Artur P. Schmidt: Die enthemmte Haltlosigkeit der CERNologen
Von Artur P. Schmidt
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Wissenschaft hat die Aufgabe, Neues zu erforschen, um dem Fortschritt den Weg zu ebnen. Doch ist ein Fortschritt, der zur Auslöschung der Menschheit führen kann, noch als Fortschritt zu bezeichnen, oder ist es nicht eben ein Rückschritt, der bewusst in Kauf genommen wird, wenn Experimente durchgeführt werden, die möglicherweise nicht mehr angehalten werden können?
Forschung mit ungewissem Ausgang
Die modern Physik stellt uns heute vor die Aufgabe zu erkennen, dass das mathematische Halteproblem bei Hochenergieexperimenten ein riesiges Gefahrenpotential manifestiert, über dessen Konsequenzen sich Wissenschaftler, die völlig enthemmt im Umgang mit unbekannten Risiken agieren, sich keinerlei Gedanken mehr zu machen scheinen. Die enthemmte Haltlosigkeit einer sich im Rausch des Forschungsdranges befindlichen Wissenschaftselite, stellt heute eines der grössten Gefahrenpotentiale für die das Weiterleben der Menschheit dar. Ohne dass wir uns der eigentlichen Risiken von Hochenergieexperimenten im Formel 1 Oval der CERNologen bewusst sind, werden Experimente durchgeführt, deren Ausgang nicht nur die Physik neu schreiben, sondern dem Blauen Planeten auch eine völlig neue Dimension einhauchen können.
Nicht das Ende der Welt – aber des Planeten
Das Weiterleben des Blauen Planeten als schwarzes Loch ist zwar nicht das Ende der Welt, jedoch das Ende des Planeten wie wir ihn kennen. Es muss deshalb die Frage gestattet sein, warum Experimente mit ungewissem Ausgang, nicht erst dann durchgeführt werden, wenn das Abschätzen der Technologiefolgen sich auf breiteren Wissensfundamenten abstützen kann. Auch die Wahl eines sichereren Ortes wie z.B. des Mondes sollte als Option nicht verworfen werden.
Kapitulation vor der Gier nach Nobelpreisen
Der Illusionismus der heutigen CERNologen, einer Gruppe von Wissenschaftlern, denen Nobelpreise mehr bedeuten, als das Überleben des Blauen Planeten, ist ein Zeiterscheinung, die wir auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen beobachten. Der CERNologe kann als Vernichter von Vielfalt in Erscheinung treten, wenn er Phasenübergänge lostritt, die er zwar nicht beabsichtigt hat, jedoch scheinbar zufällig auslöst, wenn er seine Experimente ohne Kalkül fortsetzt. Die bedingungslose Kapitulation der Wissenschaft vor der Gier nach Nobelpreisen macht heute vor dem höchsten Gut des Menschen, dem Leben, keinen Halt mehr. Die Auslöschung des Lebens auf dem Planeten durch einen Gravitations-GAU oder einen Hypertemperaturschock wird von den Ideologen des neuen Forschungsimperialismus billigend in Kauf genommen, weil das Risiko keine Anerkennung zu finden scheinbar höher ist, als kollektiv mit allen anderen Weltbürgern unterzugehen.
Vom Ast, auf dem man sitzt
Der CERNologe wird somit zum Wegbereiter eines neuen Reduktionismus, diesmal von Vielfalt durch Eliminierung der eigenen Existenzgrundlagen. Der berühmte Satz, dass man nicht dem Ast absägen sollte auf dem man sitzt, erfährt durch die CERNologen eine neue Wirklichkeitsdimension. Geschwindigkeitsweltrekorde, die zu neuen Hitzeweltrekorden führen sind die Massstabe mit denen alle anderen Massstäbe ausser Kraft gesetzt werden. Wissenschaftliche Beweisbarkeit wurde abgelöst durch die Ektase des Hochgeschwindigkeitsrausches. Speed als Opium für CERNologen, die irgendwann wie Niki Lauda festgestellt haben, dass im Kreis herum fahren langweilig ist, wenn man nicht den tödlichen Unfall riskiert.
Dürrenmatt lässt grüssen
Für die CERNologen scheint Besonnenheit ein antiquierter Zustand zu sein, der zudem auch noch höchst unwahrscheinlich ist. Diese Form des technologischen Pragmatismus dominiert nicht nur den Bau von Hightechprodukten, sondern hat auch in der Politik in Form des finanziellen Bailouts Einzug gehalten. Die Enthemmung im Umgang mit der Vernunft führt zu Absurditäten, die nicht nur den gesunden Menschenverstand als pathologisch erscheinen lassen, sondern vielmehr darauf abzielen, die Kritiker als Personen zu denunzieren, die besser im Irrenhaus untergebracht wären als sich in Freiheit die Anmassung der Kritik leisten sollten. Doch wenn wir eines aus Dürrenmatts Buch «Die Physiker» gelernt haben, so dies, dass die eigentlichen Irren heute nicht unbedingt eingesperrt sein müssen, sondern möglicherweise frei in Forschungslaboratorien ihren Frankensteinschen Experimenten nachgehen, deren Ausgänge so ungewiss sind, dass man auf deren Gewissheiten nach Abschluss des Versuch- und Irrtumsprozesses getrost verzichten könnte.
Wissenschaftsdespotismus führt in den Untergang
Der Weg der Wissenschaft kann nur derjenige der Bescheidenheit und der Demut sein. Waghalsige Forscher und Draufgänger sind in der Wissenschaft ebenso gefährlich wie Tyrannen und Despoten, die die Welt erobern wollten. Es ist notwendig, dass wir eine Zeit lang innehalten und uns Gedanken darüber machen, ob dass was wir tun, nicht zu gefährlich ist, um es fortzusetzen. Nicht mehr und nicht weniger. Man kann auch ein Optimist in Sachen Fortschritt sein, wenn man Verzicht übt, und zwar so lange bis man mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass die Mehrheit der Menschen auf dem Blauen Planeten die Selbstmordversuche der CERNologen überleben wird.
Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag (www.ewk-verlag.de ) erschienen ist, heisst «Unter Bankstern».
Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com , www.wallstreetcockpit.com , www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH (www.cockpit.li ). Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.