Ascom schreibt 100 Mio. Verlust – Refinanzierung noch ungelöst
Die Berner Ascom weist einen Semesterverlust von 100 Mio. Franken auf. Weitere Devestitionen sind geplant. Entscheidend für die Zukunft des Unternehmens ist die anstehende Refinanzierung.
Von Franziska Hügli und Tobias Billeter
Ascom hat den Turnaround noch nicht geschafft. Das Technologieunternehmen weist im ersten Halbjahr 2002 einen Verlust von 100 Mio. Franken aus. Davon entfallen 74 Mio. Franken auf ausserplanmässige Abschreibungen auf Goodwill und Immobilien. Der Einbruch der Technologiemärkte, das schwierige Devestitionsumfeld sowie die anstehende Refinanzierung belasten weiterhin die Genesung des angeschlagenen Konzerns.
Umschuldungsgespräche im Gang
Das derzeit wichtigste Projekt von Ascom ist sicherlich die Refinanzierung der kurzfristigen Verbindlichkeiten. Durch die Devestitionen konnte Ascom zwar die Nettoverschuldung um 34 Prozent auf 416 Mio. Franken reduzieren. Bereits Ende Oktober läuft aber das Stillhalteabkommen mit den Banken aus. Bis dahin muss eine Umschuldungslösung gefunden werden. «Wir stehen in einem konstruktiven Dialog mit den Banken», erläuterte CEO Urs Fischer den Stand der Verhandlungen. Auf Details wollte er nicht eingehen.
Bereinigter Umsatz 12 Prozent tiefer
Auch beim Umsatz konnte Ascom die Erwartungen der Analysten nicht ganz erfüllen. Der Technologiekonzern weist im ersten Halbjahr einen Umsatz von 1093 Mio. Franken aus. Aufgrund der zahlreichen Devestitionen ist die Zahl kaum mit dem Vorjahr vergleichbar. Bereinigt um Devestitionen und negative Währungseinflüsse ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahressemester um 12 Prozent zurück.
Noch keine Lösung für Energy Systems
Die erhofften Resultate der Anstrengungen zur Neufokussierung des Konzerns lassen auf sich warten. Die nicht mehr zum Kerngeschäft gehörenden Bereiche Energy Systems und der PBX trugen stark zum schlechten Resultat bei. Beide Bereiche weisen ein negatives und rückläufiges Betriebsergebnis aus. Ascom hat bereits zwei renommierte Investmentbanken mit dem Verkauf der beiden Bereiche beauftragt.
Powerline rückläufig
Der einstige Hoffnungsträger Powerline (Internet über die Steckdose) sowie der Bereich New Technologies lieferten ebenfalls enttäuschende Zahlen. Der Auftragseingang schrumpfte von 75 Mio. im Vorjahressemester auf 17 Mio. Franken, der Betriebsverlust kletterte von 9 Mio. auf19 Mio. Franken. Kann für Powerline bis Mitte des nächsten Jahres kein Grossauftrag oder Investor gewonnen werden, wird man bei dem Projekt «über die Bücher gehen».
Abbau von 150 Stellen
Ein von Insidern befürchtetes Revirement an der Konzernspitze ist einstweilen ausgeblieben. Das Management steht allerdings unter einem riesigen Zeitdruck. Für das zweite Halbjahr rechnen die Verantwortlichen nicht mit einer Erholung des Gesamtmarktes. Für die Kerngeschäfte Network Integration, Security Solutions, Transport Revenue und Wireless Solutions rechnet der Konzern allerdings mit einer positiven Entwicklung. Energy Systems und PBX werden laut Einschätzung des Managements weiterhin von der Marktschwäche betroffen sein. Im Rahmen des laufenden Restrukturierungsprogramms baut der Berner Konzern bis im ersten Quartal 2003 in der Schweiz insgesamt 150 Stellen ab.
Ascom im 1. Halbjahr: Die wichtigsten Zahlen in Mio. Franken H1 02H1 01Veränd. in Mio.Umsatz10931548-455EBITDA4487-43EBIT -8712-99Verlust10026-74Verschuldung416669-253Eigenkapital382902-520Alle Beträge in Mio. Franken
Umsätze und EBIT der wichtigsten Bereiche Umsatz H1 02Umsatz H1 01EBIT H1 02EBIT H1 01Integrated Services400475-101 Energy Systems198279-59 New Technologies816-19-9 Enterprise Communications19920121 Co-Operation3056211114 Alle Zahlen in Mio. Franken
Ascom im 1. Semester 02: Das hatten die Analysten erwartet UmsatzEBITReingewinnH1 2001154812.0-26.0Vontobel1167-75.9-105.7ZKB1192-76.0-20.7Pictet1030 -13.0Alle Zahlen in Mio. Franken