Von Artur P. Schmidt
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Einen Monat später gelang den Russen mit dem Sputnik-2 (mit einer Nutzlast von 508 kg) das erste Tier, eine Hündin mit dem Namen Laika, in den Weltraum zu befördern. Als Chruschtschow am 2. Januar 1958 eine Rede hielt, in der er hervorhob, dass die Nutzlasten mit den russischen Raketensystemen spielend verdoppelt, ja sogar mehr als verdoppelt werden könnten, brach in den USA ein Sturm der Empörung aus. Die Öffentlichkeit wollte nun endlich auch amerikanische Erfolge in der Raumfahrt sehen.
Präsident Eisenhower forcierte die Neuordnung der amerikanischen Raumfahrtbemühungen, was bereits am 14. April 1958 vor dem Kongress zum Gesetzesentwurf über die Gründung der NASA führte. Doch erst drei Jahre später, als der amerikanische Präsident John F. Kennedy am 25. Mai 1961 eine visionäre Rede hielt, entstand die nationale Aufbruchstimmung für das Jahrhundertereignis: «Ich glaube, dass diese Nation sich das Ziel setzen sollte, bevor dieses Jahrzehnt zu Ende geht, einen Menschen auf dem Mond zu landen und ihn sicher wieder zur Erde zurückzubringen. Kein anderes Projekt der Raumfahrt in unserer Zeit wird für die Menschheit eindrucksvoller und für die langfristige Erforschung des Weltraums bedeutender und keines wird schwieriger zu erfüllen sein… Aber in einem tieferen Sinn wird es auch nicht nur ein Mann sein, der zum Mond aufbricht, sondern, wenn wir nur entschlossen sind, die ganze Nation». Damit legte Kennedy den Grundstein für einen Technologiewettlauf, wie ihn die Welt zuvor und auch danach nicht mehr gesehen hat.
Reise zum Mond
Im 19. Jahrhundert schrieb Jules Verne seinen berühmten Roman «Reise zum Mond», in dem drei Amerikaner von Florida aus zum Mond reisen. Bemerkenswert an Vernes Roman ist vor allem, dass es später tatsächlich drei Amerikaner waren, die als erste von Florida aus zum Mond flogen.
Der Durchmesser des Mondes beträgt 3476 km. Seine Fläche ist etwa 1/14 und seine Massen ist lediglich 1/81 der Erdmasse. Die Anziehungskraft ist auf dem Mond zur etwa 1/6 wie auf der Erde, was bei den Astronauten stets ein atemberaubendes Gefühl der Leichtigkeit erzeugte. Der Mond, der schon immer Dichter und Denker bewegt hat, war die geeignete Herausforderung, eine Art Mythos, den es zu erobern galt. Die Entfernung zu diesem in Wirklichkeit steinernen Mythos beträgt im Mittel 384.000 Kilometer. Zum Vergleich würde ein heutiges Verkehrsflugzeug mit einer Reisegeschwindigkeit von 900 km/h etwa 2,5 Wochen benötigen, um diesen zu erreichen. Doch auch beim Wettlauf um den Mond schienen die Russen einen deutlichen Vorsprung zu haben. Mit Luna-3 war es den Russen bereits 1959 gelungen, als erste mit einer Sonde am Mond vorbeizufliegen, sodass Fotos von dessen Rückseite zur Erde gefunkt werden konnten.
Überlegenheit der Sowjets?
So sehr sich die Amerikaner auch bemühten, es gelang den Amerikaner von 1960 bis 1965 nicht an die russischen Raumfahrterfolge anzuknüpfen. Am 12. April 1961 schickten die Russen Juri Gagarin in eine Umlaufbahn um die Erde. Erstmals in der Geschichte der Menschheit sah ein Mensch, dass der Planet Erde von aussen gesehen als blaue Kugel erscheint (eine Tatsache, die niemand vorhergesehen hatte). Am 6. August 1961 gelang es dem Kosmonauten German Titow mit Wostok-2 über 25 Stunden im Weltraum zu bleiben und dabei 17 Erdumkreisungen durchzuführen. 1963 brachten die Russen mit Walentian Tereschkowa die erste Frau und am 12. Oktober 1964 mit Woschod-1 die erste dreiköpfige Besatzung in den Weltraum. Der Vorsprung, den die Russen hatten, schien uneinholbar, da diese über leistungsfähigere Raketen als die Amerikaner verfügten.
Der Grund hierfür war, dass Stalin am Ende des 2. Weltkrieges den Befehl gab, die Entwicklung von Raketen, die bis nach Amerika fliegen und ebensoviel Nutzlast wie ein Bomber tragen können, zu forcieren. Als der Wettlauf um die Eroberung der Umlaufbahnen begann, verfügten die Russen in den 50er Jahren über ein den Amerikanern überlegenes Trägersystem. Möglich wurde dies durch die Bündelung von Raketenantrieben und nicht durch ein geheimnisvolles Supertriebwerk. Den Russen ging es bei ihren auf die Medien ausgerichteten Aktivitäten vor allem um die Demonstration militärischer Macht. In den 60er Jahren wurde die Eroberung des Mondes somit vor allem als ein Nervenkrieg geführt. Warum die Russen Anfang 1965 die Amerikaner technologisch davonziehen liessen, ist bis heute nicht geklärt. Es dürften aber nach dem Sturz Chruschtschows vor allem Budgetkürzungen gewesen sein, die den Siegeszug der russischen Raumfahrt zunächst stoppten.
Die Amerikaner holen auf
Ein wichtiger Schritt, um die Russen technologisch einzuholen, war das Mercury-Programm. Am 05. Mai 1961 flog Alan B. Shepard als erster Amerikaner mit einer Mercury-Kapsel (Mercury-3 Mission) ins Weltall. Die von Wernher von Braun designte Redstone-Rakete trug ihn auf eine ballistische Flugbahn mit einer Flughöhe von 184 km. Am 20. Februar 1965 gelang es John H. Glenn bei der Mercury-6 Mission dreimal die Erde zu umrunden. Doch erst mit dem Gemini-Programm und der Titan-II Rakete hatten die Amerikaner ein leistungsfähigeres System als die Russen. Der erste bemannte Gemini-Flug (Gemini-III) am 23. März 1965 mit den Astronauten Virgil Grissom und John Young war ein voller Erfolg, der jedoch publizistisch etwas unterging, da den Russen am 18. März 1965 mit Alexej Leonow der erste 10-minütige Weltraumspaziergang gelang.
Doch dies war das letzte Mal, dass die Russen den Amerikanern die Schau stahlen. Im Dezember 1965 gelang es den Astronauten von Gemini-VI, Walter Schirra und Thomas Stafford, erstmals in der Geschichte der Raumfahrt erfolgreich ein Rendezvousmanöver durchzuführen. Dessen Beherrschung war die Voraussetzung, um erfolgreich bemannte Flüge zum Mond durchführen zu können. Der Gemini-VII Flug hatte darüber hinaus gezeigt, dass sich Menschen ohne gesundheitliche Schäden längere Zeit im Weltall aufhalten können. Die Astronauten Frank Borman und James Lovell waren insgesamt 330 Stunden und 35 Minuten während dieser Mission im Raum geflogen. Ende 1966 hatten die Amerikaner bereits 19 Astronauten mit etwa 2000 Stunden Raumflugerfahrung gegenüber 11 russischen Kosmonauten mit etwa 500 Flugstunden im All.
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Die Saturn V-Rakete
Mit Hermann Oberths Buch «Die Rakete zu den Planetenräumen» wurde 1923 erstmals die konkrete Operationalisierung von Raketenflügen beschrieben, die mit der Saturn-V-Rakete ihren Höhepunkt fand. Entwickelt wurde die Saturn-Raketen unter der Leitung von Wernher von Braun. Der Programmstart für den Bau der Saturn I war Ende 1958. Am 10. Januar 1962 erhielt das Marshall-Center der NASA den Auftrag für die Entwicklung der Saturn-V. Über die Zwischenkonstruktion der Saturn-IB, die wie die Saturn-I zwei Stufen hatte, wurde die bisher leistungsfähigste und grösste Rakete der Welt gebaut: Die dreistufige Saturn-V Rakete mit einer Gesamthöhe von 111 m.
Am 9. November 1967 wurde die erste Saturn-V Rakete (nach einer Entwicklungszeit von 72 Monaten) von Cape Canaveral aus gestartet. Physikalische Betrachtungen zur Raketentechnik zeigen, dass eine Rakete, die mit Kerosin und flüssigem Sauerstoff (LOX) betrieben wird, für eine LEO-Umlaufbahn (Low Earth Orbit) mindestens zwei Stufen benötigt. Die beste Transportmöglichkeit für Schwerlasten in höhere (z.B. geostationäre) Umlaufbahnen und für die Reise zum Mond ist eine dreistufige designoptimierte Rakete. Das Verhältnis von Startmasse zur geostationären Nutzlastmasse betrug bei der Saturn-V 2850t/120t. Zum Vergleich hat die heutige Ariane-5 Rakete, die leistungsfähigste europäische Trägerrakete, lediglich ein Verhältnis von 500t/4t. Das Massenverhältnis (Masszahl für die Effizienz einer Rakete) von 22 kg Startmasse pro kg Satellitenmasse der Saturn-V im Jahre 1967/68 ist seitdem von keiner anderen Trägerrakete übertroffen worden! Die Saturn V Rakete startete von 1967 bis 1973 insgesamt 13 mal, wobei es keinen einzigen Fehlstart gab.
Das Apollo-Programm
Das Apollo-Programm begann mit einer Katastrophe. Abgesehen vom dramatischen Verlauf der späteren Apollo-13-Mission blieb dies jedoch der einzige schwere Unfall. Am 27.Januar 1967 fand ein Test für den Start statt, als sich ein Feuer in die Kommandokapsel ausbreitete. Die drei Astronauten der Apollo-1-Crew, Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee, verbrennen in der Kapsel. Diese Tragödie von Apollo-1 warf das geplante Mondlandeprogramm Amerikas um fast zwei Jahre zurück. Die Apollo-Missionen 2 und 3 wurden nach dem Desaster gestrichen und nicht nachgeholt. Die Missionen 4 und 5 hingegen wurden zu Testflügen umfunktioniert: Apollo-4 bedeutete den Erststart der Saturn-V Rakete, und mit Apollo-5 wurde am 22. Januar 1968 mit einer Saturn IB erstmals das Mondmodul im All getestet. Apollo-6 mit einer Saturn V diente Struktur- und Kompatibilitätstests für den nachfolgenden bemannten Flug mit Apollo-7.
Mit der Apollo-Kapsel wurden insgesamt 11 bemannte Missionen (davon 6 Mondlandungen) durchgeführt. Das Apollo-Raumschiff bestand aus 2 Millionen Teilen und hatte lediglich ein Gewicht von 6,5 Tonnen. Es war als erste amerikanische Konstruktion in der Lage, drei Astronauten ins Weltall zu tragen und verfügte über volle Navigationsfähigkeit. Die Boeing Company war für die erste Stufe, North American Aviation für die zweite Stufe und Douglas Aircraft Corporation für die dritte Stufe der Saturn-V-Rakete verantwortlich. Die Mondfähre wurde von Grumman Aircraft Engineering gebaut und IBM war für die gesamte Elektronik verantwortlich. Die erfolgreiche Zusammenarbeit dieser Firmen stellt bis heute eine der herausragendsten Managementleistungen dar. Wernher von Braun war der erste Manager, der das System der Netzplanung perfektionierte und für deren Umsetzung Computer einsetzte. Viele Unternehmen lernten von der Raumfahrt das Systemdenken, das Arbeiten mit Modellen und Simulationen sowie fortschrittliches Projektmanagement.
Missionsbeschreibung für den Flug zum Mond
Der Flugablauf für die Apollo-Misson zum Mond entsprach den Plänen des Luftfahrtingenieurs John Hoboult: Die erste Stufe (Kerosin/Sauerstoff mit fünf Raketenmotoren) brennt zweieinhalb Minuten, die fünf Motoren der zweiten Stufe (Wasserstoff/Sauerstoff) brennen 6,5 Minuten; anschliessend wird der Wasserstoff-Sauerstoff-Motor der dritten Stufe gezündet. Sobald die dritte Stufe eine Umlaufbahn um die Erde erreicht hat, werden die Motoren abgestellt. Ist nach Überprüfung der Geräte alles in Ordnung, wird die dritte Stufe erneut gezündet und das Raumschiff auf die zweite kosmische Geschwindigkeit (38.880 km/h), die das Verlassen des Erdschwerefeldes ermöglicht, beschleunigt. Danach trennt sich die Apollo-Kapsel von der dritten Stufe, wendet um 180 Grad und holt mit einem Andockmänöver die Mondlandefähre aus dem oberen Teil der dritten Stufe. Daraufhin wird der Flug zum Mond fortgesetzt, wobei das Raumschiff nach einem Bremsmanöver zunächst auf eine elliptische Bahn und nach einem zweiten Feuern der Bordrakete auf eine Kreisbahn um den Mond einschwenkt.
Jetzt beginnt das schwierigste Manöver: Zwei Astronauten gehen von der Apollo-Kapsel in die Mondlandefähre und pilotieren diese nach Trennung vom Mutterschiff zur Mondoberfläche. Durch erneutes Feuern wird die Geschwindigkeit der Fähre unmittelbar vor dem Aufsetzen abgebremst. Nach der Landung erfolgt die Erkundung des Mondes durch die Astronauten. Beim Start zurück zum Mutterschiff bleibt die untere Hälfte der Fähre als Startrampe auf dem Mond zurück. Sobald die Mondfähre zur Kommandokapsel zurückgekehrt ist, gilt es, das schwierige Andockmanöver zu meistern. Nachdem die beiden Mondgänger wieder im Mutterschiff sind, wird die Apollo-Kapsel auf die Rückkehrgeschwindigkeit zur Erde beschleunigt. Kurz vor Erreichen der Erdatmosphäre trennt sich die Kapsel von der Bordrakete, wendet ihr Hitzeschild der Erde zu und beginnt den Landeanflug, der mittels drei grosser Fallschirme im Meer endet.
Die bemannten Missionen
Der Flug von Apollo-7 am 11. Oktober 1968 wurde mit einer Saturn-1B Rakete durchgeführt. Die Astronauten Walter Schirra, Donn Eisele und Walter Cunningham hatten die Aufgabe, die Systeme unter längeren Einsatzbedingungen zu testen sowie Andockmanöver zu erproben. Die Mission mit einer Länge von nahezu 11 Tagen fügte der amerikanischen Raumfahrtbilanz 780 Austronautenstunden im All hinzu und demonstrierte, dass auch über den Zeitraum einer geplanten Mondmission eine Crew es in der Schwerelosigkeit ohne Gesundheitsgefährdungen aushalten kann. Der Start von Apollo-8 erfolgte am 21. Dezember 1968. Mit diesem Flug verliessen erstmals Menschen das Anziehungsfeld der Erde und begaben sich auf die von Jules Verne vorweggenommene Reise zum Mond. Etwa 70 Stunden später glückte das riskante Einschwenken der Rakete in den Mondorbit, in dem sich die Crew Frank Borman, James Lovell und William Anders etwa 20 Stunden aufhielten.
Erstmals sahen Menschen die Rückseite des Mondes – und eine Erde, die an dessen Horizont aufging. William Anders sagte, dass es die Ironie dieser Reise war, dass die Crew zum Mond aufgebrochen war, aber dass sich der Anblick der Erde als entscheidendes Ereignis herausstellte. Der Flug von Apollo-9 mit den Astronauten James McDivitt. David Scott und Russell Schweickart war technisch wesentlich anspruchsvoller als der spektakuläre Flug von Apollo-8, da hier die Erprobung der Landefähre unter Weltraumbedingungen stattfand. Die Generalprobe für die geplante Landung von Menschen auf dem Mond war der Flug von Apollo-10 (Spitzname «Charlie Brown and Snoopy») mit der Besatzung Eugene Cernan, John Young und Thomas Stafford. Die Erprobung der Andockmanöver zwischen der Mondfähre und der Kommandokapsel fanden bei dieser Mission in einer Mondumlaufbahn statt.
Der Nervenkrieg geht weiter
Der letzte grosse Erfolg der russischen Raumfahrt in den 60er Jahren datiert auf das Jahr 1966, als mit Luna-9 die erste Raumsonde weich auf dem Mond landete. Danach nahm das Wettrennen um den Mond immer mehr die Gestalt eines Pokerspiels an. Einen herben Rückschlag erhielt die russische Raumfahrt durch den Tod des Kosmonauten Wladimir Komarow, dessen Kapsel 1967 am Boden zerschellte. Am 26. Oktober 1968 starteten die Russen ihr neues Sojus-Raumschiff mit dem Kosmonauten Georgij Beregowoi. Allerdings war auch dieses Raumschiff nur eine Weiterentwicklung ein und derselben Konstruktion wie schon zuvor die Wostok- und die Woschod-Raketen. Im Januar 1969 gelangt den Russen, was zuvor schon Komarow hätte gelingen sollen, eine Kopplung von zwei «Sojus-Kapseln» und das Umsteigen der Kosmonauten im Weltall.
Der Nervenkrieg wurde forciert, als am 16. und 17. Mai 1969 die sowjetischen Sonden «Venus-5» und «Venus-6» auf dem Planeten Venus landeten und der russische Kosmonaut Alexej Leonow in Moskau mitteilte, dass die Sowjetunion auf der Weltausstellung in Kyoto 1970 Bodenproben vom Mond ausstellen wolle. Nachdem die russischen Archive geöffnet wurden, weiss man heute, dass die Sowjetunion damals eine bemannte Mondlandung mit der Riesenrakete N-1 plante. Da jedoch die Rakete beim ersten Start 1969 explodierte und bis zum Sommer nicht einsatzfähig war, blieb den Russen nur noch eine Option offen. Der amerikanische Erfolg einer bemannten Mondlandung konnte nur dann in seiner Wirkung für die Medien reduziert werden, wenn es gelang, vor den Amerikanern mit Bodenproben vom Mond zurückzukehren. Drei Tage vor dem avisierten Start von Apollo-11 startete am 13. Juli 1969 die unbemannte Sonde Luna-15 mit genau diesem Ziel. Das Wettrennen um den Mond hatte somit erneut begonnen.
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Die Apollo-11 Mission
Apollo-11 war bereits der 3. Flug von Menschen zum Mond. Diesmal jedoch sollten die zwei Astronauten Neil Armstrong und Edwin Aldrin auf dem unwirtlichen Himmelskörper aus Steinen und Geröll landen, während Michael Collins in der Kommandokapsel auf ihre Rückkehr wartete. Am 16. Juli 1969, um 9:37 Uhr Ortszeit, startete Apollo-11 von der Startrampe 39A des Kennedy Space Center in Florida. Aldrin sagte während des Fluges zum Mond: «Die Erde wurde schliesslich so klein, dass ich sie einfach dadurch aus dem Weltall verschwinden lassen konnte, indem ich meinen Daumen vor sie hielt.»
Am 20. Juli erreichte die Besatzung von Apollo-11 nach einer 4-tägigen Reise die Umlaufbahn des Mondes. Nach der Abkopplung der Landefähre «Eagle» vom Kommandomodul «Columbia» begann der Landevorgang. Für knapp eine Minute schien es, als müsste die Landung der Mondfähre «Eagle» abgebrochen werden, da der Bordcomputer Warnsignale von sich gab. Doch vom NASA Kontrollzentrum wurde das OK zum Fortfahren der Landung gegeben, die Kommandant Armstrong nun im Handbetrieb durchführte. Beinahe hätte es jedoch eine Bruchlandung gegeben, weil am vorbestimmten Landeplatz Geröll lag. Armstrong zündete die Bremsraketen und suchte sich einen neuen Landeort. Um 04:17 p.m. EDT landet die Landefähre «Eagle» auf der Mondoberfläche. Nach der geglückten Landung hatte er gerade noch für zwei Sekunden Treibstoff im Tank:
EAGLE: «Houston, Tranquility Base here. The Eagle has landed!»
HOUSTON: «Roger, Tranquility. We copy you on the ground. You’ve got a bunch of guys about to turn blue. We’re breathing again. Thanks a lot.»
Als der damals 39-jährige Neil Armstrong am 20. Juli 1969 um 10:56 p.m. EDT im Mare Tranquillitatis» («Meer der Ruhe») als erster Mensch seine Fussabdrücke auf dem Mond hinterliess, sagte er die berühmten Worte:
«That’s one small step for man, one giant leap for mankind.» («Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein grosser Sprung vorwärts für die Menschheit.»)
22 Minuten nach Armstrong betrat Aldrin den Mond. Während ihrem Spaziergang auf dem Mond sammelten die beiden Astronauten 21 kg Mondgestein und bauten eine 10 Millionen Dollar teure Forschungsstation auf, die ebenso wie eine Fahne der USA, eine Silikonscheibe mit eingravierten Botschaften für ausserirdische Lebewesen und Gedenkmedaillen an die Astronauten der Apollo-1 Mission dort zurückgelassen wurde. Am 24. Juli 1969 endete die Apollo-11 Mission mit der sicheren Landung der drei Astronauten 812 Meilen nördlich von Hawaii. Als die Mondfahrer zurückkehrten, mussten sie in eine dreiwöchige Quarantäne, um mögliche Mondorganismen von der Erde fernzuhalten. Die Angst vor einer möglichen Verseuchung aus dem All stellte sich jedoch als unbegründet heraus.
Im Dienste der Wissenschaft
Nach Apollo-11 gab es noch 6 bemannte Missionen und zehn weitere Amerikaner betraten unseren Trabanten. Noch im selben Jahr flog Apollo-12 mit Charles Conrad, Richard Gordon und Alan Bean zum Mond. Es schien so, als ob die Mondflüge zur Routine würden. Doch dann kam der Flug von Apollo-13. Beim Hinflug ereignete sich im Versorgungsteil des Mutterschiffs eine Explosion. Ein Sauerstofftank war detoniert. Dies verhinderte nicht nur die Mondlandung, sondern die Reise wurde zu einem Spiel um Leben und Tod für die Astronauten James Lovell, John Swigert und Fred Haise. Hätten die Astronauten die Mondfähre nicht als Rettungsschiff umfunktionieren können, wären sie im Weltall jämmerlich erstickt. Zum Glück war mit Lovell einer der erfahrensten Astronauten an Bord, der zuvor bereits mit Gemini-VII, Gemini-XII und Apollo-8 Raumflüge absolviert hatte. Nach diesem Unglück wurden die Flüge zum Mond erst nach einer grösseren Pause im Januar 1971 wieder fortgesetzt.
Bei der Apollo-14 Mission landete Alan Shepard, der erste Amerikaner im Weltall, auf dem Mond. Seine Crewkollegen waren Stuart Roosa und Edgar Mitchell. Die Apollo-15 Mission mit den Astronauten David Scott, James Irwin und Alfred Worden ist besonders hervorzuheben, da der Landeplatz in einem hohen Gebirge lag und erstmals ein elektrisch betriebenenes Mondauto mit einer Höchstgeschwindigkeit von 12 km/h eingesetzt wurde. Am 16. April 1972 startet Apollo-16 und wiederum fand eine Landung in einem Gebirge statt, in den «Descartes Highlands». Von den Astronauten wurden 96 kg lunaren Gesteins zur Erde zurückgebracht. Die Mission war ein voller Erfolg, da John Young und Charles Duke auf der Mondoberfläche sowie Thomas Mattingly auf der Mondumlaufbahn mehr wissenschaftliche Daten sammelten als alle ihre Kollegen der früheren Missionen zusammen. Am 07. Dezember 1972 startete die letzte Apollo-Mission zum Mond. Die Astronauten von Apollo-17 waren Eugene Cernan, Harrison Schmitt und Ronald Evans. Harrison Schmitt, ein Geologe, war der erste und letzte Wissenschaftler, der auf dem Mond landete. Der letzte Amerikaner, der den Mond vor nunmehr nahezu 27 Jahren betrat, war Eugene Cernan. Er hatte zuvor bereits erfolgreich die Gemini-IX Mission und den Apollo-10 Flug absolviert und sagte 1994 in einem Interview der Zeitschrift Discover auf die Frage, ob er zum Mond zurückkehren würde: «I’d go back in a minute.»
Einstellung des Apollo-Programms
Nach Apollo-17 wurde 1972 das amerikanische Raumfahrtprogramm, das ursprünglich bis Apollo-20 geplant war, aus Kostengründen eingestellt. Da der Wettlauf zum Mond entschieden war, liess das Interesse der Öffentlichkeit an den Apollo-Missionen nach. Für die vielen Fachleute, die für das Apollo-Programm angeheuert wurden, kam der plötzliche Stop der Mondlandungen völlig unerwartet. Es gehört zu den unrühmlichen Seiten der US-Raumfahrt, dass diejenigen, die für den grössten technischen Ruhm der Geschichte der Vereinigten Staaten gesorgt hatten, von heute auf morgen nicht mehr gebraucht wurden. Auch der Konstrukteur der Saturn-V Rakete, Wernher von Braun, verliess enttäuscht die US-Weltraumbehörde, die in der Endphase des Programms schon erste Anzeichen einer zunehmenden Bürokratisierung zeigte.
Die USA hatten das Wettrennen um den Mond gegen die UdSSR gewonnen. Bereits kurz vor der Mondlandung wurde bekannt, dass die russische Sonde Luna-15 bei dem Versuch der Landung auf dem Mond zerschellt ist. Im Sommer 1969 sah die Raumfahrtbilanz folgendermassen aus: 17 russischen Kosmonauten mit 868 Flugstunden im All standen 41 Amerikaner mit etwa 5200 Flugstunden gegenüber; Amerika hatte 21 bemannte Raumflüge durchgeführt, die Sowjetunion dagegen nur 12. 1972 stellten auch die Russen ihre Anstrengungen einer Mondlandung ein, da alle vier N-1 Raketen von 1969 bis 1972 beim Start explodierten. Die russische Mondfähre, die mit einer Person auf dem Mond landen sollte, dient heute als Anschauungsmodell.
Würdigung
1975 fand im Rahmen des Apollo-Sojus-Testprojektes der letzte Flug eines Apollo-Raumschiffes statt. Apollo war unter anderem der griechische jugendliche Gott des Lichtes und des Todes. Ich möchte deshalb diesen Artikel all denjenigen widmen, die am 20. Juli 1969 das Licht der Welt erblickt haben, und den Astronauten von Apollo-1 Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee, die am 27. Januar 1967 in ihrer Kapsel verbrannten. Wir dürfen nie vergessen, dass, wenn immer Menschen Grenzbereiche erforschen, die Gefahr zu versagen, omnipresent ist. Es gab viele kritische Situationen während des Apollo-Programmes, aber es war der menschliche Wille, der den Astronauten half, Krisen zu überwinden und das Undenkbare Wirklichkeit werden zu lassen.
Der Amerikaner Gus Grissom sagte über seinen Aufenthalt im Weltraum mit Gemini-III, als er in einer Höhe von 224 km 1965 dreimal die Erde umrundete: «Der Weltraum besitzt eine Klarheit und eine Leuchtkraft, wie es das auf der Erde überhaupt nicht gibt … Nirgendwo sonst kannst du die Majestät unserer Erde vollkommener erfassen und so von Ehrfurcht erfüllt werden von dem Gedanken, dass sie nur einer von unzählig vielen Tausenden von Planeten ist.»
Die Mondlandung von Apollo-11 am 20. Juli 1969 war ein besonderer Tag für die Menschheit, von denen wir hoffentlich noch viele erleben dürfen. Es war ein Tag, an dem wir uns eins fühlen durften mit dem Kosmos, eins mit einer globalen Gemeinschaft, die noch grossen Aufgaben zu bewältigen hat. 528 Millionen Menschen erlebten das Ereignis live am Fernseher mit. Es war, als ob der Mensch ein neues Paralleluniversum, eine Tür zu einer fremden, bisher unbekannten Welt, aufgestossen hätte.
Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag (www.ewk-verlag.de ) erschienen ist, heisst «Unter Bankstern».
Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com , www.wallstreetcockpit.com , www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH (www.cockpit.li ). Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.