Ascom hofft nach Rückzug von Victory auf mehr Stabilität im Aktionariat
«Wir hoffen, dass es jetzt mehr Stabilität im Aktionariat gibt», sagte Ascom-Sprecher Daniel Lack am Donnerstag auf Anfrage. «Wir wollen uns mehr auf die Geschäfte konzentrieren und die Umsetzung der Wachstumsstrategie.» Das Ascom-Topmanagement habe in den letzten Monaten relativ viel Zeit und Kraft anderen Themen widmen müssen.
Peciks und Stumpfs Engagement stiess auf wenig Akzeptanz
Peciks und Stumpfs Beteiligungsgesellschaft Victory war Mitte Januar gross bei Ascom mit 20,1% eingestiegen, nachdem sie den Anteil des Tessiner Financiers Tito Tettamanti gekauft hatte. Das Engagement der beiden Österreicher stiess auf wenig Gegenliebe bei den Bernern.
Machtkampf Anfang des Jahres
Zum Eklat kam es Mitte Februar, als der Ascom-Verwaltungsrat Konzernchef Rudolf Hadorn per sofort entliess, weil er heimlich mit Victory über Wechsel im Aufsichtgremium verhandelt haben soll. Pecik sprach von einer «Überreaktion» und forderte nachdrücklich die Wiedereinsetzung Hadorns. Ascom-Verwaltungsratspräsident Juhani Anttila schloss eine Rückkehr des ehemaligen Konzernchefs aus. Kurz vor der Generalversammlung war der Machtkampf um eine Episode reicher: Laut Anttila hatte sich Pecik auf seine Seite gestellt. Die GV ging glatt über die Bühne. Der Österreicher war nicht einmal da. In die Ernennung von Riet Cadonau zum neuen Nachfolger Hadorns als Ascom-Chef sei Pecik nicht involviert gewesen, sagte Lack. Man habe Pecik nachher informiert.
Ungeklärte Bewegung im Aktionariat
Anfang März machten Victory-Deals mit Ascom-Papieren Schlagzeilen. Es kam zu einer Bewegung im Aktionariat, die bis heute nicht geklärt ist. Victory senkte am 1. März zunächst ihren ursprünglichen Anteil von 20,1 auf 9,5%, stockte ihn gleichentags aber wieder auf 24,77% auf.
Untersuchung der EBK aufgrund ausserbörslicher Transaktion
Offenbar hatte Victory ein Ascom-Paket kurzzeitig ausserbörslich an die Zürcher Kantonalbank (ZKB) verschoben. Die Transaktionen haben eine Untersuchung der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) ausgelöst. Die Untersuchung sei noch nicht abgeschlossen, sagte EBK-Sprecherin Eveline Oehrli am Donnerstag auf Anfrage. Wie lange sie noch dauere, könne sie nicht sagen.
Keine Kunden verloren, keine bekommen
Er könne nicht bestätigen, dass Ascom durch die Turbulenzen, die seit dem Einstieg von Victory entstanden seien, Kunden verloren habe, sagte Lack: «Auf der anderen Seite haben wir aber auch keine bekommen.»
Ascom-Kursziel herabgestuft
In diese Kerbe hieb auch Vontobel-Analyst Panagiotis Spiliopoulos, der – wie andere Analysten auch – sein Kursziel für die Ascom-Aktie von 20 auf 14 CHF herabstufte. Das Vakuum im Management nach dem Rauswurf Hadorns könnte sich negativ auf das operative Geschäft ausgewirkt haben. «In den letzten Monaten wurden deutlich weniger Auftragseingänge verzeichnet», urteilte Spiliopoulos nun am Donnerstag. Es bestehe das Risiko, dass das Unternehmen die Prognosen für das Geschäftsjahr 2007 senken könnte. Die Aktie sei angesichts des Umsatz- und Betriebsgewinnpotentials teuer bewertet.
Weiterer Weg hängt von ZKB-Aktienpaket ab
Ob Ascom jetzt tatsächlich in ruhigere Gewässer einbiegen kann, hängt davon ab, was mit dem Aktienpaket der ZKB passiert, die nach dem Ausstieg von Victory 20,11% an Ascom hält. «Wir gehen davon aus, dass die ZKB mit dem Paket vertrauensvoll umgeht», sagte Lack.Welche Besitzvariante Ascom am liebsten wäre, wollte der Sprecher nicht sagen. Anzeichen, dass der russische Oligarch Viktor Vekselberg einsteigen wolle, habe Ascom nicht. (awp/mc/ar)