Artur P. Schmidt: Geldhortung der grossen US-Banken

Von Artur P. Schmidt
[email protected]


Forcierung der Kreditklemme
Die grossen Banken nehmen gerne die Einlagen der Kunden, schauen jedoch weg, wenn es um das Ausleihen an Kunden geht. Das Geldhorten der Banken hat seit Ausbruch der Krise immer mehr zugenommen mit der Folge, dass die Realwirtschaft an einer Kreditknappheit leidet. Das Geld, welches als Cash in die Top 5 Banken geflossen ist, verzeichnete einen Anstieg von 29 Prozent für das im Juni 2009 zu Ende gegangen Geschäftsjahr. Nur eine Bank, die PNC of Pittsburgh, hat seine Ausleihungen minimal gesteigert. Dagegen haben die Bank of America, JPMorgan Chase und Wells Fargo das Kreditwachstum gegenüber dem Einlagenwachstum deutlich zurückgefahren. Die Citigroup, die das meiste Geld der Steuerzahler erhalten hat, hat die Kreditausleihungen sogar schrumpfen lassen und dies obwohl die Citigroup ein Einlagenwachstum verzeichnen konnte.



Abb. 1: Banken forcieren die Kreditklemme


Fehlallokation der Einlagen?
Es hat fast den Anschein, als ob die Banken sich bereits jetzt auf eine noch grössere Krise vorbereiten würden. Denn noch einmal dürfte der Topf der Steuerzahler nicht mehr in dem gesehenen Ausmass angezapft werden können. So konnten die grössten Banken, die Einlagen entgegennehmen, etwa 852 Milliarden USD zu ihren Bilanzen hinzufügen, wobei es sich hauptsächlich um Konten mit einer Grösse von weniger als 100?000 USD handelt. Dagegen legten im gleichen Zeitraum die Kreditausleihungen lediglich um 564 Milliarden USD zu. Bedenkt man, dass eben diese Banken etwa 100 Milliarden USD an direkter Unterstützung vom Steuerzahler durch das TARP-Programm erhalten haben, so darf dieses Verhalten als völlig verantwortungslos bezeichnet werden.


Bailout-Milliarden besser direkt an Unternehmen
Das TARP-Programm (Troubled Asset Relief Program) wurde aufgelegt, um die Kapitalausstattung der Banken zu verbessern, damit diese die Ausleihungen an Konsumenten und KMU wieder erhöhen können. Ohne Kredite an Konsumenten und Unternehmer, die mit dem Einlagenwachstum Schritt halten können, wird eine wirtschaftliche Erholung abgewürgt, womit ein weiterer massiver Einbruch des Wirtschaftswachstums vorprogrammiert ist. Der Rückgang der Ausleihungen führt zu einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit, da immer mehr Unternehmen durch die Kreditrückgänge auf die Kostenbremse mittels Personalabbau drücken müssen. Sicherlich ist ein Teil des Anstiegs der Einlagen auch darauf zurückzuführen, dass viele Anleger Cash gegenüber risikobehafteten Anlagen bevorzugen und Banken ihre Risiken weiter zu reduzieren trachten, was an und für sich als positiv zu werten ist, allerdings stellt sich die Frage, warum man seitens der Politik nicht das Bailout-Geld direkt den Unternehmen zukommen liess.



Abb. 2: Einlagenzunahme der Top 5-Banken


Das TBTP-Paradigma
Es zeigt sich zunehmend, dass die Rettung von Banken, die vorher miserabel gewirtschaftet haben, der völlig falsche Weg ist, um künftige Kreditkrisen zu bekämpfen. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, so lieferte diesen Goldman Sachs, die gerade etwa 16.7 Milliarden USD für die Bezahlung ihrer Angestellten beiseite gelegt hat. Wie kann es eigentlich möglich sein, dass sich Banker Top-Boni bezahlen, während die Arbeitslosenzahlen auf ein Rekordniveau klettern? Die Finanzkrise hat noch zu einem zweiten problematischen Effekt geführt, der die Anti-Monopol-Kommission auf den Plan rufen müsste: Die grossen Banken sind durch die Krise noch grösser geworden. Während JPMorgan Chase Washington Mutual kaufte, die Bank of America Countrywide und Merrill Lynch schluckte, übernahmen Wells Fargo mit Wachovia und PNC mit National City ebenfalls Rivalen, die sich in Schwierigkeiten befanden. Die mit Steuergeldern finanzierten Übernahmen haben zu einem neuartigen Banken-Sozialismus geführt, dessen «Too-Big-To-Fail» (TBTF)-Paradigma das grösste Ponzi-Schema der Weltwirtschaftsgeschichte, nämlich das heutige Bankensystem, auf Kosten der Steuerzahler künstlich am Leben erhält.





Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit  der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag (www.ewk-verlag.de ) erschienen ist, heisst  «Unter Bankstern».


Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com , www.wallstreetcockpit.com , www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH (www.cockpit.li ). Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.

Schreibe einen Kommentar