Artur P. Schmidt: Weltwirtschaftskrieg ante portas?
Von Artur P. Schmidt
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Der Kapitalismus wie wir ihn bisher gekannt haben ist tot. 20 Jahre nach dem Fall des Sozialismus ist das auf Schulden basierte Niedrigzins-System an seiner ausufernden Geldvermehrung gescheitert. Die nur noch konsumierende Supermacht USA ist in ihrer eigenen Kreditblase gefangen und kann sich nur noch durch den Kraftakt der Entwertung des US-Dollars aus dieser Falle befreien. Da der US-Dollar aktuell noch die Weltwährung ist, wird damit dem Rest der Welt das amerikanische Schulden-Armageddon aufgeladen.
Weitermachen wie bisher am Potomac
Amerika will ohne Rücksicht auf Verluste seinen Wachstumsfetischismus beibehalten und startet damit einen Wirtschaftskrieg, den es nicht gewinnen kann. Statt auf Opfer, Demut und Sparen zu setzen, will Amerika so weiterwirtschaften wie bisher und setzt auf militärische Stärke. Hier muss eine starke Gegenreaktion von Europa, Russland, Japan und China erfolgen. Es ist in der heutigen Welt nicht mehr hinzunehmen, dass der grösste Umweltverschmutzer der Welt sich nicht zu seiner Verantwortung bekennt. Klimaveränderung, Wassermangel und Armut sind Ausdruck des Untergangs des kapitalistischen Systems, welches an seinen schuldenbasiertem Wachstumswahn gescheitert ist.
Rezept: Man stürze die Welt ins Chaos
Schon werden erste protektionistische Massnahmen in den USA eingeführt. Wenn bei den milliardenschweren Rettungspaketen die Infrastrukturerneuerung ausschliesslich mit Stahl und Eisen aus den USA durchgeführt werden soll, so wird klar, dass Amerika ein strategisches Interesse daran hat, die Krise nicht zu bekämpfen sondern im Gegensatz weiter zu forcieren. Das Rezept: Man stürze die Welt ins Chaos und nutze die eigene Weltwährung zur Erhöhung der eigenen Dominanz. Doch es ist wie bei jedem Spiel. Dieses können die Amerikaner nur gewinnen wenn alle anderen mitspielen. Deshalb sollte der Rest der Welt jetzt die Spielregeln ändern und Amerika, als wirtschaftlich besiegtem Land, die neuen Konditionen diktieren. Wenn Amerika den Protektionismus schürt, muss der Rest der Welt das Gegenteil machen. Der internationale Handel zwischen Europa, Russland und Asien muss intensiviert werden. Es könnte für alle Beteiligten von grossem Nutzen sein, den Euro zu stärken und diesen zur neuen Weltwährung auszubauen.
Der Euro muss gestärkt werden
Die Voraussetzung, dass dies gelingen kann ist, dass die schwächsten Euro-Länder sich für eine gewisse Zeit aus dem Euro ausklinken, durch niedrige Wechselkurse ihre Wirtschaften sanieren und so der Euro zur neuen DM Europas werden kann. Es liegt auf der Hand, dass dies auch im Interesse Frankreichs und Grossbritanniens liegt. Europa muss China davon überzeugen zukünftig europäische und keine amerikanischen Anleihen mehr zu kaufen. Amerika ist ein Auslaufmodell, dass die Welt seit Ende des 2. Weltkrieges mit einem Wirtschaftsfaschismus überzogen hat, der jetzt gestoppt werden muss. Europa sollte deshalb auch militärisch aufrüsten und wieder die Vorherrschaft in der Luft- und Raumfahrtindustrie erringen. Alte Industriezweige sollten in Europa nicht mehr subventioniert werden, vielmehr gilt es jetzt in den Zukunftsmärkten Nanotechnologie sowie die Bio- und Gentechnologie die weltweite Führungsrolle zu erringen.
Kann Europa aus der Krise profitieren?
Europa kann darüber hinaus zum grossen Sieger eines möglichen Wirtschaftskrieges zwischen den USA und China avancieren. Sollte China den Yuan abwerten, würde dies chinesische Produkte in den USA erheblich verbilligen. Die USA werden hierauf mit massiven Strafzöllen auf chinesische Produkte reagieren, damit es sich für die US-Unternehmen wieder lohnt, die Produkte im eigenen Land herzustellen. Hier schlägt die Stunde Europas, wenn es seine Währung stark macht und statt auf Protektionismus zu setzen auf eine Ausweitung des Welthandels setzt. China muss sich zukünftig auf den neuen Absatzmarkt Europa konzentrieren und die bankrotten Amerikaner aussen vor lassen.
Airbus macht’s vor
Der Siegeszug von Airbus Industrie hat aufgezeigt, dass Europa in der Lage ist, dem amerikanischen Grossmachtstreben erfolgreich entgegenzutreten. In der amerikanischen Senatsflagge thront das faschistische Rutenbündel. Welchen anderen Beweis braucht es, um zu sehen, dass es Amerika nicht um das Wohl der Welt geht sondern um dessen Dominierung. Hier braucht es Gegenpole aus Europa und Asien, um die Macht der schiesswütigen Amerikaner zu brechen. Obama könnte als der grösste amerikanische Präsident in die Geschichte eingehen, wenn er die Macht der Federal Reserve bricht und eine vom Bankensystem unabhängige Zentralbank erschafft, die nicht mehr im Dienste korrupter Banken und der amerikanischen Rüstungslobby steht…
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Handelsungleichgewichte müssen abgebaut werden
Die weltweiten Spekulationsblasen können nicht damit saniert werden, dass Amerika seinen Schulden nicht bezahlt, sondern nur dadurch, dass die Handelsungleichgewichte abgebaut werden. Eine interessante Lösung hierfür liefert hierfür John Maynard Keynes. Er schlug vor eine internationale Zahlungsunion zu gründen, die International Clearing Union (ICU). Die Zentralbanken sollten bei dieser Organisation Konten unterhalten über die die wechselseitigen Zahlungsflüsse zwischen den Währungen ausgeglichen werden sollten. Länder mit Devisenüberschüssen hätten ein Haben auf ihrem Konto bewirkt, Länder mit mehr Ausgaben als Einnahmen hätten ein Soll auf ihrem Konto gebucht.. Für die Kontoführung wäre eine eigene Weltwährung der Bancor eingeführt worden, die jedoch nur als Buchgeld geführt worden wäre, d.h. es war nicht geplant Banknoten und Münzen auszugeben. Keynes Idee war es, Überschuss- und Defizitländer dazu zu bewegen, die Ungleichgewichte in ihren Zahlungsbilanzen abzubauen. Dazu sah er vor, jedem Land eine maximale Quote zuzugestehen, die sich am Anteil des Landes am Welthandel bemessen hätte. Hätte das Guthaben oder Soll eines Landes über dessen Quote gelegen, so sollte das Land Zinsen zwischen 5 und 100 % an die ICU zahlen müssen, womit eine Umlaufsicherung des Geldes erreicht werden sollte.
Euro soll Weltwährung werden
Diese Idee eines internationalen Buchgeldes wurde von der Europäischen Gemeinschaft 1975 mit der Einführung des ECU (European Currency Unit) als reine Verrechnungseinheit wieder aufgegriffen und bildete somit die Grundlage für den Euro. Der Autor vertritt die Ansicht, dass es im strategischen Interesse der gesamten Welt liegen muss, den Euro zu Weltwährung auszubauen. Um seine Stärke zu forcieren, müssen marode europäische Staaten sich freiwillig zum Austritt bereit erklären. Wenn Sie ihre Hausaufgaben gemacht haben, können Sie jederzeit wieder beitreten. Dieser hart erscheinende Schritt ist in Wirklichkeit für die betroffenen Ländern eine weichere Landung, da ihnen eine schwache Währung eine schnellere Sanierung ihrer Wirtschaft erlaubt. Sie ermöglicht jedoch den entscheidenden strategischen Vorteil, dass der Euro wieder ähnlich stark wird wie frühere D-Mark.
Neue strategische Allianzen sind notwendig
Die Welt braucht eine starke Währung, um die Welt aus die Krise zu führen. Erklären sich auch China, Russland und Japan bereit den Euro als neue Weltwährung zu akzeptieren, könnten diese gemäss ihrer Wirtschaftsleistungen dem Euro beitreten, der dann zum Globo umbenannt werden könnte. Um dieses Ziel zu erreichen, muss Europa seine Allianzen mit Russland, China und Japan stärken und eine Art «Bruxelles Woods» generieren. Zukünftig ist ein internationales Währungssystem notwendig, dass die Wechselkurse entsprechend den ökonomischen Fundamentaldaten der Länder festlegt. Europa braucht strategische Führung und sollte sich mit Russland und den asiatischen Ländern auf die neue Weltwährung Euro verständigen. Wenn jetzt die weltwirtschaftlichen Weichen nicht gemäss der wirtschaftlichen Stärke der Länder gestellt werden, wird die Weltwirtschaftskrise das Ausmass der grossen Depression der 30er Jahre überschreiten und zur noch grösseren Depression avancieren.
Postmoderne Barbarei droht
Die weltweite Überakkumulation des Kapitals in allen seinen Erscheinungsformen kann nicht mit einer Weltwährung US-Dollar gelöst werden, da es nicht angehen kann, dass der Verursacher der Krise zu dessen grösstem Profiteur avanciert. Amerika hat mit seinen inflationären Gelddruckmassnahmen den Weltwirtschaftskrieg gestartet, deshalb ist es jetzt an der Zeit, dass der Rest der Welt jetzt in friedlicher Weise kooperiert und einen radikalen Wandel herbeiführt. Alle weltweiten Rohstoffe sollten deshalb baldmöglichst nur noch in Euro gehandelt werden. Dies würden auch die arabischen Staaten begrüssen. Die Zeit für einen Paradigmenwechsel ist jetzt, ein Zögern könnte fatale Folgen haben. Europa muss schnellstmöglich zu einer Führungsstärke zurückfinden. Deshalb ist Angela Merkel mehr denn je gefordert, Europa neue Stärke einzuhauchen und neue Allianzen zu schmieden, die den Weg für eine neue Weltwirtschaftsordnung ebnen. Gelingt dies nicht, könnte eine postmoderne Barbarei mit den Folgen von innerer Selbstzerstörung, Bürgerkrieg und einem fatalen Weltwirtschaftskrieg aller Staaten gegen alle die Welt in viraler Weise infizieren.
Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im Februar 2008 beim EWK-Verlag (www.ewk-verlag.de ) herauskommt, heisst «Unter Bankstern».
Heute ist Dr.-Ing. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com , www.wallstreetcockpit.com , www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH (www.cockpit.li ). Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.