrauen dann viele Anleger ökonomischen Prognosen, wenn diese die Welt aus der paradoxen Perspektive der Nicht-Realität betrachten?
Risikovermeidung
Der Grund darin liegt darin, dass Anleger versuchen Risiken zu vermeiden, ohne zu erkennen, dass genau diese Vorgehensweise höchst riskant ist. Die Suche nach Sicherheit ist ? wenn man sein Geld Banken anvertraut, die Ökonomen beschäftigen ? ein höchst risikoreiches Unterfangen. Die grössten Sicherheitsrisiken werfen hierbei Versicherungsunternehmen auf, die eigentlich Experten im Bereich des Risikomanagements sein sollten, in Wahrheit jedoch Risikokatalysatoren sind und dies umso mehr, je intensiver sie sich in den Aktienmärkten exponieren. Letztendlich sind Versicherungsunternehmen heutzutage nichts mehr anderes als Wettbüros, wobei der Versicherte darauf wettet, dass der Versicherer im das einbezahlte Geld plus Zins zurückzahlt. Tun sie dies nicht, ist die Wette ähnlich geplatzt wie bei vielen Derivaten. Diese wurden erfunden, damit es Absicherungen an den Finanzmärkten für grosse Marktteilnehmer gibt.
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Absicherungsinstrumente steigern Risikon exponentiell
Dies funktioniert jedoch nur so lange, wie eine Gegenpartei ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Gerade der Supergau bei den Investmentbanken der USA ? die Paradebeispiele waren hierbei Lehman Brothers und der Versicherer AIG ? hat aufgezeigt, dass der Einsatz von Absicherungsinstrumenten groteskerweise das Risiko nicht gesenkt sondern exponentiell gesteigert hat. Da die Zukunft nicht sicher ist und es deshalb einer zirkulären Anpassung an sich verändernde Entwicklungen bedarf, bieten weder Versicherungen noch Banken einen Schutz gegen die Unsicherheit der Welt. Ihre auf Wahrscheinlichkeitsberechnung basierenden Analysen sind darüber hinaus sogar ein Katalysator für eine Zunahme der Risiken und damit der Instabilität in komplexen Systemen wie der Ökonomie. Damit sind viele Finanzinstitute, die riskante Sicherheiten verkaufen, selbst ein erhebliches Sicherheitsrisiko.
Ökonomischer Anti-Realismus
Die Prognosen von Ökonomen entfalten umso mehr Wirkung je falscher diese sind, da diejenigen, die den Prognosen glauben, meist hohe Kursverluste erleiden. Wenn es einen Bereich gibt, der den Realitätsbezug am meisten verloren hat, dann sind es die Vorhersagen von Ökonomen, weshalb ihnen eigentlich die Arbeitserlaubnis zu entziehen wäre. Die heutigen Theoriegebäude können die tatsächlichen Entwicklungen, die im Laufe der Jahrzehnte zu einer immer grösseren Instabilität der Finanzmärkte tendieren, nicht beschreiben. Fatal hierbei sind nicht die Prognosen als solche, sondern die Neigung vieler Marktteilnehmer, diesen Prognosen zu glauben. Wenn viele, einschliesslich der Ökonomen selbst, ihre Vorhersagen als Realität erachten, dann leben diese in einer Traumwelt, die stets durch den Markt desillusioniert wird. Kaum ein Ökonom hat je eine Rezession präzise vorhergesehen, geschweige denn je einen Crash prognostiziert. Die Märkte sind somit das Korrektiv, das die fiktive Realität der heutigen ökonomischen Theorien ständig offenlegt.
Wer die Zeit ausklammert, vesteht die Ökonomie nicht
Besonders im Crashfall wird deutlich, wie unrealistisch die Prognosen der Ökonomen sind, da sie nicht in der Lage sind, mit ihrem linearen Denken die nichtlinearen Wechselwirkungen zu durchschauen. Die von Ökonomen durch ihre Prognosen erzeugte Scheinsicherheit erweist sich damit immer öfter als der entscheidende Risikofaktor bei der Entscheidungsfindung. Der tiefere Grund hierfür liegt darin, das Ökonomen einerseits über keine geeigneten Instrumente verfügen, um versteckte Muster in den Märkten zu erkennen und zweitens das Relativitätsprinzip der Ökonomie, d.h. die zeitlichen relativen Veränderungen aller Indikatoren zueinander, in ihren Modellen nicht berücksichtigen. Doch wer die Zeit ausklammert, hat die Ökonomie nicht verstanden, weshalb John Maynard Keynes zu Recht den Satz prägte: «Langfristig sind wir alle tot. Ökonomen machen es sich zu leicht, wenn sie uns in stürmischen Zeiten nicht mehr zu erzählen haben, als dass der Ozean wieder ruhig ist, wenn sich der Sturm gelegt hat.»
Fazit: Lineare Erklärungsansätze greifen zu kurz
In einer Welt der Unsicherheit wirkt die künstlich erzeugte Scheinsicherheit der Ökonomen als ein Anachronismus. Die nichtlineare Überlagerung von Entwicklungen macht die Wirtschaft zu einem komplexen System, das nicht mit linearen Erklärungsansätzen beschrieben werden kann. Deshalb sind die Berechnungen der Ökonomen nicht nur höchst unrealistisch, sondern in den meisten fällen sogar grundlegend falsch. Wenn Ökonomen wieder erfolgreich sein wollen, müssen diese mit Lenkungswerkzeugen arbeiten, die Komplexität analysieren können (wie z.B. die Software i-matrix von www.bankingcockpit.com ). Die wirtschaftliche Dynamik lässt sich nicht mit Gleichgewichtsmodellen beschreiben, sondern nur mit Analysewerkzeugen, welche die Robustheit und Instabilität von Systemen in ihrer zeitlichen Abfolge berechnen können. Nur eine Software, die Prognosen ständig anhand der tatsächlichen Ereignisse korrigieren kann, ist in der Lage falsche Erwartungen zu eliminieren.
Theorie der Nicht-Theorie
Komplexitätsbeherrschung ist somit die Kunst, die Differenz zwischen Modell und Realität ständig zu verringern, was nur durch die tägliche nichtlineare Überlagerung unterschiedlicher Entwicklungen gelingen kann. Ein auf Rückkopplungsrechnungen basierendes System benötigt keine ökonomische Theorie, sondern lediglich Zeitreihen, die durch ihre Kopplung und Überlagerung die versteckten Wellenbewegungen der ökonomischen Entwicklung sichtbar machen. Somit ist ? wie Esposito ausführt ? eine ökonomische Theorie nur brauchbar, wenn es sich bei ihr um eine Theorie der Nicht-Theorie handelt. Ein kybernetisches System ( www.cyberneticscockpit.com ) liefert ganz im Sinne von George Soros durch seine Reflexivität ein zirkuläres Analyseinstrument für ökonomische Vorhersagen, welches sind ständig den zeitlichen Veränderungsprozessen anpasst. Da Unsicherheit die Grundlage für ökonomische Entwicklungen darstellt, brauchen Ökonomen Werkzeuge, die nicht auf fiktive Gleichgewichte ausgerichtet sind, sondern die ständige Übertreibung, die in ihrer extremen Form Blasen oder Crashs bilden, in die Berechnungen mit einbeziehen.
Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag (www.ewk-verlag.de ) erschienen ist, heisst «Unter Bankstern».
Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com , www.wallstreetcockpit.com , www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH (www.cockpit.li ). Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.