Der krisengeschüttelte Technologiekonzern Ascom geht in die nächste Restrukturierungsrunde. Warum das Berner Traditionsunternehmen das Aktienkapital erhöhen und die Organisation weiter straffen will, erklärt CEO Juhani Anttila im Moneycab-Interview.
Von Tobias Billeter
Ascom-Chef Juhani Anttila verkündet weitere Restrukturierungsmassnahmen. (pd)
Herr Anttila: Sie wollen das Ascom-Aktienkapital um gut 74 Millionen Franken erhöhen. Was sagen die Grossaktionäre dazu?
Wir haben die Kapitalerhöhung aus Sicht der Unternehmensbedürfnisse beschlossen. Was die Grossaktionäre davon halten, dazu wollen wir keine Stellung nehmen. Aber wir sind zuversichtlich, dass die Generalversammlung unseren Vorschlägen zustimmen wird. Die neuen Massnahmen sind für die zukünftige Entwicklung von Ascom wichtig und steigern die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Braucht Ascom die Kapitalerhöhung, um den 2005 fälligen Bond zurückzuzahlen?
Nein! Die Mittel benötigen wir, um den allgemeinen Finanzierungsbedürfnissen des Unternehmens nachzukommen. Damit wir organisch wachsen können.
Sie betonen, dass die Kapitalerhöhung eine «verbesserten Unternehmensbeurteilung durch die Kunden und Lieferanten» ermögliche. Hatten sie in den vergangenen Monaten ein Glaubwürdigkeitsproblem?
Trotz der angespannten Finanzsituation haben wir unsere Glaubwürdigkeit gegenüber Kunden und Lieferanten in den letzten Monaten nicht verloren. Im Gegenteil: wir konnten sogar einige Grossaufträge dazu gewinnen. Werten Sie unsere Aussage also positiv. Klar ist, dass eine gestärkte Kapitalbasis unsere Verhandlungsposition gegenüber den Kunden und Lieferanten deutlich verbessert. Das heisst konkret?
Nehmen wir das Grossprojekt in Montreal. Wer solche Aufträge vergibt, will keine unnötigen Risiken eingehen. Deshalb prüfen die Auftraggeber stets auch die Eigenkapitalbasis der Lieferanten. Eine solide Eigenkapitalbasis ist daher wesentlich, um solche Aufträge zu bekommen. Die Kapitalerhöhung wird uns insbesondere auch im Bereich «Network Integration» zugute kommen. Dort haben Aufträge oft langfristigen Charakter.Neben der Kapitalerhöhung stehen harte Restrukturierungsmassnahmen an. 450 Arbeitsplätze sollen weltweit abgebaut werden. Wo werden die Jobs gestrichen?
Derzeit betreiben wir weltweit rund 60 Ländergesellschaften. Diese Organisationsstruktur stammt aber noch aus der Zeit, als wir rund 3 Milliarden Franken Umsatz gemacht haben. Heute setzen wir noch 1 Milliarde Franken um. Es besteht also Handlungsbedarf und viel Potential für Effizienzsteigerungen. Der Stellenabbau wird also vorwiegend im Ausland stattfinden?
Wir sind der Meinung, dass wir im Ausland mit 23 operativen Gesellschaften gut auskommen werden. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Was wird die Restrukturierung kosten?
Rund 35 bis 40 Prozent entfallen auf Sachkosten, der Rest sind Personalkosten. Die Massnahmen betreffen alle Geschäftsbereiche und sollen bis 2004 umgesetzt werden. Noch eine letzte Frage zur Sparte Transport Revenue. Wie viele Verlustgeschäfte müssen noch in Ordnung gebracht werden?
Wir haben noch zwei Altlasten aus vergangenen Tagen zu bewältigen. Bis Ende Sommer 2004 sollte dieses Thema vom Tisch sein.Tobias Billeter (swisscontent)