Von Artur P. Schmidt
info@wissensnavigator.com
Die versteckte Geldentwertung
Jetzt, wo der Goldpreis erneut über die 1?000 USD-Marke geklettert ist, stellt sich die Frage nach dem tatsächlichen Preis des Edelmetalls, wenn man die Gelddruckorgie der Fed und die damit verbundene Entwertung des USD mit dem heutigen Goldpreis in Relation setzt. Jeder weiss, dass aufgrund der US-Schuldenmaschinerie ein USD heute viel weniger wert ist als noch vor 20 Jahren. Die Frage ist daher, welchen Preis kann Gold erreichen, um die im nächsten Aufschwung sichtbar werdende Inflation, deren Saat gerade von der US-Notenbank gesät wurde, auszugleichen. Die Antwort darauf hängt vom Consumer Price Index ab. Hierfür stehen zwei Alternativen zur Verfügung: diejenige der US-Regierung und der CPI www.ShadowStats.com . Betrachtet man die Zahlen, die nicht manipuliert werden, so hätte der Goldpreis bereits Ende 2007 bei etwa 6?000 USD liegen müssen.
Abb. 1. Der wahre Preis von Gold
Im Zuge der Finanzkrise sah sich die Fed gezwungen, die Märkte mit Liquidität zu überfluten. Doch das Ausmass dieses Vorgangs stellt alle Gelddruckrettungsmassnahmen in den Schatten, die in den letzten Jahrzehnten durchgeführt wurden. Der an sich instabile Kapitalismus, wie Hyman Minky in seinem Buch «Stabilizing an Unstable Economy» feststellte, muss sich immer wieder durch massive Gelddruckorgien vor dem Untergang retten. Mit einem projizierten Haushaltsdefizit von 13% des BIP haben die USA mittlerweile ein mehr als doppelt so grosses Defizit als das bislang höchste Minus seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach den immensen Beteiligungen des Staates in der Banken-, Auto-, Hypotheken-, Gesundheits- und Versicherungsbranche soll eine Grosse Depression auf Teufel komm raus vermieden werden. Die Folge werden stark anziehende Preise und viel höhere Zinsen in den nächsten drei bis fünf Jahren sein.
US-Notenbankgeldmenge steigt wie seit 50 Jahren nicht mehr
Seit September 2008 hat die Fed in den USA eine radikale Erhöhung der monetären Basis durchgeführt. Die prozentuale Zunahme der Notenbankgeldmenge ist der grösste Anstieg in den letzten 50 Jahren. Dieser Anstieg befindet sich somit derart weit ausserhalb des bisherigen Erfahrungsbereichs, dass er die Gefahr einer späteren Hyperinflation, verbunden mit einem Hypercrash der Währung und der Bondmärkte, impliziert. Legt man für diese Entwicklung einen hypothetischen Goldpreis zu Grunde, so könnte dieser sogar in den nächsten Jahren auf über 12?000 USD steigen.
Abb. 2: Explosion der Geldversorgung
Gold ist immer noch spottbillig
Angesichts der massiven Ausweitung der monetären Basis, die scheinbar unausweichlich war um einen totalen Kollaps des Finanzsystems zu vermeiden, stellt sich die Frage, ob nun das Schlimmste tatsächlich vorüber ist. Dem dürfte nicht so sein, denn sonst hätte der Goldpreis längst wieder auf 500 USD zurückfallen müssen. Dies legt den Schluss nahe, dass die weltweiten Aktienmärkte nach oben manipuliert wurden. Regierung, Banken und Wall Street taten alles, um die Aktienmärkte nach oben zu pushen. Deshalb kann man nur eine Schlussfolgerung ziehen: Gold ist auf dem derzeitigen Preis von etwa 1?000 USD auch heute noch sehr billig, auch wenn der Feinunzen-Preis in einer zweiten deflationären Bereinigungsphase nochmals unter 800 USD fallen sollte.
$$PAGE$$
Missverstandene Bedeutung
Die Bedeutung des Goldes wird oftmals missverstanden, weil das Edelmetall keine Zinsen liefert und in inflationsfreien Zeiten in Vergessenheit gerät. Aber gerade in diesen Zeiten der scheinbaren Stabilität wird die Risikofreude des Kapitalismus immer nach oben getrieben (wie bei der letzten 20 Jahre währenden Verbriefungswelle) mit der Konsequenz, dass die Instabilität des Systems in den letzten beiden Jahrzehnten immer grösser wurde. Gold ist jedoch nicht nur die Absicherung gegen die «Inflation», sondern vor allem gegen die Zunahme der Instabilität im kapitalistischen System. Die Blasenbanker der heutigen Zeit können die Instabilität im System nur dadurch bekämpfen, dass sie in Krisen wie 1974 bis 1975, 1981 bis 1982 und 2008 bis 2010 immer mehr Geld ins System pumpen. Dies wird den Goldpreis in naher Zukunft explodieren lassen, ebenso den Preis für Silber, das wegen seiner noch grösseren Knappheit noch stärker ansteigen wird.
Abb. 3. Goldpreisentwicklung der letzten Jahre: Quelle www.bankingcockpit.com
Hyperinflation ante portas
Wenn die Fed nicht wieder zu unpopulären Massnahmen zurückkehrt, wird die Inflation in Bälde zurückkehren. Sobald Gold die 1?050-USD-Marke nach oben durchbricht, dürfte es für den Goldpreis kein Halten mehr geben. Die bisherige Gelddruckorgie der Fed ist beispiellos in der Geschichte. Die chinesische Regierung ermutigt ihre Bürger sogar, Gold zu kaufen, was angesichts der Überschüsse, die das Land erzielt, die einzige Möglichkeit ist, sich dem amerikanischen Schulden-Nirwana zu entziehen, ohne den USA völlig den Hahn abzudrehen. Schliesslich ist die chinesische Währung an die amerikanische Währung gekoppelt, was bei einem Dollarverfall auch der chinesischen Währung internationale Wettbewerbsvorteile verschafft. Wenn die Geschichte ein Leitfaden ist, dann dürfte der Dollar in Bälde sehr stark abwerten.
Stets ein 38 Jahre währender Zyklus
Es scheint, als ob Amerika alle 38 Jahre einem starken Abwertungszyklus der Währung unterliegt*. So kam es in den Jahren 1742 (nach dem Ende des siebenjährigen Krieges, 1781 (=1742+39) nach Ende des amerikanischen Revolution, 1819 (=1781+38) nach der Canal Craze Bubble und der Panik von 1819, 1857 (=1819+38) nach der Panik von 1857 und des Vertrauensverlustes in Papiergeld, 1895 (1857+38) nach dem Platzen des Eisenbahn-Bubble, 1933 (=1895 +38) während der Grossen Depression, 1971 (= 1933+38) nach der Entfernung des Dollar vom Gold-Standard und zuletzt 2009 (=1971 +38) zu massiven Entwertungsschüben der jeweils zugrunde liegenden US-Währung.
(*Quelle: http://pair.offshore.ai/38yearcycle )
800?000 Milliarden-Dollar-Derivatebombe
Zuletzt lastet eine 800?000 Milliarden USD teure Derivatebombe auf der Weltwirtschaft, deren Leitwährung noch der US-Dollar ist. Da Gold bei jedem Entwertungsschub seinen tatsächlichen Wert behält, dürfte der Goldpreis bereits im nächsten Jahr Richtung 2.000 USD marschieren. Wenn die Fed für jeden Dollar vom September 2008 zukünftig ein Vielfaches mehr in Umlauf bringt, wie es durch die immense Geldmengenausweitung gerade geschieht, dann ist eine Goldpreisexplosion nur noch eine Frage der Zeit. Es dauert scheinbar immer 38 Jahre bis eine neue Generation von Bankstern den Wert der US-Währung völlig zugrundegerichtet hat und Gold vor einer neuen Aufwertungsrunde steht.
Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag (www.ewk-verlag.de ) erschienen ist, heisst «Unter Bankstern».
Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com , www.wallstreetcockpit.com , www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH (www.cockpit.li ). Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.